Gesundheitswesen
Pathologie: Höchste Technologie auf My-Niveau
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Die pathologische Abteilung des Apenrader Krankenhauses hat nicht nur ein neues Kleid bekommen, sondern ist auch technisch auf dem neuesten Stand. Was Cytologie, Histologie und molekulare Pathologie sind und wo die Leichen untersucht werden, verrät der leitende Oberarzt.
„Nein, Leichen werden bei uns nicht untersucht“, sagt Niels Marcussen, der leitende Oberarzt der pathologischen Abteilung im Apenrader Krankenhaus (Sygehus Sønderjylland).
Wer Pathologie hört, der denkt in erster Linie an den „Tatort“ oder andere Krimi-Serien, in denen Morde durch akribische Untersuchungen der Ärzte aufgeklärt werden können. Das ist jedoch nicht die Aufgabe der Apenrader Pathologen. „Solche Untersuchungen werden in der Rechtsmedizin gemacht. Die befindet sich in Odense, Aarhus und Kopenhagen“, berichtet Marcussen.
Doch es werden heutzutage nicht mehr viele Obduktionen gemacht. „15 bis 20 im Jahr bei uns im Krankenhaus“, sagt er, seien es. Das sind unter 1 Prozent der Verstorbenen. Die bildgebende Verfahren wie beispielsweise CT-Untersuchungen machen die körperliche Untersuchung der Toten unnötig. Erst wenn das Verfahren keine Ergebnisse über die Todesursache zulässt, wird obduziert. Zudem müsse die Familie einer solchen Untersuchung zustimmen. Die Bedingungen sind härter geworden.
Doch was machen die Pathologen und Bioanalytiker in der Apenrader Spezialabteilung?
Seit inzwischen 50 Jahren werden hauptsächlich Gewebeproben untersucht. „Ist es Krebs – oder nicht“, ist die wichtigste Frage, die wir hier beantworten“, erklärt der Chefpathologe.
Zum Glück, so findet Marcussen, seien die wenigsten der Proben, die sie untersuchen, tatsächlich ein bösartiger Tumor. „In 80 bis 90 Prozent der Fälle können wir die Mitteilung machen, dass es sich nicht um Krebs handelt“, weiß der Gewebespezialist.
Doch bevor die Antwort gegeben werden kann, sind einige Vorarbeiten nötig. Die Gewebeproben kommen entweder aus dem Krankenhaus selbst, werden beispielsweise als – zuvor von einem Arzt entferntes – Muttermal in die Abteilung gebracht oder von Spezialärzten dorthin gesendet.
Dann beginnt für die Bioanalytikerinnen und Bioanalytiker in Marcussens Abteilung die Arbeit. Sie präparieren das Gewebe, damit es wenig später untersucht werden kann. Früher waren dafür Mikroskope notwendig. Die sind inzwischen von moderner Bildgebung ersetzt worden. Spezielle Mikroskope machen Bilder von den Proben. Ein Bild füllt dabei ein Gigabyte Speicherplatz. Das ist notwendig, denn die Pathologen schauen sich die Proben später auf ihren Bildschirmen an und gehen dabei in so feine Vergrößerung, dass Zellkerne zu erkennen sind.
Der Server für so große Datenfluten steht übrigens nicht in Apenrade, sondern in Kolding. 25.000 Proben werden in der Apenrader Pathologie jährlich untersucht. Hinzu kommen bis zu 13.000 Proben aus sogenannten Screenings aus dem Gebärmutterhals. Da kommen riesige Datenmengen zusammen.
Um die Proben haltbar zu machen, werden sie in einer Mischung aus Wasser und Formaldehyd, Formalin genannt, gelegt. „Sonst würde der normale Zerfallsprozess einsetzen, und dann können wir nichts mehr damit anfangen“, erklärt Kristina Elmkær. Sie ist die leitende Bioanalytikerin im Labor und kennt jeden Bearbeitungsschritt.
Das Krankenhaus verfügt neben der digitalen Datenbank auch über ein großes Lager verschiedenster Gewebeproben, die zum Teil bis zu 60 Jahre aufbewahrt werden. „Damit kann beispielsweise Krebs in der Familie nachverfolgt werden“, erklärt Elmkær.
Die Hauptarbeit der Analytiker ist jedoch die Präparierung der Proben. Neben der Einlagerung in Formalin werden einige der Proben mit Paraffin präpariert, um dann in hauchdünne Scheiben geschnitten zu werden. Zwischen 2 und 3 My sind sie dick, sagt Kristina Elmær. Zur Info: Ein My ist der millionste Teil eines Meters oder der tausendste Teil eines Millimeters. Daran ist zu erkennen, mit welchen Größenbereichen die Analytiker und Pathologen arbeiten.
Die Aufnahmen von den Proben werden dann in 400facher Vergrößerung gemacht.
Erst dann können Bilder davon genommen werden. Das machen dann allerdings Maschinen. Je nach Gewebetyp gibt es verschiedene Programme, die die Proben analysieren.
Seit 2020 arbeitet die Pathologie der Region rein digital und ist damit die modernste ihrer Art im Land. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden teilweise Tumore ausgemacht. Das letzte Wort habe aber immer noch der Mensch, sagt Marcussen.
Damit die Gewebe untersucht werden können, müssen sie zum Teil eingefärbt werden. Erst so können die Zellen untersucht werden.
Wenn die Bioanalytiker ihre Arbeit abgeschlossen haben, übernehmen Niels Marcussen und seine Kolleginnen und Kollegen die Arbeit. Sie schauen sich die extrem vergrößerten Bilder der Proben an und können danach ihre Diagnose stellen.
Wenn es sich um Krebs handelt, arbeiten die Pathologen eng mit den behandelnden Ärzten zusammen, um die bestmögliche Therapie für die Patienten zu finden. „Jeder Fall ist individuell und bekommt einen individuellen Behandlungsplan“, erklärt der Arzt. Die Art des Tumors gibt dabei vor, welche Behandlung folgt.
Die Pathologie arbeitet übrigens vorrangig histologisch. Das bedeutet, dass auf mehrere Zellen gleichzeitig geschaut wird. Bei einer zytologischen Untersuchung wird nur eine Zelle untersucht. Bei der molekularen Diagnose untersuchen die Ärzte die DNS in den Zellkernen. Diese Art Untersuchung übernehmen Maschinen, die dann auch die Ergebnisse ermitteln.
Zum 50. Geburtstag hat die Abteilung die Kolleginnen und Kollegen aus dem Krankenhaus eingeladen, einen Blick in ihre Arbeit zu werfen und sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort zu unterhalten.