Neue Technik

Windräder in Südtondern: Kein Dauer-Blinken mehr

Windräder in Südtondern: Kein Dauer-Blinken mehr

Windräder in Südtondern: Kein Dauer-Blinken mehr

Jan-Uwe Thoms/shz.de
Süderlügum
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Windanlagen sollen nachts nur noch dann leuchten, wenn sich ein Flugzeug annähert. Foto: Patrick Pleul/shz.de

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Geräuschentwicklung, Schattenschlag oder auch das nächtliche Blinken der Windräder werden von Kritikern als gesundheitsschädliche Argumente gegen Windkraft angeführt. Zumindest bei Letzterem tut sich gerade etwas.

Lichtemissionen gelten als ähnlich gesundheitsgefährdend wie Feinstaubemissionen. Nicht nur in den Städten und Industriezentren leuchten Haushalte, Betriebsstätten und Industrieanlagen auch nachts taghell. Schlafstörungen bei Menschen und „Navigationsfehler“ vieler Zugvögel sind nur zwei der möglichen negativen Folgen.

Bei der Reduzierung der Lichtemissionen tut sich gerade etwas. Denn bis Jahresende 2023 müssen Windkraftanlagen auf eine bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung umgerüstet werden. Die Bundesnetzagentur hatte erste Frist dafür zum 30. Juni 2021 gesetzt; diese wurde aber bereits zweimal verschoben. Nun wird es zum Ende dieses Jahres unter Androhung von Konsequenzen verpflichtend, die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung zu installieren. Windräder blinken zur Hinderniserkennung dann nur noch, wenn sich ein Flugzeug nähert.

In Südtondern blinken manche Windkraftanlagen bereits jetzt nachts nicht mehr. Besonders deutlich wird es, wenn man zum Beispiel auf der Grenzstraße von Flensburg nach Süderlügum fährt. Während die Anlagen in Höhe von Jardelund und Medelby noch so leuchten, als würde man auf eine Hochhauskulisse zufahren, wird die Lichtemission nach Westen immer geringer. Der gleiche Effekt ist auch auf der B5 auf dem Weg nach Norden zu erkennen.

„Bei 36 von unseren insgesamt 41 Anlagen werden nachts die Lichter ausgeschaltet“, erläutert Reinhard Christiansen, Geschäftsführer mehrerer Windparks mit Geschäftssitz in Ellhöft. Fünf Anlagen müssen keine Nachtkennzeichnung haben, da ihre Gesamthöhe nur 99 Meter beträgt. Möglich macht das die sogenannte Transponder-Technik. „Alle Anlagen, die höher als 100 Meter sind, verfügen über diese Technik. Sie schalten sich nur dann automatisch wieder ein, wenn sich ein Flugzeug annähert. Werden kleinere Anlagen durch neue und höhere ersetzt, werden auch diese Anlagen sofort mit der neuen Technik ausgestattet.“

„Wir haben alle von uns betreuten Windkraftanlagen frühzeitig auf die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung umgerüstet“, so Christiansen, der auch Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien ist. Dazu arbeiten die Ellhöfter mit der Bordelumer Firma „Licht ut“ zusammen. „Die Signale zur Steuerung der Befeuerung werden zwischen ‚Licht ut‘ und den einzelnen Windparks kommuniziert. Diese Kommunikation bewirkt, dass die Windkraftanlagen in der Dunkelheit nicht blinken“, erklärt Christiansen.

1650 Anlagen im Land brauchen die Technik

Nur bei Flugbewegungen oder bei Unterbrechung der Kommunikation würden die Anlagen aus Sicherheitsgründen auf „Beleuchtung an“ geschaltet. Nach dem Verzeichnis aller erneuerbaren Energieanlagen, dem Marktstammdatenregister, sind derzeit in Schleswig-Holstein cirka 1650 Anlagen in Betrieb, die mit dieser bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung ausgerüstet werden müssten.

Wenn man nachts durch Schleswig-Holstein fährt, findet man kaum Windkraftanlagen, die nicht blinken. In Südtondern bleibt es aber außer bei den fünf von Ellhöft aus geführten Windparks unter anderem auch beim Windpark Braderup-Tinningstedt mit seinen Anlagen östlich der B5 bereits jetzt dunkel.

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