Leitartikel

„Der (gute) Ton macht die Sommermusik“

Der (gute) Ton macht die Sommermusik

Der (gute) Ton macht die Sommermusik

Tondern/Tønder
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Kein berauschendes Erlebnis war die Art, wie im Kommunalparlament in Tondern das Thema Jugendwohnheim verarztet wurde. Lokaljournalistin Monika Thomsen nimmt den Hergang kritisch unter die Lupe.

Sommerlicher Wohlklang war es nicht, was bei der jüngsten Sitzung des Kommunalrats in Tondern ertönte, als es um das angestrebte Jugendwohnheim auf dem „Campus Tønder" ging.

Der Punkt, den Bürgermeister Henrik Frandsen (Tønder Listen) auf die Tagesordnung setzte, nachdem eine Mehrheit im Finanzausschuss wegen des Wunsches nach mehr Informationen mit einer Vertagung die Handbremse gezogen hatte, hielt die 7 Politikerinnen und 24 Politiker gehörig in Atem.

Was mit dem Stadtratssaal als Kulisse abging, war jedoch keine (Bürger-)Meisterleistung, sondern gänzlich unerquicklich. Dabei lag es nicht an der Länge des 90-minütigen Intermezzos während der abendlichen Sitzung des Kommunalparlaments.

In der Rolle als „Chefdirigent“ schimmerte bei Henrik Frandsen aber glasklar durch, dass er sich durch die Haltung der Mehrheit im Finanzausschuss auf den Schlips getreten fühlte. Mag sein, dass bohrende Fragen unbequem sind, am besten begegnet man ihnen aber mit Antworten, anstatt sie damit zu ersticken, dass sie – so Frandsens Darstellung – nur der Fragerei wegen gestellt würden.

Es wäre wünschenswert gewesen, dass das Stadtoberhaupt den Taktstock etwas großzügiger eingesetzt hätte, ohne dem „Chor der anderen Marschroute“ das Prädikat „Prinzipienreiter“ zu verleihen. Auch den Vorwurf, ganz bewusst Sand ins Getriebe zu werfen, um den Prozess zu verzögern, schob er in die Richtung der fragenden Sänger und Sängerinnen.

Nicht nur die konservative Politikerin Anette Abildgaard Larsen wehrte sich dagegen, dass das Thema zu einer Frage für oder gegen das Jugendwohnheim gemacht wurde.

Vielsagend und bemerkenswert war die Ansage der zweiten Vizebürgermeisterin Mette Bossen Linnet (Venstre). Die Jüngste im Stadtrat rief dazu auf, der Art und Weise, wie als Kommunalvorstand zusammengearbeitet werde, Beachtung zu schenken.

„Die Streitigkeiten machen die Weiterentwicklung in der Kommne Tondern kaputt. Und wir haben viele spannende Projekte, die anklopfen. Ich wünsche mir, dass wir mehr Offenheit zeigen und uns gegenseitig besser zuhören“, so die Stadträtin.

Sie blieb mit ihrem Wunsch jedoch auf dem Boden der Tatsachen. Ihr war bewusst, dass er sich in der laufenden Legislaturperiode nicht umsetzen lässt, da der Wahlkampf längst eingeläutet ist. Ihre „klugen Worte“ stießen beim erfahrenen Stadtratspolitiker Peter Christensen (Soz.) auf Zustimmung.

„Diese Debatte wäre gar nicht notwendig gewesen. Ich muss dir aber sagen, Bürgermeister, dass du selbst dazu beiträgst, indem du ein Schreiben und Unterlagen erwähnst, die wir nicht kennen“, so Christensen.

Da der Änderungsvorschlag der Venstre-Fraktion auf eine Vertagung sich nicht durchsetzen konnte, votierten in der zweiten Abstimmungsrunde letztlich alle kommunalen Volksvertreterinnen und -vertreter für das Jugendwohnheim.

Ende gut, alles gut?

Vielleicht auf dem Papier.

Dank des ungeschickten Manövrierens des Chefdirigenten bei dieser „Zukunftsmusik", die keine Gegnerinnen und Gegner hatte, hallen aber auch noch Tage später die Misstöne unangenehm nach.

Ein sommerliches Wunschkonzert hört sich anders an!

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