Lokalpolitik

Was andere sagen: Die Ära von Thomas Andresen geht zu Ende

Was andere sagen: Die Ära von Thomas Andresen geht zu Ende

Was andere sagen: Die Ära von Thomas Andresen geht zu Ende

Apenrade/Aabenraa
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Der Wahlabend besiegelte das politische Schicksal von Thomas Andresen, der nur noch bis zum Jahresende Bürgermeister der Kommune Apenrade ist. Foto: Karin Riggelsen

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Thomas Andresen wird zum Jahreswechsel von Jan Riber Jakobsen als Bürgermeister abgelöst. Aber was sagen die Stadtratskollegen in Apenrade nach acht Jahren mit dem Venstre-Mann an der Spitze?

Eine letzte Amtshandlung hat Thomas Andresen noch als Bürgermeister in der Kommune Apenrade zu tätigen: Am 22. Dezember findet die letzte Stadtratssitzung unter seiner Leitung statt. Acht Jahre stand der Venstre-Mann an der Spitze seiner Kommune. Im neuen Jahr wird er vom Konservativen Jan Riber Jakobsen abgelöst.

Bei der konstituierenden Sitzung diese Woche im Apenrader Rathaus lobte Jakobsen seinen Vorgänger: „Du kannst dein Amt erhobenen Hauptes verlassen. Du bist über die Kommunegrenzen hinweg ein sehr sichtbarer und engagierter Bürgermeister gewesen. Die Arbeit, die du in den vergangenen acht Jahren geleistet hast, hat meinen vollen Respekt.“

Aber was sagen die anderen Stadtratskollegen über die Arbeit des scheidenden Bürgermeisters? „Der Nordschleswiger“ fragte bei den politischen Gegnern und Freunden des Bürgermeisters nach.

Wirtschaft als „ganz große Stärke“

Parteikollegin Kirsten Nørgaard stand ihrem Bürgermeister beiseite, als am Wahlabend im Apenrader Folkehjem Koalitionsverhandlungen ohne Thomas Andresen und Venstre stattfanden:

„Egal ob ich jetzt Parteikollege von Thomas bin oder nicht: Ich meine, er ist ein sehr guter Bürgermeister für Apenrade gewesen. Er hat sich politisch für die breite Zusammenarbeit eingesetzt, aber hat auch seine menschliche Seite gezeigt. Aus seiner Zeit in der Wirtschaft hat er die Voraussetzung mitgenommen, sich für die Wirtschaft einsetzen und neue Unternehmen hierherholen zu können. Das war seine ganz große Stärke.

Wir haben einen sehr tüchtigen Bürgermeister gehabt, und dass er Gegner hat, die ihn loswerden wollten, hängt unter anderem damit zusammen, dass sie ihm einfach nicht das Wasser reichen können.“

Venstres Thomas Andresen (Mitte) muss die Bürgermeisterkette an den konservativen Jan Riber Jakobsen (links) weiterreichen – auch Erik Uldall (rechts) von den Sozialdemokraten ging leer aus. Foto: André Thorup, JydskeVestkysten

Uldall: Zu viel Blockpolitik

Erik Uldall Hansen von den Sozialdemokraten war der direkte Herausforderer auf das Bürgermeisteramt und lieferte sich im Wahlkampf knallharte Duelle mit Thomas Andresen. Am Ende wurde er aber auch nicht Bürgermeister:

„Es besteht kein Zweifel, dass Thomas Andresen ein sehr fleißiger Bürgermeister gewesen ist. Er hat viel Arbeit reingesteckt, und dafür gebührt ihm Lob. Er ist ein guter Mann für die Wirtschaft gewesen, und er hat zu einer positiven Entwicklung in der Kommune beigetragen. Das ist für die Kommune gut gewesen, auch wenn die Hochkonjunktur es dem Bürgermeister leichter gemacht hat.

Als Opposition im Stadtrat muss ich allerdings sagen, dass unser Einfluss sehr begrenzt gewesen ist. Wir konnten nur dabei sein, wenn wir dasselbe gemeint und gewollt haben wie der bürgerliche Block. Es ist Blockpolitik gemacht worden, und daher haben wir uns auch darum bemüht, einen neuen Bürgermeister zu bekommen.

Wir bekommen jetzt eine breite Zusammenarbeit über die Mitte hinweg. Venstres Selbstlob in Verbindung mit den beiden jüngsten Haushalten kann ich nicht nachvollziehen – dass es dort eine breite Mehrheit gegeben hat, ist eher den anderen Parteien zuzuschreiben."

Arne Leyh Petersen von DF am Wahlabend zusammen mit Thomas Andresen. Foto: Karin Riggelsen

Start unter anderen Voraussetzungen

Arne Leyh Petersen und die Dänische Volkspartei waren alle acht Jahre eine zuverlässige politische Stütze bei der Koalitionsbildung von Thomas Andresen.

„Thomas ist ein wirklich engagierter Bürgermeister gewesen. Er hat sich sowohl politisch als auch menschlich für die Kommune eingesetzt. Er hat immer ein offenes Ohr für die Bürger gehabt und hat sowohl Einzelgespräche geführt als auch Treffen mit Vereinen und Gruppen gehabt.

Als neu gewähltes Stadtratsmitglied und als Ausschussvorsitzender habe ich in Thomas eine gute Stütze, und wir haben eine einmalige Zusammenarbeit gehabt.

