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Wikingerstadt Schleswig: Stadt hält am Slogan fest

Wikingerstadt Schleswig: Stadt hält am Slogan fest

Wikingerstadt Schleswig: Stadt hält am Slogan fest

Joachim Pohl/shz.de
Schleswig
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Sie setzen auf die Wikingerstadt: Bürgermeister Stephan Dose (v.li.), Tourismus-Chef Max Triphaus, Archäologe Ralf Bleile und IHK-Vertreter Stefan Wesemann. Foto: Joachim Pohl/shz.de

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Der Slogan „Wikingerstadt Schleswig“ soll weiterhin Bestand haben. Zuletzt waren auch kritische Stimmen aufgekommen, die das Motto hinterfragten.

Auch nach der Stadtkonferenz zum Thema „Erbe der Wikinger“ vor rund zehn Tagen hält die Stadt an dem Slogan „Wikingerstadt Schleswig“ fest. Das bekräftigte Bürgermeister Stephan Dose am Dienstag bei einem Pressegespräch mit je einem Vertreter der Wirtschaft, der Wissenschaft und des Tourismus‘. „Der Claim Wikingerstadt ist erfolgreich“, betonte Dose. „Wir werden uns nie alle einig sein“, sagte er auch mit Blick auf Stimmen in der Stadt, die diesen Begriff ablehnen. „Wir werden diese Diskussion jetzt zu Ende bringen.“

Auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen

„Im Tourismus suchen wir nach Alleinstellungsmerkmalen“, sagte Max Triphaus, Geschäftsführer der Ostseefjord-Schlei GmbH. „Das haben wir hier. Wir müssen uns nach Haithabu hin öffnen und diese Karte spielen.“ Man dürfe in der Frage des Tourismus-Marketings nicht in Stadtgrenzen denken. „Das tun die Touristen auch nicht.“

Man habe beim Thema Wikingerstadt einen großen Rückhalt in der Bevölkerung, zudem gebe es ein „riesengroßes Interesse an diesem Thema“. Triphaus untermauerte seinen Standpunkt mit Zahlen. 50 Prozent aller befragten Urlauber in Schleswig sagen demnach, dass sie nach Haithabu gehen würden. Es sei mit Abstand das am häufigsten genannte Ziel. „Das Thema Wikinger zieht, ebenso das Unesco-Welterbe.“

Verbesserung des touristischen Angebots in Schleswig

Es gebe aber weitere Karten in Schleswig, die man spielen könne, so der Tourismus-Chef. Er nannte die Stichworte Mittelalter und Handelszentrum. Das touristische Angebot müsse in der Zukunft verbessert werden.

Die Anfänge am anderen Ufer des Stadthafens

In die gleiche Kerbe schlug auch Stefan Wesemann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Schleswig. „Wenn ich Gäste habe, führe ich sie immer zuerst zum Stadthafen. Dann zeige ich aufs andere Ufer und erkläre: Da fing alles an, damals im Jahr 804.“ Die Wikinger hätten sich damals verändert und seien auf die andere Seite der Schlei gezogen. „Wir haben hier etwas Einmaliges!“, betonte Wesemann. Kaum eine andere Stadt habe so viel zu erzählen.

Der Wissenschaftler widersprach nicht. Dr. Ralf Bleile, Direktor des Archäologischen Landesmuseums auf Schloss Gottorf, äußerte sich dezidiert und differenziert zum Begriff Wikinger, der keine ethnische Bezeichnung sei, auch keine Berufsbezeichnung. Er verglich ihn mit dem heutigen Begriff Hooligan, weil er eigentlich eine Tätigkeit beschreibe.

Keine Relikte von vor 1066 in Schleswig

Die Archäologen hätten irgendwann begonnen, von der „Wikingerzeit“ zu sprechen, obwohl der Begriff nicht ethnisch belegt sei. Klar sei, dass diese Zeit im Jahr 1066 endete und dass es in Schleswig keine Relikte von vor 1066 gebe. „Vielleicht müsste man mal am Noor graben“, sinnierte Bleile.

Klar sei, dass die Herrscher danach keine Wikinger mehr gewesen seien. Die Forschung benutze den Begriff Wikingerstadt nicht einmal mehr für Haithabu – anders als im Museum selbst. „Schleswig war keine Wikingerstadt im engeren Sinne“, so der Archäologe.

Wikinger-Begriff in einem sexistischen Kontext

Allerdings sei er nicht gegen die Verwendung des Begriffs im Rahmen des Tourismus- und Stadtmarketings. Er machte jedoch darauf aufmerksam, dass es in der Gesellschaft Personen und Gruppierungen gebe, die den Wikinger-Begriff in einem rassistischen, sexistischen oder fremdenfeindlichen Kontext verwenden. „Das kann man aber abwehren, und das ist uns auch bisher gut gelungen“, so Bleile.

Keine Hochzeiten an den Wikingerhäusern

Er wies darauf hin, dass genau aus diesem Grunde keine Hochzeiten an den Wikingerhäusern erlaubt sei. Man möchte verhindern, dass in Zusammenhang mit dem Haithabu-Museum „neopagane Äußerungen“ an die Öffentlichkeit gelangen.

Der Kulturausschuss der Ratsversammlung wird sich in seiner Sitzung am 7. September mit dem Entwurf eines Leitbilds und eines Kriterienkatalogs für das weitere Vorgehen in Sachen Wikingerstadt befassen. Julia Pfannkuch, Leiterin des Fachbereichs Kultur im Rathaus, betreut das Thema seitens der Stadtverwaltung und hat eine entsprechende Vorlage erarbeitet.

Rundweg durch die Stadt

Und sie hat auch schon eine Idee für eine konkrete Maßnahme: ein Rundweg durch die Stadt ausgehend vom Stadthafen, bei dem man eine neue historische Übergangsfigur vorstelle und dieses Konzept in der Altstadt und am Schloss mit weiteren Figuren fortsetze. Mit Hilfe von QR-Codes könne man Leseszenen dazu schalten und das Konzept mit weiteren Bestandteilen erweitern.

Arbeitsgruppe soll etabliert werden

Was am Ende konkret umgesetzt wird, damit das Erbe der Wikinger in der Stadt Schleswig konkret erfahrbar und erlebbar wird, darüber wird in naher Zukunft eine noch zu etablierende Arbeitsgruppe beraten.

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