Vor 100 und vor 50 Jahren

Chronik August: Dichtung, Deutschunterricht und Damm nach Sylt

Chronik August: Dichtung, Deutschunterricht und Damm nach Sylt

Chronik August: Dichtung, Deutsch und Damm nach Sylt

Jürgen Ostwald
Jürgen Ostwald Freier Mitarbeiter
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Noch ist es nicht so weit. Die erste Dampflok wird erst drei Jahre nach unserer Meldung vom 1. August 1924 über den Hindenburgdamm fahren. Denn der wird erst am 1. Juni 1927 eingeweiht. Und zwar von dem damaligen Reichspräsidenten Hindenburg, der seit zwei Jahren sein Amt innehatte. Nach ihm trägt der Damm seinen heute umstrittenen Namen. Foto: Nordfriesisches Institut, Bredstedt

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Die Schlagzeilen von diesem August sind ganz anders als noch vor 100 und vor 50 Jahren. Jürgen Ostwald hat im Archiv die Zeitungen durchforstet und nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Foto: DN

Freitag, 1. August 1924
Von der Westküste
Das Vorhaben, den Sylter Damm mit großen Baggern zu spülen, d. h. seitlich Schlickmassen aus dem Wattenmeer zu entnehmen und dies dort anzuhäufen, hat sich hier nicht bewährt, obwohl anderwärts auf kurzen Strecken gute Erfolge zu verzeichnen waren. Man ist seit einiger Zeit dazu übergegangen, dass sechs Trockenbagger an Land Erdmassen gewinnen, welche mittels Kippwagen an die Baustelle gebracht werden, um die Sohle zwischen den beiderseitigen Spundwänden auszufüllen. Die Breite der unteren Sohle ist 54 Meter, während die der Krone sechs Meter beträgt. Der Damm selbst, der in einer Länge von etwa drei Kilometern bereits in das Wattenmeer hinausgetragen worden ist, hat eine Steigerung von 1:10, wird mit einer Steinschicht belegt, worauf eine solche von Soden zu liegen kommt. Durch den Einfluss von Tiden ist es nun möglich, dass der Bau in Etappen von je 500 Metern Länge erfolgen kann. In dieser Weise schreiten die Arbeiten, begünstigt vom guten Wetter, jetzt rüstig vorwärts, sind doch an dem großen Kulturwerk, welches seinesgleichen nur in einem Damm über den Zuidersee gefunden hat, zurzeit etwa 1.000 Personen beschäftigt, und hat deren Unterbringung in Baracken jenseits der Deiche eine neue Stadt entstehen lassen.

 

Sonnabend, 2. August 1924
Die Kuppel der Peterskirche
In der amerikanischen Presse waren Meldungen aufgetaucht, dass in der Kuppel der Peterskirche gefährliche Risse entstanden seien. Nach einer Meldung der „Frankfurter Zeitung“ aus Rom entbehren diese Gerüchte jeder Begründung. Ein Schaden an der Kuppel, der im vorigen Jahr bemerkt worden war, wurde sofort behoben. Die Kuppel wird dauernd überwacht. Die eingehende Untersuchung im vorigen November habe ein durchaus beruhigendes Resultat gebracht.

Die Kuppel des Petersdoms in Rom ist, wie der Petersdom selbst, ein Werk Michelangelos. Jedoch nicht ganz. Als Michelangelo 1564 starb, war die Peterskirche noch lange nicht vollendet. Über der Vierung erhob sich aber schon ein Teil der Kuppel. Sie war jedoch noch nicht geschlossen. Es stand der Tambour mit dem Kranz der gekuppelten Säulen. Die Form der Peterskuppel war eigentlich durch das große Holzmodell Michelangelos vorgegeben. Aber Giacomo della Porta, der von 1574 bis 1602 Baumeister der Peterskirche war und die Kuppel 1588/90 vollendete, gehörte schon einer anderen Generation mit anderen architektonischen Vorstellungen an. Der schwere und etwas gestaucht wirkende Kuppelumriss Michelangelos wurde zugunsten einer eher heiteren Eleganz im Sinne des beginnenden Frühbarock vollendet. Die Raumidee Michelangelos blieb gleichwohl gewahrt.
Schon der Vorgängerbau der Peterskirche hatte eine vielköpfige Bauhütte, die sich um die Erhaltung des Bauwerks kümmerte. Heute beschäftigt die Fabbrica di San Pietro, die von Papst Julius II., dem Mäzen von Bramante, Michelangelo und Raffael, gegründet worden war, weit über hundert Mitarbeiter, von Anfang an übrigens auch Frauen. Derzeit wird der große 30 Meter hohe Bronze-Baldachin Berninis von 1623/25 von der Fabbrica restauriert. Er soll bis zur Eröffnung des Heiligen Jahres 2025 – es werden 32 Millionen Pilger erwartet – wieder im alten Glanz erstrahlen.

