Auf dem Wacken Open Air (WOA) sein, um zu arbeiten – das klingt irgendwie hart. Melanie Meyer-Gosch und Dirk Meyer aus Westerrönfeld bei Rendsburg machen das jetzt aber schon seit ein paar Jahren. Und sie finden das gar nicht so schrecklich.

Das Ehepaar verkauft Met in einer Bar in Form eines Wikingerschiffes in unmittelbarer Nähe zu den Bühnen, im Wackinger Village, dem großen Wikinger-Bereich des WOA, wo es auch als eigene Bühne die „Wackinger Stage“ gibt. Melanie Meyer-Gosch sagt:

Schon am Sonnabend vor dem WOA reisen die 37-Jährige und ihr Mann Dirk an und bauen das Zelt auf. „Wir sind inzwischen eine tolle Gruppe von Mitarbeitern, die sich hier jedes Jahr treffen und gemeinsam zelten – und auch eine Menge Spaß haben“, fügt sie hinzu.

Ein tolles Erlebnis, wie sich das Festivalgelände mit Leben und Metalheads füllt

Die Mutter einer vierjährigen Tochter schwärmt: „Es ist immer wieder ein Erlebnis, wie die riesigen Trailer anrollen und sich in wenigen Tagen der Acker zu einer kleinen Stadt verwandelt.“ Und für Ehemann Dirk ist es immer wieder ein beeindruckender Moment, wenn sich die Pforten des riesigen Metal-Festivals öffnen und sich das menschenleere Areal innerhalb weniger Minuten mit Leben füllt.

Dirk Meyer singt in der Band Dize, die auch schon auf dem WOA war

Außerhalb des WOA sind beide nicht in der Gastronomie beschäftigt. Sie sind selbstständig mit einer Maschinenbaufirma. Metalmusik gehört für Dirk Meyer allerdings zum Alltag: Er ist Sänger der Rock- und Metal-Band „Dize“ aus Bremerhaven, die bereits beim WOA auf der Bühne stand. Damals aber war Dirk noch nicht dabei – seine Bühne ist bisher der Tresen auf dem Gelände. Und der 45-Jährige kann berichten:

Man sei fester Teil der Besetzung des Wikingerschiffs, „wir verkaufen gut gekühlten Met und allerhand gruselige Schnäpse“. Dabei tragen sie mittelalterliche Gewänder. Und der Met komme bestens an. Seine Frau verrät: „Wir haben schon eine ganze Menge Biertrinker in Met-Trinker verwandelt.“

Verständigungsprobleme mit dem internationalen Publikum gibt es nicht. Dirk Meyer erzählt: „Die Gäste kommen aus der ganzen Welt, viele Spanier, Skandinavier und Schweizer sind dabei – alle können die wichtigen Wörter in Englisch und Deutsch sagen. Man kann sie gut verstehen.“ Er fügt aber schmunzelnd gleich hinzu:

Man kann es eigentlich kaum glauben, aber das ist wohl einfach das WOA: In all den Jahren, berichten beide, habe es bisher keinen Gast gegeben, an den sie sich in unangenehmer Weise erinnern. „Natürlich sind nicht alle Menschen gleich und mit einem kann man mehr Spaß haben als mit dem anderen, aber wirklich Stress haben wir noch nie gehabt.“ Das beteuern beide.

Cashless Pay beim WOA: Trinkgeld gibt es am Wikingerschiff-Tresen trotzdem

Die Einführung der Zahlung per Chip im Festivalband, das 2022 erstmals eingeführte „Cashless-Pay-System“ auf dem gesamten Festivalgelände, lässt vermuten, dass Trinkgelder für Tresenkräfte der Vergangenheit angehören. Die Erfahrungen der beiden sehen da aber anders aus: „Viele Gäste haben extra Bargeld für uns Mitarbeiter dabei oder überlassen uns ihre Pfandbecher. Wir können uns nicht beschweren“, so Melanie Meyer-Gosch.

In diesem Jahr ist ihr eine Freischicht übrigens besonders wichtig: Sie möchte „Dropkick Murphys“ auf jeden Fall einmal live auf einer Wackenbühne hören und sehen. Die Gelegenheit dazu hat sie am Sonnabend, 5. August, wenn die irisch-amerikanische Folk-Punk-Band aus Boston von 0.15 bis 1.30 Uhr auf der großen Faster-Bühne steht. Und dann müssen die Wikingerschiff-Fans eben mal auf sie verzichten.