Thomas hat die Talfahrt der Kommune zum Positiven hin gewendet. Die Finanzen sind geregelt, was für die Angestellten, die Politiker und nicht zuletzt für die Bürger wichtig ist. Die Stadt Apenrade entwickelt sich, aber auch das Umland hat seinen Fokus. Es hat unter Thomas wichtige Reformen gegeben, der Hafen entwickelt sich, und überhaupt passieren hier viele spannende Dinge. Ich befürchte fast, dass ich etwas vergessen habe – er kann mit Stolz auf seine Zeit als Bürgermeister zurückblicken, denn er hat eine gute Basis geschaffen, damit sich die Kommune weiterentwicklen kann. Jan Riber übernimmt eine Kommune in einer ganz anderen Verfassung als Thomas damals.

Im Wahlkampf ist vielfach gesagt worden, dass auch einige schlechte Sachen wie Jollenhafen oder Fjordskole an ihm klebten, aber ich sehe das gar nicht so. Thomas verdient großes Lob, und das gilt auch für die breite Zusammenarbeit im Stadtrat.“

Erwin Andresen stand – wie hier am Wahlabend im Folkehjem – in den vergangenen acht Jahren oft Seite an Seite mit Thomas Andresen. In der Bildmitte Kirsten Nørgaard von Venstre. Foto: Karin Riggelsen

SP: „Acht gute Jahre“

Auch die Schleswigsche Partei und Erwin Andresen haben in den vergangenen acht Jahren eng mit Thomas Andresen und Venstre zusammengearbeitet:

„Es waren acht sehr gute Jahre – und wenn es gut geht, dann hat der erste Mann der Kommune natürlich auch seinen Anteil daran. Wir haben neue Strukturen für Schulen und Pflegeheime aufgebaut, wir haben die Stadtentwicklung in Apenrade fortsetzen und gleichzeitig auch Entwicklungspläne für die umliegenden Dörfer machen können. Apenrade stemmt sich außerdem gegen den demografischen Wandel, und wir entwickeln neue Wohnmöglichkeiten an mehreren Orten in der Stadt.

In seiner gesamten Zeit als Bürgermeister ist Thomas Andresen sehr präsent gewesen. Er hat die Kommune sehr gut vertreten – auch nach außen hin, was sehr wichtig ist. Auch innerhalb des Stadtrates haben wir eine gute Zusammenarbeit gehabt. Das gilt auch für mich persönlich im Hafenausschuss, wo ich mit Thomas zusammengearbeitet habe. Wir haben am selben Strang gezogen, was wichtig ist, sonst hätten wir den Hafen nicht so entwickeln können, wie es der Fall ist.

Die Präsenz von Thomas hat auch eine Kehrseite, nämlich, dass er den Ausschussvorsitzenden nicht viel Platz gewährt hat. Einiges ist wie ein Thomas-Andresen-Projekt herübergekommen, aber dann muss man eben als Vorsitzender seinen Platz behaupten.

Ich hoffe, dass wir den Schub, den die Kommune durch Thomas bekommen hat, auch weiterhin nutzen können.“

Ejler Schütt: Thomas hat es super gemacht. Foto: Paul Sehstedt

Schütt: „Einfach super“

Ejler Schütt war zunächst für die Dänische Volkspartei im Apenrader Stadtrat, wechselte dann aber zur Liberalen Allianz. In beiden Parteien war Schütt großer Anhänger von Thomas Andresen:

Thomas war ungemein fleißig und hat durch seine Außenwirkung Apenrade wieder landesweit auf die Tagesordnung gesetzt. Er hat es in allen Belangen super gemacht.

Ich weiß, dass man in der Politik nicht davon reden soll, dass es einem leidtut, wenn jemand nicht wiedergewählt wird – denn so ist eben die Politik. Aber in diesem Fall tut es mir wirklich leid, dass Thomas nicht wieder Bürgermeister wurde – er hätte es verdient gehabt. Auch wegen der hohen Stimmenzahl, die er bekommen hat. Nicht weil ich etwas gegen Jan Riber habe, aber Thomas hat viel mehr Stimmen bekommen als der neue Bürgermeister.

Dass in Thomas Andresens Amtszeit auch Fälle wie der Jollenhafen oder die Fjordskole an ihm haften, ist für mich unwesentlich. In einem Milliarden-Unternehmen wie die Kommune Apenrade waren das Kleinigkeiten. Ich habe nur Gutes über Thomas Andresen zu sagen.“

Venstre-Bürgermeister Thomas Andresen und SF-Mann Michael Christensen waren sich nicht nur im Wahlkampf politisch uneinig. Foto: Karin Riggelsen

SF: Wir sind politisch uneinig“

Michael Christensen von den Volkssozialisten SF macht keinen Hehl daraus, dass der linke Flügel im Stadtrat mit dem scheidenden Bürgermeister uneinig gewesen ist:

Es ist nicht so, dass wir uns nicht mögen – aber wir sind politisch uneinig. Das gilt auch in der Art, wie er sein Amt verwaltet hat. Ich freue mich darüber, dass alle Parteien in Zukunft einen Platz im Finanzausschuss haben werden – das gibt uns allen Einfluss. Das habe ich bereits vor vier Jahren Thomas Andresen vorgeschlagen, aber das wollte er nicht.

Wir haben auch eine andere politische Ausrichtung und Wünsche für die Entwicklung der Kommune. Ich wollte bessere Verhältnisse für Kinder, Jugendliche und Senioren – Thomas wollte einen anderen Weg. Wir haben aber auch gemeinsame Ziele umgesetzt, wie die Stadtentwicklung sowie den Neubau von Schulen und Kindergärten.

Ich finde es wichtig, dass in der Politik alle mit einbezogen werden. Das hat Thomas meiner Meinung nach nicht gemacht. Wir haben  drei Wochen Wahlkampf hinter uns – jetzt warten vier Jahre politische Arbeit vor uns, in denen wir hoffentlich alle mit am Tisch sitzen.

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