 

Montag, 4. August 1923
Jubiläum des Einkronenscheins
Er feiert am 15. August seinen zehnjährigen Geburtstag, der Einkronenschein. Damals entschied sich Dänemark auch zur Einziehung des Hartgeldes. Inzwischen hat die Art der Einkronenscheine gewisse Wandlungen durchgemacht. Die Farbe verblasste und der Gehalt des Papiers verringerte sich mit der Vermehrung der in Umlauf gesetzten Zettel. Jetzt trägt sich der Finanzminister mit schwarzen Plänen gegen das Leben des Einkronenscheins. Es soll ihm ernstlich an den Kragen gehen. Wer aber meint, dafür würde es wieder Silbermünzen geben, wie Deutschland es jetzt macht, der irrt sich; über Gelbmetall, d. h. Messing, wird es nicht hinauskommen. Dann könnte man auch den Einkronenschein leben lassen; er ist ebenso gehaltvoll wie eine Messingmünze.

Foto: Dansk Numismatisk Forening (DNF)/Seddelkataloget

Dienstag, 5. August 1924
Deutsch-griechischer Zwischenfall
Der „Temps“ (Paris) berichtet aus Athen: Der deutsche Geschäftsträger von Schön wollte sein Beglaubigungsschreiben als Gesandte mit einer Ansprache überreichen. Der griechische Außenminister forderte, dass Herr von Schön die Ansprache auf Französisch halten solle. Der deutsche Gesandte erwiderte, seit dem Kriege sei das Französische nicht mehr die alleinige Diplomatensprache, er werde weiter deutsch sprechen, wie das auch die Vertreter des Deutschen Reiches bei derartigen Gelegenheiten in Paris täten. Der griechische Außenminister war damit nicht einverstanden. Darauf verzichtete von Schön auf die ganze Zeremonie.

 

Mittwoch, 6. August 1924
Das Logbuch des Christoph Columbus
Nach einer Meldung der Zeitung „El Universal“ hat man in Mexiko das eigenhändige Logbuch von Christoph Columbus entdeckt. Es berichtet über seine Reise nach Amerika und einen Teil der Rückreise. „El Universal“ teilt mit, Columbus habe, als sein Schiff in die Nähe der Azoren vom Sturm überfallen wurde, sein Manuskript in einer luftdicht verschlossenen Umhüllung in das Meer geworfen. So sei die Handschrift erst 300 Jahre später entdeckt worden und befindet sich jetzt in den Händen der Behörden, die es nach eingehender Prüfung für echt halten.

Das originale Logbuch des Christoph Columbus muss als verloren gelten. Aber Abschriften könnte es noch geben. Und so gelangten früher immer mal wieder Sensationsmeldungen in die Zeitungen, die Abenteurer und Fälscher zu lancieren wussten. Um eine solche Nachricht handelt es sich bei obiger. Eine Abschrift, die erhalten ist, verdanken wir dem bekannten Dominikaner Bartolome de Las Casas (1474-1566). Es ist das Bordbuch des Christoph Columbus, das „Diario de a bordo del primer viaje de Cristobal Colon“ heißt und heute auch in deutscher Übersetzung als preiswertes Insel-Taschenbuch erhältlich ist.

