Husum

Wirtschaft stellt sich gegen autofreie Schiffbrücke

Wirtschaft stellt sich gegen autofreie Schiffbrücke

Wirtschaft stellt sich gegen autofreie Schiffbrücke

SHZ
Husum
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Viel leere Fläche: Richtig einladend sieht die Schiffbrücke derzeit nicht aus. Foto: Stefan Petersen

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Mit einfachen Maßnahmen und ohne Umbau will die Husumer Politik den Autoverkehr von der Schiffbrücke holen. Anlieger und Gewerbetreibende dort sind alles andere als begeistert von dem SPD-Vorstoß.

Mit einem Schnellschuss hatte die Husumer SPD Ende vergangenen Jahres noch die Verkehrsberuhigung der Schiffbrücke per Vorlage für den Haushalts-Entwurf 2022 durchgeschleust. 50.000 Euro wurden in den Etat eingestellt, um das Areal autofrei zu machen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern – ohne Bauvorhaben, nur mit geänderter Verkehrsführung und Absperrungen. Dagegen wenden sich nun die Werbegemeinschaft Innenstadt und die Interessengemeinschaft Husumer Hafen per offenem Brief an Bürgervorsteher Martin Kindl.

Der „politische Blitzbeschluss 'Schiffbrücke autofrei'“ treffe die Händler, Gastronomen und Dienstleister vor Ort „unvorbereitet und zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, heißt es da. „Unsere Betriebe sind im hohen Maß abhängig von guter und leichter Erreichbarkeit der möglichen Besucher, um dadurch Umsätze zu erzielen.“ Die beiden Corona-Jahre hätten viele Betriebe an den Rand der wirtschaftlichen Not oder Insolvenz getrieben.

Eindruck der Leblosigkeit befürchtet

Grundsätzlich würden sowohl die Werbegemeinschaft als auch die IG Husumer Hafen zwar die Bemühungen begrüßen, „die Innenstadt und auch die Schiffbrücke hinsichtlich der Verweilqualität aufzuwerten“. Da jedoch zum jetzigen Zeitpunkt keine Umgestaltung, sondern lediglich eine ordnungsrechtliche Maßnahme geplant sei, würden „leere Parkplätze sowie unbespielte Flächen und somit der Eindruck der Leblosigkeit“ befürchtet.

Bitte um Beteiligung der Betroffenen

Die Unterzeichner – Peter Cohrs für die Werbegemeinschaft und Hanni Schwebel-Horst für die IG HH – bitten daher um Involvierung der Anlieger und Interessenvertreter, bevor es zu „vorschnellen Maßnahmen“ komme.

 

„Wir sind sehr dafür, uns mit der Stadt zusammen Gedanken über mehr Verweilqualität in diesem Bereich zu machen“, sagt Cohrs. Dafür habe der gemeinsame Runde Tisch „Lebendige Innenstadt“ mit 45 Anliegern und Mitgliedern von Werbegemeinschaft und IG HH Vorarbeit geleistet und dazu sei eine Umfrage zu Mobilität und Verkehr sowie Vermarktung, Aufenthaltsqualität und Mischnutzung in Auftrag gegeben worden. „Diese Umfrage der Industrie- und Handelskammer Flensburg läuft noch bis Ende Januar und soll uns ein breites Bild geben.“

Ohne Umgestaltung keine neue Qualität

Es sei aber unverständlich, dass von der Stadtpolitik für die Schiffbrücke „aus der Hüfte heraus ein rein ordnungsrechtliches Verfahren“ zur Verkehrsberuhigung beschlossen worden sei und keine baulichen Maßnahmen. „Auf der Schiffbrücke gibt es Parkplätze, Gehsteige und hohe Bordsteine dazwischen – ohne Umgestaltung ist da nur leere Fläche ohne Autos, keine neue Aufenthaltsqualität“, ist sich Peter Cohrs sicher.

 

Das sieht SPD-Fraktionschef Horst Bauer völlig anders: „Die These vom Zusammenhang zwischen Umsatz und Parkplatz vor der Tür ist überholt“, findet er. Es gehe darum, schnell eine Verbesserung zu erreichen. „Wenn wir dort bauen, dauert es fünf bis zehn Jahre und kostet jede Menge Geld.“ Da sei ein Versuch über ein Jahr, um es auszuprobieren, besser. „Und es soll keine leere Fläche bleiben, sondern von der Gastronomie genutzt werden.“ Ihm schwebe eine „Ausdehnung des Erfolgsmodells Hafenstraße auf die Schiffbrücke“ vor.

Der Vergleich hinke, entgegnet Peter Cohrs. In der Hafenstraße sei von Anfang an gut nutzbare, ebenerdige Verweilfläche vorhanden gewesen. Immerhin findet aber auch Horst Bauer, dass der Gesprächsbedarf der Anlieger „legitim“ sei. Und die CDU hatte schon bei den Beratungen über den SPD-Antrag darauf hingewiesen, dass vor der Durchführung einer solchen Maßnahme erst die betroffenen Anlieger und Gewerbetreibenden beteiligt werden müssten. Insofern steht der im offenen Brief gewünschten Besprechung wohl nichts im Wege.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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