Deutsch-dänisches Grenzland

Wie die Zusammenarbeit zwischen Tondern und Südtondern endlich durchstarten soll

Zusammenarbeit zwischen Tondern und Südtondern

Zusammenarbeit zwischen Tondern und Südtondern

SHZ
Tondern
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Gut besucht: Die Podiumsdiskussion beim Fest der deutsch-dänischen Minderheiten in Tondern unter anderem mit den Bürgermeistern von Tondern und Niebüll. Foto: Arndt Prenzel/shz.de

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SSW und SP, die Bürgermeister aus Niebüll und Tondern, Vereine und Verbände sind sich einig: Es gibt so viel Potenzial in der Grenzregion – aber auch viel zu tun.

In der Tonderaner Fußgängerzone bot sich ein buntes Bild: Viele Stände von Vereinen diesseits und jenseits der Grenze präsentierten ihre vielfältigen Angebote aus Kultur, Bildung, Freizeit und Politik.

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Die deutsch-dänischen Minderheiten auf beiden Seiten holten jetzt eine gemeinsame Veranstaltung nach, die zum Jubiläum der Grenz-Volksabstimmung 2020 geplant war. Viele Besucher machten die Runde, schauten, was etwa die Musikvereinigung Tondern oder der TSV Lögumkloster zu bieten hat.

Kaffee, Schnack und Völkerverständigung

Überall gab es Kaffee und einen netten Schnack, auf Deutsch oder Dänisch. Am den Ständen der Südtonderaner Frauenvereinigung trafen sich alte Bekannte wie auch am Tisch der Friisk Foriining, der Grænseforeningen oder aber der deutschen Kirchengemeinde Tondern.

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Der Friisk-Foriining-Geschäftsführer Ilwe Boysen zeigte sich wie Mit-Organisator Lars Petersen vom Niebüller SSF-Büro sehr zufrieden mit der Resonanz.


Die Idee zum Fest hatten der dänische Kulturverein Sydslesvigsk Forening (SSF) und primär die Schleswigsche Partei (SP) in Tondern.

Diskussionrunde auf dem Marktplatz

„Wir wollen zunächst gegenseitiges Verständnis schaffen“, sagte Christian Andresen, SP-Chef in Tondern und Aktivist. „Das ist heute geglückt“.

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Und doch ging es um mehr: Auf einer Bühne gab es eine Diskussionsrunde mit den beiden Bürgermeistern aus Niebüll und Tondern, Wilfried Bockholt und Henrik Frandsen sowie Jörgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei und Sybilla Lena Nitsch, SSW-Kreisvorsitzende Nordfriesland.

Es ist viel zu tun

Schnell war man sich einig, dass viel zu tun ist. Die Grundidee ist, die Grenzregion zu einem Motor für Wirtschaft, Kultur und Bildung zu machen. „Das Potenzial in der grenzüberschreitenden Arbeit zwischen Tondern und Niebüll ist groß“, sagte Sybilla Lena Nitsch.

„Man sollte konsequent gemeinsamen investieren, um Fachkräfte, Ausbildung und Wirtschaft anzusiedeln, das braucht verlässliche Strukturen und nicht nur Goodwill und hier und da Projekte. Mitglieder der Minderheiten sind Gold wert, um Strukturen aufzubauen und es gibt den neuen Generationen Perspektiven im Grenzland“, so Nitsch weiter.

„Einzigartige Veranstaltung“

Elsbeth Ketelsen (Vorsitzende der SSF) war rundum glücklich: „Das gab es noch nie: Das war nach Jahren der irrationalen und nicht erklärbaren Abneigung heute eine einzigartige Veranstaltung. Der Kontakt zwischen den Minderheiten auf Vereinsebene hat sich deutlich vertieft.“

So positiv sahen es fast alle Teilnehmer. „Das habe ich so noch nicht erlebt“, freute sich Wilfried Bockholt. „Wir wollen nun die Beziehungen auf kommunaler Ebene vertiefen!“ Er schlug spontan ein Grenzlandkomitee vor, wo beide Seiten konkret zusammenarbeiten könnten.

Kommunikation ist alles

Als gute Beispiele erwähnte der Niebüller Bürgermeister die direkte Zusammenarbeit wie bei den Schulen oder Naturkundemuseen, aber auch in der Landwirtschaft.

Christian Andresen zog am Ende sein Resümee: „Das Treffen auf Vereinsniveau war hervorragend. Entscheidend ist wie immer die Kommunikation. Wir können voneinander lernen. Das gilt auch für die Mehrheiten auf beiden Seiten der Grenze.“

Diese Mehrheit der Bevölkerung fährt zum Einkaufen, Essen oder Baden in das jeweilige Nachbarland. In Tondern erlebten die Ausflügler, was sich alles im Verborgenen tut. Mit einem Rockkonzert endete das bunte Fest der Minderheiten, die sich als „europäische Grenzländler“ mit einer neuen Identität jenseits der Nationalitäten ausgestattet haben.

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