Energiewende

Wo der Bau der Stromautobahn „Südlink“ jetzt losgeht

Wo der Bau der Stromautobahn „Südlink“ jetzt losgeht

Wo der Bau der Stromautobahn „Südlink“ jetzt losgeht

Henning Baethge/shz.de
Wewelsfleth
Zuletzt aktualisiert um:
Bauvorbereitung für den Südlink-Tunnel bei Wewelsfleth: Die Stromautobahn soll 2028 fertig sein. Foto: Michael Ruff/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Das große Erdkabel „Südlink“ soll Windstrom aus dem Norden in den Süden der Republik leiten. An zwei besonders anspruchsvollen Abschnitten gehen die Bauarbeiten jetzt los – einer davon liegt in Schleswig-Holstein.

Nach zehn Jahren Planung ist es endlich so weit: Das große Nord-Süd-Stromkabel „Südlink“, zentrales Leitungsprojekt der deutschen Energiewende, soll in Bau gehen – und zwar gleich von zwei Seiten.

Am nördlichen Ende in Schleswig-Holstein hat der hier verantwortliche Netzbetreiber Tennet jetzt den Auftrag zum Bohren eines Kabeltunnels unter der Elbe erteilt. Und am südlichen Ende in Baden-Württemberg hat der dortige Bauherr TransnetBW vor einem Monat von der Bundesnetzagentur die erste Baugenehmigung überhaupt im Zuge des Projekts erhalten. Und zwar für den Anfangsabschnitt bei Großgartach nahe Heilbronn.

Sowohl im Norden als auch im Süden sollen die Bauarbeiten noch dieses Jahr beginnen. In Schleswig-Holstein hat Tennet das Bohren des fünf Kilometer langen Elbtunnels zwischen Wewelsfleth bei Glückstadt und Wischhafen in Niedersachsen gerade an die österreichische Firma Porr vergeben und außerdem gleich Wartungsfahrzeuge der Marke Autech bestellt, die im Tunnel später auf Schienen rollen können.

Tennet braucht eine spezielle Tunnelbohrmaschine

„Damit ist der Weg geebnet für einen planmäßigen Baubeginn der Elbquerung im Herbst 2023“, sagt ein Tennet-Sprecher. Noch im Sommer wird die Bundesnetzagentur nach ihren Angaben die Baugenehmigung für den Elbtunnel erteilen – anschließend will Tennet loslegen. Laut dem Firmensprecher wird der Tunnel mit einer eigens herzustellenden Spezialbohrmaschine unter der Elbe hindurchgetrieben – „wie von einem Maulwurf“. Sechs 525-Kilovolt-Kabel sollen durch die Röhre verlegt werden. 

Die Kosten für das Bohren des Tunnels und die Wartungsfahrzeuge beziffert der Sprecher auf zusammen 250 Millionen Euro. Dauern werden die Bauarbeiten voraussichtlich viereinhalb Jahre, das wäre bis Ende 2027, ein Jahr bevor auch das gesamte 700 Kilometer lange Südlink-Kabel fertig sein soll.

Die Elbquerung sei daher „ein entscheidender Baustein für die Realisierung von Südlink“, sagt Tennet-Chef Tim Meyerjürgens – und der Abschluss der jüngsten Verträge „ein zentraler Meilenstein auf dem Weg zur Inbetriebnahme im Jahr 2028“.

Im Süden führt das Stromkabel durch ein Salzbergwerk

Auch in dem bereits genehmigten Bauabschnitt in Baden-Württemberg zwischen Großgartach bei Heilbronn und Bad Friedrichshall sind anspruchsvolle Bauarbeiten für den Südlink erforderlich: Das Stromkabel muss dort auf einer Länge von 16 Kilometern durch die Gruben der Südwestdeutschen Salzwerke hindurchgezogen werden.

„Die Herstellung der Trasse unter Tage beginnt bereits in diesem Jahr“, teilt der dort zuständige Netzbetreiber TransnetBW mit. Ab Mitte nächsten Jahres würden dann die Schächte angelegt, durch die die Kabel des Südlinks nach unten ins Bergwerk geführt und in rund 200 Metern Tiefe verlegt werden.

Insgesamt kostet der Südlink zehn Milliarden Euro

Der insgesamt zehn Milliarden Euro teure Südlink besteht aus zwei Strängen, die beide in Schleswig-Holstein anfangen und südlich der Elbe weitgehend parallel auf einer Trasse verlaufen. Der eine Strang führt von Brunsbüttel nach Großgartach, der andere von Wilster nach Bergrheinfeld in Bayern.

Nach der Fertigstellung soll der Südlink Windstrom aus den erzeugungsstarken Ländern im Norden in die verbrauchsstarken Industrieregionen im Süden Deutschlands leiten. In Schleswig-Holstein hätte das unter anderem zur Folge, dass Windräder nicht mehr so häufig wie bisher wegen drohender Netzüberlastung abgeschaltet werden müssten.

Goldschmidt nennt neue Leitung eine „Preisbremse“

Der grüne Landesenergieminister Tobias Goldschmidt freut sich daher über den nahenden Baustart. „Südlink wird zu einer der wichtigsten Achsen im Energienetz der Zukunft“, sagt er. Als „Schnellverbindung für norddeutschen Ökostrom“ werde die Leitung „den Kohleausstieg im Süden ermöglichen und im Norden die Mengen an Abregelstrom weiter reduzieren“. Damit werde das Stromkabel „zur Versorgungsader für den verbrauchsstarken Süden und zur natürlichen Preisbremse für das ganze Land“. 

Gleichzeitig zeige der Südlink mit der langen Planungsdauer von zehn Jahren aber auch, „dass die Energiewende sehr viel schneller voranschreitet als deutsche Planungsverfahren“. Das, fordert Goldschmidt, müsse sich ändern.

Mehr lesen