Schleswig-Holstein

Wohnmobilstellplatz Niebüll: Hier kommen die „Digital Nomads“

Wohnmobilstellplatz Niebüll: Hier kommen die „Digital Nomads“

Niebüll: Hier kommen die „Digital Nomads“

Arndt Prenzel
Niebüll/Nibøl
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Arbeiten von unterwegs: Sabine Baerwald und Michael Huebner auf dem Niebüller Campingplatz. Foto: Arndt Prenzel

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Das Thema „Mobiles Arbeiten“ gibt der Frage nach der richtigen Balance zwischen Arbeit und Freizeit eine neue Dimension. Auch auf dem Campingplatz in Niebüll verschwimmen die Grenzen.

Auf dem Niebüller Wohnmobilstellplatz vor der Schwimmhalle ist auch über die Feiertage hinweg eine Menge los. Kleine Plastikbomber, größere Wohnmobile, alles ist dabei. Zum Teil sind es Sylt-Urlaubspendler, die ihr Fahrzeug hier stehen lassen und jeden Tag zum Strandgang die Marschbahn benutzen. Andere bleiben nur für eine Nacht. Manche sind ein paar Tage zu Gast. Wieder andere nutzen die Zeit, um hier in Ruhe zu arbeiten – sie sind „Digital Nomads“, digitale Nomaden.

Digitale Nomaden – eine neue Generation der Werktätigen

Zu letzteren gehören Sabine Baerwald und Michael Huebner. Relaxed sitzen sie einander gegenüber an ihrem Tisch, das Laptop Kante an Kante. Das entspannte Paar hat eine neue „Work-Life-Balance“ für sich entwickelt. Denn seit der Pandemie gibt es eine neue Generation der Werktätigen. Es sind die „digitalen Nomaden“, Leute, die ortsunabhängig arbeiten. Die meisten digitalen Nomaden sind Freelancer, zum Beispiel Programmierer, Texter oder Designer. Auch viele Jobs im Marketing oder im Online-Business lassen sich von unterwegs aus erfüllen.

Genau so ist es bei Baerwald und Huebner. Baerwald ist gelernte Bankkauffrau, hat aber vor 14 Jahren den Beruf gewechselt und ist nun eine erfolgreiche Grafikerin. Sie featured Bürgermeisterwahlen, entwickelt Logos für Firmen und so manches mehr. Dafür ist sie viel und gern unterwegs. Timmendorfer Strand ist ihre Heimat, die Nordsee mag sie trotzdem. Ihr Prinzip ist gleichzeitig auch der Firmenname „Grafik to go!“ Seit Corona ist sie unterwegs, arbeitet überall.

Partner Michael Huebner entwickelt mit seiner Firma Osko IT Warenwirtschaftssysteme für Shops und bietet Beratung bei dem Aufbau von Online-Stores an. „In der Pandemie habe ich gemerkt, es geht auch, wenn alle zu Hause sind und dort arbeiten“, sagt er. „Umgekehrt heißt das: Alle können auch weg sein!“ Und seit diesen positiven Erfahrungen während Corona ist er „mal weg“. Er war mit einem älteren Wohnmobil drei Monate in Spanien. „Das Arbeiten von dort klappte bestens.“

In der Zwischenzeit hat sich Huebner ein Büro-Wohnmobil gekauft, das groß genug für zwei ist. Wobei Hundedame Paula (15), der gute Geist des Unternehmens, auch noch mit dabei ist. Der Border Collie ist auch in Niebüll am Start, hat aber die Gegend noch nicht so richtig erkundet. „Nein, am Marschenpark waren wir noch nicht“, bekundet Michael. Paula ist dennoch völlig locker. Vielleicht wegen der Niebüller Luft.

Digital Nomads kommen wieder nach Niebüll

Nach der Ankunft in Niebüll sind alle drei erst mal Essen gegangen. „Ein nettes Städtchen“, wurde es vom Trio allgemein empfunden. Etwas schwieriger wurde es beim vegetarischen Essen. „Da ist noch Luft nach oben“, befand Sabine nach dem Studium der Speisenkarte. Doch die Aussichten sind günstig. Michael kennt Niebüll aus früheren Tagen. „Meine Eltern hatten in Rosenkranz ein Sommerhaus“, sagt er. „Niebüll hat sich gewaltig entwickelt.“

Wichtigste Botschaft: Der Aufenthalt auf dem Wohnmobilstellplatz gefällt. „Wir fühlen uns total wohl hier, haben gut geschlafen.“ Beide loben die Ausstattung und das Angebot. „Wir waren ja vorher unterwegs. Manch andere Plätze hatten geschlossen, andere keinen Strom.“ Die Homepages liefern nicht immer richtige Auskünfte. In Dagebüll ist der Stellplatz zwar benutzbar, aber die Duschen laut Homepage dicht. Hotel Neuwarft hat seinen Campingplatz bis März geschlossen. Bei Harald Wolf hinter dem Deich dürfen Wohnmobile stehen; in der Nähe ist eine Toilette. So ist der Standort Niebüll offensichtlich ein echter Treffer.

„Wir müssen auch noch weiter nach Sylt. Einer unserer Kunden, das „Kontorhaus Sylt“, hat für die Inventur unsere Unterstützung angefordert.“ sagt Michael. Als Freelancer können sie sich die Zeit einteilen. „Wir sind einfach ein paar Tage früher losgefahren“, sagt Sabine. „So haben wir die Freiheit, hier oder dort länger zu bleiben.“ Die Arbeit kommt dennoch nicht zu kurz. Ihr Fazit: Angenehmer als in Niebüll kann man derzeit nirgendwo stehen. „Wir kommen wieder.“

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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