Pflege in der Corona-Pandemie

„Wir tun alles, um Infektionsketten zu unterbrechen“

„Wir tun alles, um Infektionsketten zu unterbrechen“

„Wir tun alles, um Infektionsketten zu unterbrechen“

SHZ
Schleswig
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Marina Grimelli macht eine Ausbildung zur Pflegefachfrau im Helios-Klinikum Schleswig. Foto: Michelle Ritterbusch/shz.de

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Marina Grimelli aus Schleswig macht eine Ausbildung zur Pflegefachfrau im Helios-Klinikum Schleswig. Auch die Infektionsgefahr kann sie nicht von ihrem Berufswunsch abbringen.

Mitten in der Corona-Pandemie begann die Ausbildung von Marina Grimelli. Die 22-Jährige macht eine Ausbildung zur Pflegefachfrau im Helios-Klinikum. Im Interview mit SN-Redaktionsmitglied Michelle Ritterbusch erzählt die Schleswigerin, warum sie trotz der herausfordernden Situation nie darüber nachgedacht hat, den Beruf zu wechseln.

Sie haben Ihre Ausbildung am 1. September 2020 begonnen. Warum haben Sie sich mitten in einer weltweiten Pandemie dazu entschieden, in einem Krankenhaus zu arbeiten? Dort ist das Infektionsrisiko doch potenziell am höchsten.

Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Wir tun alles, um Infektionsketten zu unterbrechen. Als Schüler durften wir beispielsweise auch gar nicht auf die Corona-Station. Im Krankenhaus haben wir zudem strenge Hygiene- und Sicherheitsregeln für Mitarbeiter, Patienten und Besucher. Letztere durften lange Zeit gar nicht ins Haus. Hier wird händeringend alles getan, damit das Virus sich nicht ausbreitet.

Wie würden Sie die Situation in der Corona-Pandemie beschreiben?

Definitiv organisiert. Wir Schüler wurden direkt in der Schule, dem Helios-Bildungszentrum Schleswig, daran erinnert, auch auf die Hygiene zu achten. Im Klassenraum und auf den Fluren weisen Markierungen auf dem Boden auf das Abstandsgebot hin, und es herrscht Einbahnstraßenverkehr. Und im Klinikum stehen uns Hygienebeauftragte zur Seite, die täglich im Haus unterwegs sind. Natürlich muss man hin und wieder die Patienten daran erinnern, eine Maske aufzusetzen. Das gehört heute dazu. Wir sind ein Team. Für mich stehen die Patienten an erster Stelle, aber auch die Kollegen sind wichtig. Wir arbeiten Hand in Hand und achten aufeinander.


Wie oft haben Sie den Satz „Bitte tragen Sie eine Maske“ schon gesagt?

Mindestens einmal täglich. Im Großen und Ganzen halten sich die Patienten aber an die Vorschriften. Es ist Alltag geworden: Früher waren es Portemonnaie, Handy und Schlüssel, die man eingesteckt hat, bevor man das Haus verlassen hat. Heute sind es Maske, Portemonnaie, Handy und Schlüssel.

Gab es Tage, an denen Sie darüber nachgedacht haben, lieber zu Hause zu bleiben?

Nein, gar nicht. Ich bin ganz normal meiner Arbeit nachgegangen. Über die Schule haben wir alle die Möglichkeit bekommen, uns im April impfen zu lassen. Anfang des Jahres war ich selbst in Quarantäne, weil ich im privaten Umfeld Kontakt zu einer coronapositiven Person hatte. Ich selbst habe aber kein Corona bekommen. Wir haben gelernt, damit zu leben und halten uns an die Regeln. Wir benutzen alle Desinfektionsmittel und sprechen in der Schule regelmäßig darüber – auch mit Blick auf die Vermeidung anderer Krankheiten. Die Einhaltung der Sicherheits- und Hygienevorschriften ist für uns oberstes Gebot. Das reicht von Händehygiene über täglich wechselnde Dienstkleidung bis hin zum Tragen von besonderer Schutzkleidung bei Isolationspatienten.


Wie war das Gefühl, in Quarantäne zu sein?

