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Zahl der Hartz-IV-Bezieher in Flensburg sinkt auf Fünf-Jahres-Tief

Zahl der Hartz-IV-Bezieher in Flensburg sinkt auf Fünf-Jahres-Tief

Zahl der Hartz-IV-Bezieher in Flensburg sinkt

SHZ
Flensburg
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Claudia Remark ist Leiterin des Flensburger Jobcenters. Foto: Julius Demant/shz.de

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Im Vergleich zum November 2019, als Corona noch keine Rolle spielte, ist die Zahl der Regelleistungsberechtigten um 6,7 Prozent gesunken.

Ein wenig überrascht ist Claudia Remark schon. „2021 ist für das Jobcenter ein außerordentlich erfolgreiches Jahr gewesen, trotz aller Corona-Widrigkeiten“, sagt die Chefin des Flensburger Jobcenters.

Die Zahl der sogenannten Regelleistungsberechtigten nach SGB II („Hartz IV“) ist im November auf 10.331 gesunken – so tief wie seit fünf Jahren nicht mehr. „Es gibt hierfür eine Vielzahl von Gründen. Der Arbeitsmarkt ist außergewöhnlich robust und aufnahmefähig geblieben“, so Remark.

Im Vergleich zum November 2019, als Corona noch keine Rolle spielte, ist die Zahl der Regelleistungsberechtigten um 6,7 Prozent gesunken.

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Weniger Arbeitslose beim Jobcenter

Auch bei den Arbeitslosen ist beim Flensburger Jobcenter eine starke Rückläufigkeit zu beobachten. Ihre Zahl liegt bei 2724 und damit so niedrig wie seit Monaten nicht mehr. Arbeitslose machen generell nur einen kleinen Anteil der Regelleistungsbezieher des Jobcenters aus, da hier unter anderem auch Kinder oder sogenannte Aufstocker betreut werden.

Insgesamt sind in Flensburg 3775 Menschen (Quote: 7,3 Prozent) arbeitslos gemeldet, von ihnen fallen 1051 in die Zuständigkeit der Arbeitsagentur, da sie noch nicht lange ohne Job sind.

Gegenüber dem November 2019 ist die Zahl der arbeitslosen Flensburger um 9,6 Prozent zurückgegangen – trotz Corona. „Wir führen dies darauf zurück, dass wir sehr früh in die persönliche Kundenberatung zurückgekehrt sind“, erklärt Remark.

3566 Ausländer werden vom Jobcenter betreut

Unter den 10.331 Kunden ihres Jobcenters befinden sich auch 3566 Ausländer, darunter 1750 Frauen. „Bei Familien mit Migrationshintergrund gibt es häufig noch alte tradierte Rollenbilder. Wir wollen den Frauen eine Perspektive am Arbeitsmarkt bieten“, betont Remark.

Gegenüber 2021 muss das Jobcenter Flensburg bei seiner Arbeit mit einem verringerten Budget klarkommen. „Dies hat damit zu tun, dass der Bund insgesamt weniger an die Jobcenter ausschüttet, da die Kundenzahl gesunken ist. Wir sind aber absolut handlungsfähig“, so Remark. Das Budget sinkt von 9,6 auf 8,6 Millionen Euro.

Ziele für das neue Jahr

Im kommenden Jahr hat sich das Jobcenter zum Ziel gesetzt, 2320 Flensburger in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu integrieren. 2021 werden es voraussichtlich 2250 sein. Die Zahl der sogenannten Langzeitbezieher soll von 5405 auf 5378 reduziert werden.

Ab dem 1. Januar bekommen volljährige Singles im Regelbedarf 449 Euro monatlich. Hinzu kommt die Zahlung der Miete und Heizung. Einer Familie mit Mutter, Vater und Kind (7 Jahre) stehen beispielhaft 1758 Euro zu Verfügung. Das Kindergeld in Höhe von 219 Euro wird angerechnet. Sonderzahlungen für Bildung und Teilhabe-Leistungen sind möglich.

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Remark möchte in diesem Zusammenhang mit einem weitverbreiteten Vorurteil aufräumen, dass eine Familie im Leistungsbezug bei einer Teilzeitbeschäftigung eines Familienmitglied am Ende weniger Geld bekommen würde, als wenn beide Partner arbeitslos sind. „Das stimmt nicht. Es gibt immer Freibeträge.“

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