 

Sonnabend, 9. August 1924
Zu den Beschwerden über den Zustand der deutschen Kriegergräber wird uns mitgeteilt, dass das mitten im Dorfe Düppel an der Dorfstraße gelegene Grab von mehreren Brandenburgischen Soldaten arg verwahrlost und beschädigt worden ist. Der Beobachter kam dazu, als dort eine Schar Kinder auf dem Grab herumspielte. Die ehemals vorhandene Bepflanzung ist vernichtet und völlig zertreten. Ein eisernes Kreuz, das über einer Kugel das schlichte Denkmal krönte, ist mutwillig aus der Verschraubung gelöst und der zollstarke Zapfen abgebrochen worden. Das Kreuz liegt jetzt am Fuße des Steins. Dessen Platte ist, wie die der meisten Gräber, mit Flechten überwuchert und unleserlich. So steht der schlichte Denkstein da als ein Schandmal für diejenigen, die solches tun und dulden. Auf dem Kirchhof zu Düppel sind die deutschen Gräber auch verwildert und die Steine von Flechten überwuchert. Nimmt die Kirchhofsverwaltung denn an diesem Zustand keinen Anstoß? Wäre es so schlimm für den Kirchhofswärter, auch einmal das Unkraut von den deutschen Gräbern zu entfernen? Vierzig Jahre hindurch haben die Deutschen die dänischen Gräber auf der Düppelhöhe gepflegt, bis die dänische Regierung auf Wunsch diese Aufgabe übernahm! Das ist seinerzeit von berufener Seite anerkannt worden. 

Wie es mit manchen Gräbern auf dem freien Felde bestellt ist, davon zeugt ein Grab in einem Haferfelde in der Nähe der ehemaligen Schanze 7. Es liegt mitten im Felde; nur eine Pappel deutet den Ort an. Der Zugang, den der Besitzer des Feldes nach der vom Vorbesitzer übernommenen Verpflichtung offenhalten soll, ist überpflügt, das schadhafte Gitter des Grabes entfernt und dieses selbst überpflügt und ebenfalls mit Hafer übersät worden. Als der Besitzer vor einigen Tagen gefragt wurde, ob er nicht den Weg freimachen und das Grab wieder herrichten wolle, wozu er doch verpflichtet sei, verweigerte er das und wollte solche Verpflichtung nicht anerkennen. Im Dorfe Rackebüll liegt in der Nähe der Schule hart am Wege ein Grab dreier preußischer Soldaten, das ebenfalls einen trostlosen Anblick darbietet. Nach dem Versailler Vertrag ist der dänische Staat Rechtsnachfolger des preußischen Staates auch als Eigentümer der Kriegergräber; es liegt daher unseres Ermessens dem dänischen Staat die Verpflichtung aus, dafür Sorge zu tragen, dass die Landbesitzer angehalten werden, die Verpflichtungen zu erfüllen, die von den Besitzern übernommen worden sind, als der Grund und Boden vom preußischen Staat angekauft wurde, auf dem sich Kriegergräber befinden.

 

Mittwoch, 13. August 1924

Der „Verein ehemaliger deutscher Soldaten und Kriegsteilnehmer“ war mit seinen nordschleswigschen Regionalverbänden gesellschaftlich lange Jahre sehr präsent. Das Damen- und Herren-Preisschießen will uns heute eher wie Hohn erscheinen, damals galt es als unhinterfragtes Vergnügen. Foto: Königliche Bibliothek, Kopenhagen

Sonnabend, 16. August 1924
Das Erscheinen einer zweiten deutschen Zeitung in Libau wird von der lettischen Presse angekündigt. Das neue Blatt soll von linksgerichteten deutschen Kreisen herausgegeben werden.

Die Deutschen in Libau hatten damals nur eine Zeitung, die „Libausche Zeitung. Amtliches Publikationsorgan des Stadtkreises Libau und der Kreise Grobin und Hasenpoth“. Sie erschien seit 1824. Am 22. Juni 1939 musste sie mit der Nr. 116 ihr Erscheinen einstellen. Denn es wird in wenigen Wochen keine deutschen Leser mehr geben. Hitlerdeutschland hatte dem Deutschtum durch Aussiedlung der etwa 50.000 Deutschbalten in Lettland bis Ende Dezember 1939 ein Ende bereitet.

