Kommentar

An Nüchternheit nicht zu übertreffen

An Nüchternheit nicht zu übertreffen

An Nüchternheit nicht zu übertreffen

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Unpersönlich, aber versöhnlich verlief die letzte Sitzung des Tonderner Stadtrats. Für fünf Abgeordnete auf diesem Foto, die ab Neujahr Ex-Politiker sind, war es die allerletzte. Das galt für Claus Hansen (3. v. l.), Susanne Linnet, Jesper Steenholdt und Preben Linnet (obere Reihe) sowie für Jens Møller (untere Reihe ganz rechts). Nur Preben Linnet nahm nach 24 Jahren in der Kommunalpolitik freiwillig seinen Hut. Foto: Brigitta Lassen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nach mehr als zusammengelegt 100 Jahren in der Kommunalpolitik hieß es am Mittwochabend, von 14 Stadtratsmitgliedern Abschied zu nehmen. Doch ein Wort des Dankes blieb aus.

Hätte man es nicht gewusst, dann wäre es einem gar nicht aufgefallen, dass 14 Stadtratsmitglieder der Kommune Tondern am Mittwochabend einen Schlussstrich unter ihre politische Karriere setzten, beziehungsweise setzen mussten, da sie nicht wiedergewählt wurden.

Die 31 Tagesordnungspunkte der öffentlichen Sitzung, die auch auf Facebook live übertragen wurde, wurden zwar friedlich nacheinander abgearbeitet. Aber kein Wort zum Abschied oder ein Dank wurde bei dieser Gelegenheit an die scheidenden Politikerinnen und Politiker ausgesprochen.

Dies wäre vermutlich die Aufgabe von Bürgermeister Henrik Frandsen gewesen, der diesen „Punkt“ aber ausließ. Anders als in Apenrade (Aabenraa), wo es Geschenke gab und mit einem Gläschen angestoßen wurde. Aber vielleicht hätten die Dankesworte auch beim abschließenden gemeinsamen Essen gesprochen werden sollen, das aber wegen Corona abgesagt worden war.

So dankte Kommunaldirektor Lars Møldrup erst nach der Stadtratssitzung, und als die Kamera aus war, den bald ehemaligen Kommunalvertreterinnen und -vertretern. Aber umgekehrt: Als neu gewählter Bürgermeister unterließ es auch Jørgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei, seinem Vorgänger Frandsen für dessen Einsatz als erster Mann der Kommune bei der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Stadtrats zu danken.

Zwar ist es freiwillig, für das politische Amt als Kommunalvertreter zu kandidieren, aber ein paar Worte des Dankes wären auf der letzten offiziellen Sitzung für die 14 Abgeordneten angebracht gewesen.

 

Wie viele Stunden haben die Abgeordneten wohl in ihrer Freizeit sowohl bei den Ausschusssitzungen als auch bei den Terminen und Stadtratssitzungen für den Auftrag der Wählerschaft aufgewendet, um die Interessen der Kommune zu vertreten? Es müssen viele sein.

 

Mit Preben Linnet (24 Jahre in der Kommunalpolitik), Peter Christensen (31 Jahre in der Kommunalpolitik, im Amts- und Regionsrat), Irene Holk Lund (11 Jahre in der Kommune Tondern) oder Jens Møller (23 Jahre in der Kommunalpolitik, im Amts- und Regionsrat), Eike Albrechtsen (20 Jahre in der Kommunalpolitik) endeten damit politische Laufbahnen nach mehr als zusammengelegt 100 Jahren. Linnet, Christensen und Holk Lund schieden freiwillig aus dem Amt. Møller wurde nicht wiedergewählt und muss seinen Platz räumen.

Kühl und sehr wenig persönlich ging die Stadtratssitzung über die Bühne, und man wäre fast geneigt zu sagen: The same procedure as every year. Aber ach ja, Neujahr ist ja noch nicht.

Bleibt zu hoffen, dass die nächsten vier Jahre im Tonderner Stadtrat zwar sachlich, aber auch etwas herzlicher verlaufen werden.

Mehr lesen