Aktion „Orte der Wärme“

„Wir sind da“: Hier finden Menschen aus Schleswig Orte zum Reden und Aufwärmen

Hier finden Menschen aus Schleswig Orte zum Reden und Aufwärmen

Hier finden Menschen Orte zum Reden und Aufwärmen

Michelle Ritterbusch
Schleswig
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Hereinspaziert: Pastorin Birgit Johannson öffnet jeden Freitag die Tür des Gemeindehauses St. Jürgen in Schleswig zur Aktion „Orte der Wärme“. Foto: Michelle Ritterbusch/shz.de

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Es ist kalt in Schleswig. Nicht nur wegen des Winters, sondern auch, weil viele Menschen Schwierigkeiten haben. Sie sind einsam oder haben kein Geld zum Heizen. Diesen Personen soll die Aktion „Orte der Wärme“ helfen.

Heinrich aus Schleswig geht viel spazieren. Ein Ziel könnten jetzt die „Orte der Wärme“ sein, die montags bis freitags an verschiedenen Stellen in Schleswig öffnen. Menschen, die keine Wohnung haben oder kein Geld, um die Heizung voll aufzudrehen, können sich hier aufwärmen – physisch und psychisch. Denn wer reden will, findet immer jemanden, der zuhört. „Es ist ein Ort, zu dem ich gehen kann, an dem ich mit Menschen reden kann und an dem ich Unterhaltung bekomme“, sagt der 86 Jahre alte Schleswiger, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte. Besucher der „Orte der Wärme“ werden ihn aber vermutlich kennenlernen: Er will sich verschiedene Angebote ansehen.

Für die Aktion haben sich das Tilo (Treff im Lollfuß), die Kirchengemeinde Sankt Ansgar, die Awo, die evangelisch-freikirchliche Gemeinde, die Baptistengemeinde und die Kirchengemeinde Schleswig zusammengetan. Sie alle wollen Menschen, die frieren, weil die Wohnung nicht warm wird oder weil sie einsam sind, Orte bieten, an denen sie sich aufwärmen können. Von montags bis freitags gibt es jeden Tag mindestens ein Angebot. Sie alle sind an verschiedenen Stellen in Schleswig, damit jeder Interessierte mal einen kurzen Weg hat.

Sechs Schleswiger Institutionen packen an, das sei das Besondere dieser Aktion, sagt Maren Korban von der Awo Schleswig. „Man muss die Menschen mögen, dann bekommt man es hin.“ Und Pastorin Birgit Johannson von der Kirchengemeinde Schleswig fügt hinzu, dass es keine Rolle spiele, welcher Religion die Gäste angehören. „Jeder ist willkommen.“

Durch die Corona-Pandemie sei eine Scheu entstanden, aufeinander zuzugehen, hat Ulrich Krusekopf vom „Tilo“ festgestellt. Die Vereinsamung sei größer geworden: „Was vorher schon gewackelt hat, da hat Corona noch mal richtig reingehauen“, sagt er.

Niederschwelliges Angebot für Schleswiger auf der Suche nach etwas Wärme

Deswegen wurde versucht, das Angebot möglichst niederschwellig zu gestalten. Auch wenn in der ersten Stunde noch kein Gast an den „warmen Ort“ gekommen ist, wollen die Veranstalter bis zum Schluss die Türen geöffnet halten, falls sich später jemand entschließt vorbeizukommen.

Was vor Ort passiert, entscheidet jeder Veranstalter selbst. Das „Tilo“ wird sein bekanntes Café öffnen und im Gemeindehaus St. Jürgen gibt es Kerzen, Kaffee, Kekse und Musik. Bei der Awo soll auf das reagiert werden, was die Gäste wollen: „Mensch-ärgere-dich-nicht“ spielen, stricken oder einfach nur reden. Eines verbindet sie aber alle, sagt Birgit Johannson: „Immer mehr Menschen haben finanzielle oder emotionale Schwierigkeiten. Es ist wichtig, dass wir ihnen sagen: ‚Wir sind da.‘“

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