 

Freitag, 29. August 1924
Vom Büchertisch
Das Lied der Erde. Erzählung aus Nordschleswig von Ingeborg Andresen. Erschienen im Nordmark-Verlag zu Tondern. 117 Seiten. Kartoniert 1,50 Kronen oder 1 Mark. All die vielen, die Ingeborg Andresens heimatliche Erzählkunst zu schätzen wissen, werden sich freuen, dass nach dem leider noch immer vergriffenen Novellenband „Hinter Deich und Dünen“ wieder einmal ein Werk der nordfriesischen Dichterin in Buchform erschienen ist. „Das Lied von der Erde“ erzählt in einer bildhaft anschaulichen Sprache, die man bei Ingeborg Andresen gewohnt ist, und in der ihrer Kunst eigenen dramatischen Lebendigkeit von dem Kampf dreier Menschen um „Ein Stück Erde“ (wie eine ihrer früheren Novellen hieß), und entwickelt dabei gleichzeitig das tragische Schicksal des Alt-Schleswig-Holsteiners, der sich mit der, seinen Wünschen und Gedanken widerstreitenden jüngeren Geschichte seiner engeren Heimat nicht abfinden kann. So recht ein Buch für schleswig-holsteinische Menschen, das auch in alle Volksbüchereien hinein sollte; und zugleich für Binnendeutsche eine Dichtung, die sie trefflich in schleswig-holsteinische Art einführt. Es kann durch jede Buchhandlung oder Einzahlung von 1 Mark auf das Postscheckkonto Hamburg 419 83 (Nordmark-Verlag, Tondern in Niebüll) bezogen werden.

Ingeborg Andresen (1878-1955), aus Eiderstedt stammend, war seit 1909 mit dem Tondernschen Journalisten Jacob Bödewadt verheiratet. Ihn suchte sie auch mit ihren Werken in ihrer Tonderner Zeit politisch zu unterstützen. Ihre Erzählung „Das Lied der Erde“ sekundierte so gewissermaßen ihre damals sehr bekannten dramatischen Programmdichtungen und grenzkämpferischen Agitationsstücke, die auch in Nordschleswig zur Aufführung kamen. In einer theatergeschichtlichen Untersuchung aus der Feder des im vergangenen Jahr verstorbenen bekannten Dramaturgen (Ohnesorg-Theater) und Historikers Ulf-Thomas Lesle heißt es zu ihren Dramen: „Im ,Vörspann’ , einem Einakter, geschrieben für die 75. Wiederkehr des Erhebungstages von 1848 und 1923 uraufgeführt, wird die Tochter dem dänisch gesinnten Elternhaus entrissen, das von Schwachsinn und Geldgier geprägt ist. Das junge Mädchen leistet ,Vaterlandsdienst’, indem sie die schleswig-holsteinischen Freiwilligen hilfreich unterstützt. Heimat und Liebe siegen in diesem Spiel“, so die Kritik. 

Ein Agitationsstück ähnlicher Art ist „Groot-Huus“, 1924 in der schleswigschen Grenzstadt Leck uraufgeführt. In einem Armenhaus leben unter schlechten Bedingungen einige alte Leute. Ein Vertrauensmann der dänischen Volksgruppe nimmt sich ihrer an, „um die Gunst der Schwachen und Wankelmütigen“ für die „Dänenpropaganda“ zu gewinnen. Doch die so Umworbenen halten mit „bewundernswerter Treue zur angestammten Heimat“. 

„Das Lied der Erde“ war ebenso erfolgreich. Es erreichte in der dritten Auflage immerhin das zwölfte Tausend. Es ist heute nur noch antiquarisch zu erhalten. Aber Ingeborg Andresens Erstlingswerk „Hinter Deich und Dünen“ gibt es als Neuauflage im deutschen Buchhandel. Es bietet jedoch, wie der Untertitel verrät, nur „Geschichten aus Nordfriesland“ und entstand 1907, zwei Jahre vor ihrer Heirat, die sie nach Tondern führte.

 

Sonnabend, 10. August 1974
Dänische Novelle als Fernsehspiel
Nach der Novelle des dänischen Erzählers Herman Bang „Am Wege“ dreht Peter Beauvais ein zweiteiliges Fernsehspiel gleichen Namens mit Sabine Sinjen, Edith Heerdegen, Helga Feddersen, Klaus-Jürgen Wussow und anderen in den Hauptrollen. Sendetermin im Deutschen Fernsehen (ARD) voraussichtlich 19. und 22. Oktober.

