Energie
Experte sieht Ausstieg aus russischem Gas bis 2027 kritisch
Experte sieht Ausstieg aus russischem Gas bis 2027 kritisch
Experte sieht Ausstieg aus russischem Gas bis 2027 kritisch
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Das Vorhaben ist klar: In wenigen Jahren sollen die EU-Staaten ohne russisches Gas auskommen. Das erscheint manchem nur vordergründig klug. Ein Fachmann plädiert für mehr Umsicht.
Den geplanten EU-weiten Ausstieg aus russischem Gas sieht der Wirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr kritisch. Das Herunterfahren auf Null schaffe neue Abhängigkeiten, sagte der Leiter des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) der Deutschen Presse-Agentur.
«Ein gewisses gemischtes Portfolio sollte es in einer dann hoffentlich herrschenden Nachkriegswelt sein und nicht eines, das sich nur auf amerikanisches Flüssiggas kapriziert», sagte Felbermayr, der von 2019 bis 2021 des Kiel Institut für Weltwirtschaft leitete.
Import-Zoll auf russisches Gas
Österreich, das im Gegensatz zu Deutschland noch russisches Gas erhält, setze offenkundig auf Zeit und mittelfristig auf ein Ende des Krieges. «Viele hoffen, dass 2027 der Ukraine-Krieg längst vorbei ist und dass man einen neuen Modus vivendi hat», sagte Felbermayr. Der Forscher hält es für falsch, Österreich angesichts hoher Importanteile von russischem Gas eine Abhängigkeit zu unterstellen. «Im Sommer 2022 hat das Land bewiesen, dass es seine Speicher ohne russisches Gas füllen kann.»
Im vergangenen Januar lag der Anteil russischen Gases beim Import nach Österreich bei knapp 50 Prozent. «Was wir alle nicht wollen, ist, dass der Kreml mit dem Gasverkauf hohe Devisen einnimmt», sagte Felbermayr. Deshalb sei er nach wie vor für einen Import-Zoll auf russisches Gas, der den Rohstoff bei Neuverträgen mit Moskau unattraktiver machen würde.
Nicht zuletzt angesichts der EU-weit sehr gut gefüllten Gasspeicher - in Österreich sind die Speicher immer noch zu 67 Prozent gefüllt (März 2022: 12 Prozent) - sieht Felbermayr kaum eine Gefahr für rasant steigende Gaspreise. Das Preisniveau liege nur noch bei etwa dem doppelten Wert wie vor dem Ukraine-Krieg. «Viel weiter kann der Preis nicht mehr sinken, aber er wird auch keine ähnlichen Sprünge hinlegen wie 2022.»