Schleswig

Wie mit Schokolade, Kaffee und Tee aus dem Weltladen den Ärmsten geholfen wird

Wie mit Schokolade, Kaffee und Tee aus dem Weltladen den Ärmsten geholfen wird

Wie mit dem Weltladen den Ärmsten geholfen wird

Claudia Kleimann-Balke/shz.de
Schleswig
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Engagieren sich im Weltladen am Kornmarkt: Walter Großke (v.l.), Ute Ullrich, Karin Petersen und Matthias Hertel. Foto: Claudia Klieimann-Balke/shz.de

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Im Weltladen in Schleswig gibt es mehr als nur fair gehandelte Produkte. Mit dem Gewinn werden Projekte in besonders armen Regionen der Erde unterstützt.

„Ich habe die Menschen gesehen, die von unserer Arbeit profitieren“, erzählt Ute Ullrich. „Und ich habe erlebt, wie sinnvoll das ist, was wir hier tun. Das hat mich sehr beeindruckt.“ Ihr Besuch in El Salvador wirkt auch nach längerer Zeit nach. Das Erlebte hat sie in ihrem Engagement für den Weltladen am Kornmarkt bestärkt und den Blick auf die Menschen vor Ort geschärft.

Ute Ullrich ist Erzieherin – eigentlich. Im Weltladen kümmert sie sich um den Einkauf und die Gestaltung der Schaufenster. Mit der Begeisterung für das Land, aus dem viele der Produkte im kleinen Laden am Kornmarkt stammen, hat Matthias Hertel sie angesteckt. „Wenn er erzählt, überträgt sich die Begeisterung einfach“, schmunzelt sie.

Der pensionierte Pastor hatte sich bereits seit den 80er-Jahren im früheren Weltladen (Gemeindehaus St.-Michaelis-Süd im Stadtweg) engagiert. Vor genau vier Jahren war er Mitbegründer des Weltladens am Kornmarkt.

Mit von der Partie war von Anfang an auch Walter Großke, ebenfalls pensionierter Pastor. Gemeinsam mit ihrem Team aus inzwischen 17 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen sie nun hinter dem Tresen. „Wir haben ein großartiges Team“, betont er. „Und während viele Einzelhändler verzweifelt Mitarbeiter suchen, haben wir sogar eine Warteliste. Wir sind sehr dankbar, dass so viele Menschen unsere Arbeit unterstützen möchten.“

Informationen zu fair gehandelten Waren

Die Arbeit im Weltladen beschränkt sich nicht darauf faire Ware zu bestellen, auszupacken und zu verkaufen. „Das kann heute jeder Discounter“, ergänzt Walter Großke. „Hier gibt es über fair gehandelte Schokolade, Kaffee und Tee auch Kunstgewerbe – und viele Informationen gleich dazu. Das ist unser Mehrwert.“ Fragen rund um den fairen Handel, beispielsweise, welche seriösen Fair-Trade-Siegel es gibt und welche Parameter erfüllt werden müssen, um so ein Siegel zu bekommen, werden gern und fundiert beantwortet.

Der gesamte Gewinn des Weltladens fließt in seinen Förderverein. Der kann dann wiederum Projekte und Initiativen unterstützen. Der Förderverein des Weltladens am Kornmarkt unterstützt zum Beispiel Projekte in El Salvador.

Land und Leute liegen Hertel am Herzen

Matthias Hertel, der vor sechs Jahren extra Spanisch lernte, um direkter an den Menschen zu sein, hat das Land schon häufiger besucht. „Wir unterstützen dort drei Schulen für Straßenkinder und ein Asyl für Obdachlose“, erzählt er und man merkt, wie sehr ihm Land und Leute am Herzen liegen.

In Bethlehem fertigt eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung Produkte aus Olivenholz, die im Weltladen vertrieben werden. Die unterstützten Projekte werden jeweils gemeinsam von den Vereinsmitgliedern ausgewählt. Es geht dabei nicht darum punktuell finanziell zu helfen, sondern langfristig etwas zu verändern.

Das Auskommen sichern

Ein anschauliches Beispiel dafür ist in einer Bergregion von Odisha im Osten Indiens zu finden. Dort entstand bereits vor 40 Jahren ein Entwicklungsprojekt, das die indigene Bevölkerung Indiens, die Adivasi, in den Fokus nahm. „Vor Jahrhunderten sind sie von den einwandernden Hindus an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden. Sie leben als Kastenlose abgeschieden und in Armut“, erzählt Matthias Hertel.

Mit dem Projekt wurden Kaffeegärten angelegt, die den Adivasi seitdem den Kaffeeanbau ermöglichen. Die Aufforstung mit Mangobäumen und Gewürzpflanzen soll das Projekt darüber hinaus begleiten und langfristig das Auskommen der Menschen in den umliegenden Dörfern sichern. „Das ist eine kleine Initiative“, ergänzt er. „Und gemeinsam mit einem Weltladen in Bonn vertreiben wir den Kaffee.“

Verheerende Hungersnot in Ostafrika

Langfristig die Selbstversorgung wieder zu ermöglichen, Abhängigkeit von Lebensmittelzukäufen unnötig machen, soziale Infrastruktur aufbauen, durch stabile und faire Preise ein sicheres Auskommen garantieren – das sind die Ziele der Projekte, die der Förderverein des Weltladens unterstützt. „Wir sehen gerade in Ostafrika, wie die Abhängigkeit von Weizenlieferungen aus Europa eine verheerende Hungersnot auslöst“, erklärt Walter Großke. „Mit unserer Arbeit unterstützen wir Projekte, die solchen Entwicklungen entgegenwirken. Das ist eine Menge Arbeit – aber wir investieren sie aus Überzeugung und von Herzen.“

Wer mehr über das Thema erfahren möchte, ist eingeladen zum Vortag „Der faire Handel im Siegeldschungel“ mit Hans-Christoph Bill, Fair-Handels-Beratung in Hamburg, am Montag, 12. September, ab 18.30 Uhr im Gemeindehaus Friedenskirche, Kolonnenweg 10 in Schleswig.

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