Peter Beauvais (1916-1986) war nach der Rückkehr aus der Emigration seit den 1960er-Jahren ein bekannter Regisseur und mehrfacher Träger des Grimme-Preises. Ob der Fernsehfilm ebenfalls Qualitäten, die der Grimme-Peis verlangt, erfüllte, ist dem Chronisten nicht bekannt. Er kennt ihn nicht. Wohl aber den zu Grunde liegenden Roman „Ved Vejen“, eines von Bangs Hauptwerken. Die impressionistische tragische Idylle gehört zur Pflichtlektüre. Impressionistisch ist auch der Auslöser zum Roman. Er steht im Vorwort zu Bangs Novellen-Band „Stille Existenser“ vom Herbst 1886 und wird auch in den Übersetzungen von „Ved Vejen“ meist unterschlagen. Das Vorwort „Et Par Ord“ ist mit „Wien i Juni 1886“ unterzeichnet. Dort schreibt Bang, ,,dass er während einer Eisenbahnfahrt nach Aalborg zwei Jahre zuvor im Bahnhof von Skørping eine junge Frau sah, die ihr bleiches Gesicht in die Hände gestützt hatte. „Die ganze weitere Reise hindurch sah ich dieses Frauengesicht zwischen ihren Blumen. Es war kaum Sehnsucht, was in ihrem Blick lag – die Sehnsucht hätte sich vielleicht, mit dem Schlagen des Flügels an enge Wände, zu Tode geflattert – nur eine stille Resignation, eine verstummte Trauer. Dieser kurze Augenblick, wie wenn ein göttlicher Funke jemanden trifft, hat uns Bangs Roman geschenkt.“

 

Dienstag, 13. August 1974
Wieder dänischer Präsident des Deutschlehrerverbandes
Im Anschluss an den Internationalen Deutschlehrer-Kongress wählte die Delegiertenversammlung des Internationalen Deutschlehrerverbandes (IDV) am Wochenende in Kiel Prof. Karl Hyldgaard-Jensen (Dänemark) zum neuen Präsidenten. Der bisherige Präsident, Egon Bork (Dänemark), der den IDV seit seiner Gründung im Jahre 1968 geleitet und schon seit 1956 an der Spitze der Initiativen zur Bildung des Verbandes gestanden hatte, verzichtete aus gesundheitlichen Gründen auf eine Wiederwahl.

Der Internationale Deutschlehrerverband vertritt heute mit über 90 Mitgliedsverbänden aus über 80 Ländern an die 160.000 Deutschlehrerinnen und -lehrer in aller Welt. Heute ist Benjamin Hedžic aus Bosnien-Herzegowina Präsident. Vizepräsidentin ist Monika Janicka aus Polen, Generalsekretärin Puneet Kaur aus Indien, Schriftleiter Edvinas Šimulinas aus Litauen, und Schatzmeisterin ist Veska Jonsdottir aus Island. Däninnen oder Dänen gehören dem Vorstand nicht mehr an. Auch das ein Zeichen für die wegen mangelnden Zuspruchs seit Jahren anhaltende Krise des Deutschunterrichts in Dänemark.

 

Dienstag, 20. August 1974
Ein Grenzland ohne Presse ist schwach
„Vejle Amts Folkeblad“ äußert sich besorgt darüber, dass keine dänischsprachige Zeitung in Nordschleswig mehr gedruckt wird. („Der Nordschleswiger“ ist heute bekanntlich die einzige Tageszeitung, die in Nordschleswig geschrieben, gesetzt und gedruckt wird.) Das Blatt schreibt: „Die Luren von „Hejmdal“ sind lange verstummt. Der Wall von „Danevirke“ ist schwach geworden und „Dybbelposten“ gehört ebenso wie „Vestslesvigsk Tidende“ und „Tønder Amts Tidende“ der Geschichte an. Bald wird auch „Sønderjyden“ Geschichte sein. Das ermahnt zum Nachdenken. Ein Grenzland ohne eigene Presse hat eine wesentliche Waffe eingebüßt, und seine Schlagkraft ist vermindert. Leider ist es zu spät zu bereuen, dass man nicht beizeiten eine Presse unterstützte, die zu ersetzen schwerfallen wird.“

Die sozialdemokratische Zeitung „Sønderjyden“ wurde sei 1920 in Sonderburg herausgegeben. Sie teilte das Schicksal aller europäischen sozialdemokratischen Zeitungen und wurde eingestellt. Ende 1974 erschien die letzte Ausgabe. Wir kommen darauf zurück.

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