Ich habe gedacht: „Oh man, ich muss jetzt noch länger zu Hause bleiben.“ Ich hatte zuvor Urlaub und arbeite sehr gerne. In den ersten zwei, drei Tagen war ich noch etwas skeptisch, weil man ja auch Corona haben kann, aber keine Symptome entwickelt. Wirkliche Angst hatte ich aber keine.

Was hat sich durch die Impfung für Sie geändert?

Ich habe bei der ersten Impfung Astrazeneca bekommen und beim zweiten Mal Moderna. Nebenwirkungen hatte ich keine. Jetzt darf ich im Privaten mehr machen, und es ist ein beruhigendes Gefühl, dass ich nicht mehr so einfach jemanden anstecken kann. Denn das war meine größte Sorge, dass ich Teamkollegen oder Patienten anstecken könnte. Ein Restrisiko besteht immer.


Hat die Pandemie Sie jemals an Ihrer Berufswahl zweifeln lassen?

Absolut nicht. Nachdem ich den ersten Theorieblock und den ersten Einsatz hatte, habe ich mich gleich zu Hause gefühlt. Ich bin sehr wissbegierig und lerne sehr gerne. Ich habe gar keinen Gedanken an etwas anderes verschwendet. Ich fühle mich berufen für den Pflegeberuf.

Hat die Pandemie Ihren Blick auf den Beruf verändert?

Ja und nein. Gerade in der Pandemie sieht man, wie wichtig Pflegekräfte und alle, die im Krankenhaus arbeiten, sind. Wir müssen nun einmal mit Corona leben. Wenn wir uns nur noch darum sorgen, vergessen wir, was das Wichtige an unserem Beruf ist: die Genesung der Patienten. Es war für mich von Anfang an normal, so zu arbeiten. Das war für die examinierten Kollegen bestimmt ein anderes Gefühl, die hat es anders beeinflusst, denke ich.


Was halten Sie von den Lockerungen, die jetzt nach und nach kommen?

Ich bin geteilter Meinung. Es ist schön, dass wir nach und nach Normalität zurückbekommen. Zum Teil halte ich es aber für übereilt. Für die Patienten ist es schön, dass sie wieder Besuch bekommen dürfen. Das ist für die Genesung auch ganz wichtig. Immer nur die Mitarbeiter auf Station zu sehen, ist auf Dauer auch eintönig. Da sehnt man sich nach jemand Vertrautem aus der Familie.

Wie sind Sie zur Pflege gekommen?

Das war ein langer Weg. Ich wollte immer etwas mit Menschen machen. Sehr viele Freunde von mir arbeiten in der Pflege oder sind Krankenschwestern. Ich habe mir überlegt, dass das auch etwas für mich sein könnte. Also habe ich es ausprobiert. Denn ohne Versuch geht es nicht. Und jetzt kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen.


Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?

Die Kommunikation mit den Kollegen. Wenn ich Fragen habe, kann ich diese stellen. Mir gefällt aber auch die Kommunikation mit den Patienten. Wir Schüler können uns manchmal noch ein bisschen mehr Zeit nehmen als die examinierten Kollegen.

Wie erleben Sie den Pflegekräftemangel?

Zwischendurch ist es sehr schwierig. Herausfordernd. Ich finde es aber sehr schade, dass der Beruf so runtergemacht wird, dass einige Menschen denken, wir würden wenig verdienen und den ganzen Tag nur waschen. Das verstehe ich nicht.

Dann machen Sie doch mal Werbung für den Pflegeberuf.

Der Beruf ist wunderschön. Man lernt sehr viel und kann mit Menschen arbeiten. Ich sage auch immer zu meinen Freunden: „Kommt zu mir in die Pflege. Das ist super.“ Eine Freundin habe ich sogar schon animiert, sich zu bewerben. Die Ausbildung und der Beruf bringen so viel mit sich. Durch die generalisierte Ausbildung darf ich später in jedem Bereich arbeiten. Der Beruf ist vielseitig, und in der Ausbildung kann man in jede Abteilung reinschauen, um dann zu sehen, wo man später arbeiten möchte.

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