Sprache

Wie Sölring – das Sylter Friesisch – gerettet werden kann

Wie Sölring – das Sylter Friesisch – gerettet werden kann

Wie Sölring – das Sylter Friesisch – gerettet werden kann

Oliver Sippel/shz.de
Sylt
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Die Sölring Foriining auf Sylt Foto: Sylt Connected

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Zu wenig Lehrer und zu viel „Fremde“ auf der Insel – die Gründe für das Aussterben des friesischen Dialekts Sölring auf Sylt sind vielseitig. Doch es gibt sie noch, die Sölring-Fans die versuchen, die traditionsreichen Sprache am Leben z...

„Sölring ist cool“ – zu diesem Schluss kamen die jüngsten Gäste auf dem diesjährigen Biikeempfang am Samstag, 18. Februar, im Keitumer Friesensaal. Die Schülerinnen und Schüler der Dansk Skole, der dänischen Schule, waren der Einladung des Friesenrats, Sektion Nord, gefolgt und bewiesen mit ihrer umgedichteten Version eines Kim-Larsen-Liedes eindrucksvoll den Zusammenhalt der Minderheiten im nordfriesischen Raum.

Zuvor aber ging es in dem rund zweistündigen Programm um so wichtige Fragen wie der Zukunft der
friesischen Minderheit und wem die friesischen Namen und Leitsprüche gehören. Nach der Begrüßung durch Maren Jessen, Vorsitzende der Sölring Foriining, sowie Ilse Johanna Christiansen, Vorsitzende des Friesenrates Sektion Nord, wurde in zwei Gesprächsrunden, moderiert von Stefan Hartmann, über diese Themen diskutiert.

Bahne Bahnsen stand in seiner Funktion als nordfriesischer Vertreter bei der FUEN, der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten, auf der Bühne. Seine These, dass es zwar das ausgesprochene Ziel sei, die friesische Sprache zu erhalten, „sie aber tendenziell eher aussterben wird“, mochten viele der Gäste nicht gern hören.

Jürgen Ingwersen von der Sölring Foriining attestierte den Syltern dennoch größere Schwierigkeiten, ihre Heimatsprache zu erhalten als beispielsweise ihren Nachbarn auf Föhr – und vermutete den Hindenburgdamm als Ursache. Dieser sorge dafür, „dass die Fremden auf Sylt überhandgenommen haben.“

Celina Schoening: Von der Sylt-Urlauberin zum Sölring-Fan

Dass es aber nicht unbedingt darum gehen muss, das Bestehende zu konservieren, sondern vielmehr darum, es bewusst nach außen zu tragen, dafür war Celina Schoening das beste Beispiel: Sie hat Sylt als Urlaubsdestination kennengelernt. „Die Insel hat mich so sehr begeistert, dass ich begonnen habe, mich auch für ihre Kultur zu interessieren.“ Als Ergebnis studiert sie nun Sölring in der Uni Flensburg und kann sich vorstellen, anschließend als Friesischlehrerin auf die Insel zu ziehen.

Kann Sölring zukunftstauglich werden?

Und so ging es im weiteren Gesprächsverlauf dann auch vorrangig darum, wie sich die friesische Kultur zukunftstauglich machen lässt. Einig war man sich darüber, dass die friesische Sprache mehr in den Alltag integriert werden muss: „Eine Sprache lebt so lange weiter, wie sie am heimischen Herd gesprochen wird“, fasste Stefan Hartmann es zusammen. Nur wie lässt sich das erreichen?

Das Friesisch ins Internet und in die Sozialen Medien zu bringen, war eine Idee. Eine weitere hatte Jürgen Ingwersen in Eigenleistung umgesetzt und ein Friesisch-Wörterbuch für die Westentasche herausgebracht, dass die wichtigsten Alltagsbegriffe beinhaltet und zum Preis von fünf Euro in allen Sylter Buchhandlungen erhältlich ist.

Sylt: Friesischunterricht soll gefördert werden

All diese Bemühungen sind jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn der Nachwuchs nicht
schon von Kindesbeinen an mit der friesischen Sprache in Berührung kommt. MdB Natalie Pawlik (SPD) betonte, dass der Friesischunterricht nicht allein auf ehrenamtlichem Engagement aufgebaut sein darf. Zahlreiche Bundesmittel zum Erhalt der Minderheiten würden nicht abgerufen, weil Ehrenamtler mit den Anträgen und dem komplizierten Zuwendungsrecht überfordert seien.

Hier sei die Landespolitik gefordert, meinte MdL Sybilla Nitsch (SSW) und gab konkrete Lösungsvorschläge mit auf den Weg: „Wir müssen ein Institut aufbauen, in dem friesische Lehrkräfte ausgebildet und Lehrmaterialien in allen neun friesischen Dialekten entwickelt werden.“

Die Festrede wurde in diesem Jahr von der Schleswig-Holsteinischen Landtagspräsidentin Kristina Herbst gehalten, die die Bedeutung der Inseltrachten als DNA der friesischen Identität hervorhob. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch den ukrainischen Startenor Davyd Kadymian, der derzeit in Flensburg lebt. Seine Landsleute sind den Friesen mit ihrem Leitspruch „Lewer duad üs Slav“ heute wohl näher denn je.

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