Kommunalwahl 2023

Wohnraum, Jugend, Tourismus: Wie soll sich Föhr entwickeln?

Wohnraum, Jugend, Tourismus: Wie soll sich Föhr entwickeln?

Wohnraum, Jugend, Tourismus: Wie soll sich Föhr entwickeln?

Karim Hmida
Föhr
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Wie viel Tourismus will Föhr? Auch darum geht‘s im Vorfeld der Kommunalwahl. Foto: www.imago-images.de/shz.de

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Anlässlich der Kommunalwahl hatte die Bürgerinitiative Merret reicht’s zu einer Podiumsdiskussion geladen. Oberthema: Wie kann die Insel lebenswerter gestaltet werden?

Den Gästen war im Vorfeld ein Fragenkatalog zu den Schwerpunkten Fremdenverkehr, Wohnen und Bauen, Umwelt und Nachhaltigkeit, Jugend sowie Politische Strukturen zugeschickt worden, auf den sie in ihrem Eingangsstatement jeweils Bezug nehmen konnten. Dabei herrschte in vielerlei Hinsicht Konsens.

Wie viel Tourismus braucht es?

Sämtliche Diskussionsteilnehmer halten den Tourismus für unabdingbar für die Insel, möchten ihn jedoch nachhaltiger gestalten. Die Situation wird jedoch je nach Gemeinde unterschiedlich bewertet. So käme laut Hark Riewerts, Bürgermeister von Oldsum, seine Gemeinde noch gut mit der Anzahl der Touristen zurecht, während der Wyker Grünen-Politiker Till Müller die überforderte Infrastruktur vergangener Sommer erwähnte. Peter Schaper (SPD) gab zu bedenken, dass in der Hochsaison kein vermehrter Tourismus nötig wäre, allerdings die Vor- und Nebensaison gestärkt werden müsste.

Das Thema Jugend kam aufgrund zeitlicher Beschränkungen eher kurz und wurde zumeist im Zusammenhang mit der Wohnraum-Problematik behandelt. Um der Abwanderung junger Menschen entgegenzuwirken, sprach sich Schaper für die Schaffung weiterer Ausbildungsplätze aus. Bernd Wigger (FDP) möchte zudem, dass man vermehrt mit jungen Menschen in den Dialog tritt und auch sie für die Kommunalpolitik begeistert. Silke Ofterdinger-Daegel (Kommunale Gemeinschaft Wyk) sieht aktuell aber auch viele Chancen in der Möglichkeit des Home-Office, da es jungen Menschen ermögliche, mehr Zeit auf der Insel zu verbringen.

Umweltschutz auf Föhr

Zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit gab sie ferner zu bedenken, dass es sehr schwierig wäre, Windmühlen und Photovoltaikanlagen auf die Insel zu bekommen, da der Entwicklungsplan uralt sei. Amtsvorsteherin Heidi Braun fügte hinzu, dass eine Windkraftanlage für jedes Dorf sinnvoll wäre, die Landesregierung jedoch nicht einmal eine für alle erlaube.

Zum Thema ÖPNV sagte Wyks Bürgermeister Hans-Ulricht Hess: „Das Mobilitätskonzept ist eines der tragfähigen Konzepte, die weiterbearbeitet werden sollten“. Bernd Wigger sprach sich für eine Änderung der Angebotsstruktur aus, während Hark Riewerts sogar eine komplette Überarbeitung des ÖPNV befürwortete. Till Müller schlug konkret kleinere Busse vor, die regelmäßiger fahren.

Eine Zuhörerin äußerte ihren Unmut über die Qualität der Radwege, woraufhin Hess auf bisherige Entwicklungen wie die Bereitstellung von Fahrradbügeln sowie Reparatursäulen aufmerksam machte und betonte, dass sich bezüglich der Radwege auch bereits etwas in Planung befinde.

Schwieriges Themenfeld Wohnraum

Besonders das Thema Bauen und Wohnen nahm einen Großteil der Diskussion ein, zumal viele der anwesenden Insulaner sich sehr frustriert über das Fehlen von Wohnraum für Beschäftigte im Service-Bereich sowie die inkonsequente Durchsetzung von Regulierungen zeigten. Hess ist der Auffassung, dass das Baurecht angepasst werden müsse und Schaper sieht das Problem vor allem in der Bürokratie, weshalb man mit einer starken Kommunalpolitik Druck aufbauen solle, um dieser entgegenzuwirken. Auf die Frage, ob sogenannte tiny houses eine Möglichkeit wären, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, erklärte Schaper, dass die SPD diesbezüglich bereits einen Antrag gestellt habe. Müller äußerte sich hingegen skeptisch zu dem Konzept. Riewert gab außerdem zu bedenken, dass man Wohnraum zudem noch renovieren könnte.

Auf den Vorschlag, ob man nicht konsequent eine Veränderungssperre für Zweithausbesitzer verhängen könne, entgegnete Hess, dass es sich nicht um ein Allheilmittel handle, sondern lediglich um ein Instrument mit dem Ziel, die zukünftige Planung zu sichern. Wie das Publikum zeigten sich auch die Kommunalpolitiker frustriert über die bürokratischen und strukturellen Hürden. Auf die Frage, was man denn auf kommunaler Ebene überhaupt machen könnte, erklärte Müller, dass man vor allem auf ein Zweckentfremdungsgesetz hoffe, damit man die Sache in die eigenen Hände nehmen könne. Braun hoffe ferner auf Wohnraum-Angebote von Eigentümern, die dann von der Kommune weiterbetreut werden könnten.

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