Oldtimer
Wenn der Borgward zweimal hupt
Wenn der Borgward zweimal hupt
Wenn der Borgward zweimal hupt
Anke Tästensen traute ihren Augen nicht, als zu ihrem Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk auf den Hof rollte.
Zu ihrem 60. Geburtstag hat Anke Tästensen ein Geschenk bekommen, mit dem sie nicht gerechnet hat. Zu ihrem Ehrentag rollte eine Borgward Isabella auf den Hof und weckte alte Erinnerungen. „Zuerst war ich völlig perplex, als ich das Auto sah. Das war eine richtige Überraschung“, erzählt sie. Für das Geschenk haben ihre Söhne und besonders ihr Ehemann zusammengearbeitet, den Oldtimer ausfindig gemacht und ihn – auf eigener Achse – aus Randers nach Lügumkloster geschafft.
Für Anke Tästensen und ihren Ehemann Carl Friedrich hängen an eben jenem Fahrzeugmodell sehr viele Erinnerungen, die das Geschenk noch schöner machen. „Das muss 1975 gewesen sein. Fiddi bekam von seinem Onkel eine Borgward Isabella geschenkt, obwohl er erst 17 Jahre alt war. Wir waren damals schon zusammen und gingen noch auf das deutsche Gymnasium in Apenrade. Als ich 18 Jahre alt wurde, ich habe ja im März Geburtstag und er erst im Oktober, erlaubte er mir, das Auto zu benutzen und damit herumzufahren. Schon damals gehörte die Isabella aus dem Jahr 1961 zum alten Eisen, was meinen Eltern nicht so gefiel, wenn sie auf der heimischen Einfahrt stand. Aber das passte mir ganz gut – denn mit 18 war ich gerade voll in meiner Sturm- und Drang-Zeit“, erzählt die stolze Besitzerin lachend.
Die „erste“ Isabella endete am Baum, die „neue“ in ihrem Herzen
Damals hielt das Glück mit der Isabella nicht besonders lange. Nach einer Weile setzte ein Schulfreund der beiden das Auto gegen einen Baum, und die Geschichte für diese Isabella endete auf dem Schrottplatz. Nicht unüblich für die Autos aus Bremen, die zwar für damalige Verhältnisse sehr hochwertig waren, aber auch mit der harten Witterung in Dänemark zu kämpfen hatten. Viele fielen dem Rost zum Opfer.
Da ist es nur umso schöner, dass es ihrem Ehemann und den Söhnen Niels und Lasse gelang, ein Auto aufzutreiben, das genau so ist, wie das alte war. „Der Jahrgang, die Farbe – es stimmt einfach alles. Sich in das Auto zu setzen ist wie eine kleine Zeitreise. Aber so ein Geschenk konnte auch nur von meinen ,Jungs’ kommen, die lieben alles, was Räder hat“, lacht Anke Tästensen, die selbst wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen wäre, sich ein solches Auto zuzulegen.
Trotz aller Liebe zur alten Technik sind die Unterschiede zu neuen Autos doch sehr präsent, weiß Anke Tästensen: „Es ist sehr laut, wenn man unterwegs ist, es gibt keine Servolenkung, keine Klima-Anlage, und die Federung ist wie bei Großmuttern auf dem Sofa. Vor allem aber gibt es auch keine Gurte, daran musste ich mich erst mal wieder gewöhnen.“
Ein Auto für schöne Tage und die Landstraße
Aber um die Annehmlichkeiten eines neuen Autos geht es beim Oldtimerfahren auch nicht. „Es ist einfach schön, mit dem Auto über die Landstraße zu fahren. Es ist etwas zum Genießen und für schönes Wetter“, erzählt die Isabella-Fahrerin, die diesen Sommer bestimmt noch einige Touren unternehmen möchte. Bis jetzt beschränkten sich die Fahrten auf kleinere Radien um Lügumkloster. „Einfach schön, damit unterwegs zu sein, und bei manchen älteren Einwohnern weckt das auch Erinnerungen. Borgwards waren immer das liebste Fortbewegungsmittel der Schuhmacher-Familie Tästensen“, freut sich die 60-Jährige, die sonst immer viel zu tun hat.
Neben ihrer Schulleiterposition in den Deutschen Schule Osterhoist und Rapstedt hat sie einen Posten im Schulausschuss der deutschen Schulen in Nordschleswig, engagiert sich in der Arbeitsgruppe des Instituts für Minderheitenpädagogik und hat einen Lehrauftrag an der Europa-Universität.
Viel Programm, das kaum Zeit fürs Oldtimerfahren lässt: „Derzeit steht das Auto bei meinem Sohn Niels in Tingleff in der Garage. Er bewegt es ab und an und scheint auch seinen Spaß daran zu haben. Im Sommer werde ich mir aber sicherlich noch die eine oder andere schöne Tour mit meinem Mann einfallen lassen.“