Schleswig-Holstein

Wie viele E-Autos und Wärmepumpen kann das Stromnetz in Schleswig und Umgebung verkraften?

Wie viele E-Autos und Wärmepumpen kann das Stromnetz in Schleswig verkraften?

Wie viele E-Autos und Wärmepumpen kann das Stromnetz ab?

Martin Engelbert
Flensburg/Flensborg
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In Vierteln mit altem Gebäudebestand und betagter Stromversorgung wie hier im Heisterweg in Schleswig lassen sich nicht unbegrenzt Wärmepumpen und E-Mobil-Ladestationen betreiben. Zuvor muss das Stromnetz ausgebaut werden. Foto: Martin Engelbert

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Der Trend ist klar: Die Zahl der E-Autos nimmt zu und immer mehr Hausbesitzer setzen auf Wärmepumpen. Beides wird mit Strom betrieben, der Bedarf steigt also kräftig – auch im Kreis Schleswig-Flensburg. Doch wie viele E-Autos und Wärmepumpen ...

In den Neubaugebieten von Schleswig und im Kreis Schleswig-Flensburg kalkuliert man angesichts der steigenden Zahl an E-Mobilen und Wärmepumpen-Heizsystemen längst mit einem zusätzlichen Strombedarf und verlegt von vorneherein stärkere Leitungen. In älteren Vierteln hingegen sind die Stromleitungen für moderne Anforderungen meist nicht ausgelegt. Doch wie viele E-Autos und Wärmepumpen verträgt eine Straße in einem schon lange bestehenden Wohnviertel?

Prüfung im Einzelfall

„Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten“, sagt Christine Hansen, Pressesprecherin vom Energiedienstleister und Stromnetzbetreiber Hansewerk. Regional zu unterschiedlich sei der Stand beim Netzausbau. „Jedes Anschlussbegehren für eine Wallbox oder eine Wärmepumpe wird individuell geprüft“, erläutert Hansen. Dann werde geklärt, wie viele Anschlüsse bereits an der Hauptleitung hängen, wie viel Leistung noch hinzukommt und wie viel das Netz das verkraften kann.

Einen großen Unterschied gebe es aber zwischen älteren Quartieren und aktuellen Neubaugebieten, „bei denen man schon vorher weiß, dass es einen erhöhten Bedarf etwa an Wallboxen und Wärmepumpenheizungen geben wird“. In den Neubaugebieten würden deshalb von vornherein Leitungen mit einem größeren Querschnitt gelegt. In Straßen mit Gebäuden aus den 1970er Jahren könne es hingegen ganz anders aussehen.

Da jede hinzukommende Anlage individuell bemessen werde, lasse sich auch nicht im Vorhinein berechnen, wie viele Wallboxen und Wärmepumpen sich problemlos an eine Leitung in einem solchen älteren Wohngebiet anschließen ließen. Um genau dies zu klären, müssten Wallboxen und Wärmepumpen eben zur Aufnahme in das örtliche Netz angemeldet werden.

Zum Ausbau verpflichtet

Nach der entsprechenden Prüfung, so Hansen weiter, werde entschieden, ob das bestehende Netz für die zusätzliche Anforderung ausreicht, oder ob „gegebenenfalls ein altes Kabel mit kleinerem Querschnitt gegen neues mit größerem Querschnitt ausgetauscht werden muss“.

„Wenn diese ergibt, dass die Stromversorgung dann nicht mehr ausreicht, wird dadurch ein Netzausbau ausgelöst“, so Hansen weiter. Die Hansewerk-Sprecherin stellt klar: „Wir sind zum Ausbau verpflichtet, wenn eine Wärmepumpe oder eine Wallbox installiert werden sollen. In der Netzausbauverordnung steht, dass wir bestimmte Leistungen erbringen müssen.“ Gegebenenfalls müssten sie als Netzbetreiber sogar eine zusätzliche Ortsnetzstation als Verstärker hinzufügen.

Ebenfalls beruhigend für alle, die an einen Umstieg bei der Energieversorgung denken: „Bei dem Stromnetzausbau geht man immer von einer Gleichzeitigkeitsannahme aus“, sagt Hansen. „Damit soll sichergestellt werden, dass alle am Netz hängenden Verbraucher gleichzeitig geladen werden können.“ Das Netz werde also immer so dimensioniert, dass alle am Netz hängenden Verbraucher den Strom bekommen können, den sie benötigen. So solle sichergestellt werden, dass beispielsweise alle E-Autos zur gleichen Zeit geladen werden können.

Es kann zu Wartezeiten kommen

Und wie lange dauert ein solcher Netzausbau? „Wir sind auch den Bedingungen des Marktes unterworfen“, sagt Hansen. Mittlerweile seien die Menschen ja für die Nutzung erneuerbarer Energien sensibilisiert. „Wir erleben derzeit einen gigantischen Zuwachs.“ Als großer Versorger hielten sie zwar Material in größeren Mengen vor. Aber bei der Beschaffung könne es auch zu Wartezeiten kommen. Je nach aktueller Lage könnten das auch ein paar Monate werden. „Auf eine PV-Anlage warten Sie ja heute auch mitunter Monate“, wirbt Hansen um Verständnis.

Gewisse Wartezeiten ließen sich aber nicht verhindern. Denn aus Regulierungsgründen darf es einen Netzausbau auf Vorrat nicht geben. Gewisse Bereiche, Ortsteile oder Straßenzüge lassen sich demnach nicht im Vorhinein ertüchtigen, sondern immer erst dann, wenn ein Verbraucher Bedarf angemeldet hat.

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