Rettung der maritimen Wirtschaft

Wird die Brücke Lindaunis jetzt abgebaut?

Wird die Brücke Lindaunis jetzt abgebaut?

Wird die Brücke Lindaunis jetzt abgebaut?

SHZ
Boren
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Gespräche sollen klären, wie es mit der alten Brücke Lindaunis weitergeht Foto: Michael Staudt/shz.de

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Die Industrie- und Handelskammer sorgt sich um die Zukunft der maritimen Wirtschaft, sollte die Brücke Lindaunis längerfristig für den Schiffsverkehr gesperrt werden – und macht einen weitreichenden Vorschlag.

Es hörte sich alles ganz einfach an. Vor einigen Jahren entschied die Bahn, die alte Brücke Lindaunis durch einen Neubau zu ersetzen, der direkt neben dem alten Bauwerk entstehen sollte. Eine wichtige Nachricht, denn die Klapp-Verbindung aus dem Jahr 1926 zwischen Angeln und Schwansen über die Schlei hinweg funktionierte nicht mehr zuverlässig.

Aber sie wird noch gebraucht – für die Bahnverbindung zwischen Kiel und Flensburg, für Pendler, Touristen und Schüler. Für die Schifffahrt auf der Schlei ist sie ein Hindernis. Segler, Fahrgastschiffe und andere schwimmende Fahrzeuge mussten immer schon warten, dass die Brücke aufklappte, um passieren zu können. Dass der Mechanismus immer häufiger versagte, war ein Grund für den Neubau.

Seit dem Beginn der Bauarbeiten hat sich die Situation verschlechtert. Unter anderem führten Rammarbeiten dazu, dass sich die alte Brücke, die immer noch in Betrieb ist, sich verzog. Die Erkenntnis: Ein störungsfreier Betrieb der alten Brücke, ist während der Bauarbeiten für die neue Brücke nicht möglich. Das führte letztlich dazu, dass die Bahn sich zu einem drastischen Schritt entschied: Im Sommer sollten die Arbeiten ruhen, um Schifffahrt, Bahnbetrieb, Tourismus und Pendler nicht zu behindern – und von November bis Ostern sollte die alte Brücke unten bleiben, um in Ruhe am Neubau arbeiten zu können.

Das aber rief die Industrie- und Handelskammer auf den Plan: „Wir haben 1500 Liegeplätze für Boote, 1800 Winterlagerplätze, 22 Häfen und Steganlagen und 26 maritime Betriebe in der inneren Schlei, die alle wirtschaftlich arbeiten müssen“, erklärte der Schleswiger IHK-Geschäftsführer Stefan Wesemann. Sie alle würden durch eine Wintersperrung der Brücke, ihrer Geschäftsgrundlagen beraubt. Die IHK schrieb deshalb Mitte September einen Brief an Bahn und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz in dem auf die verlängerte Bauzeit bis 2025 und die Bedrohung der maritimen Wirtschaft hingewiesen wurde. „Wir stecken in einem Dilemma“, sagte Wesemann, „wenn die alte Brücke während der Bauzeit nicht zuverlässig funktioniert, müssen müssen entweder Bahn, Autoverkehr und Radfahrer zurückstehen – oder aber der Schiffsverkehr.“ Aber während die Schwierigkeiten von Bahn und Autoverkehr durch Ersatzverkehr und Umwege zumindest abgemildert werden könnten, hätte die maritime Wirtschaft keine Alternative. Wenn die Brücke über den Winter geschlossen sei, blieben die Segler weg.

Gespräche zwischen Bahn, Ministerium und IHK

Inzwischen hat auch ein Gespräch zwischen Bahn, Ministerium und IHK über dieses Thema stattgefunden. Dabei kristallisierten sich einige Möglichkeiten heraus: Entweder wird wie geplant im Winter mit einer Brückensperrung für Schiffe gearbeitet. Die Bahn hat bei der letzten großen Revision nämlich herausgefunden, dass sie alte Brücke sich „entspannt“ und anschließend im Sommer besser funktioniert, wenn man zuvor alle Enden löst.

Oder, dies würde die IHK bevorzugen: Die alte Brücke wird bis zur Fertigstellung des neuen Bauwerks ausgehängt. Dann könnten Schiffe jederzeit ungehindert durchfahren. Bahn, Autofahrer und Radfahrer aber könnten die Schlei an dieser Stelle nicht mehr überqueren. „Ohne Schmerzen geht es in dieser Angelegenheit leider nicht“, erklärte Stefan Wesemann, „aber wir können versuchen, den Schaden zu begrenzen.“ Das nächste Gespräch findet Ende der Woche statt, dann treffen Bahn und Wirtschaftsministerium eine Entscheidung.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“