Recycling

Apenrades Garten- und Parkabfälle werden vergoldet

Apenrades Garten- und Parkabfälle werden vergoldet

Apenrades Garten- und Parkabfälle werden vergoldet

Paul Sehstedt
Rothenkrug/Rødekro
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Einstige Holzpaletten (links) warten zerkleinert auf den Transport nach Ryomgård, wo sie bei „Kronospan“ in Span- und Holzfaserplatten wieder einem neuen Nutzen zugeführt werden. Foto: Paul Sehstedt

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Brennbare Biomasse wird landesweit von „Biosupply“ an Heizkraftwerke verkauft. Die Komposterde bleibt dagegen in der unmittelbaren Umgebung.

Gartenbesitzer sowie die kommunalen Park- und Landschaftspfleger sind aktiv bemüht, ihre Anlagen sauber und attraktiv zu halten. Dabei entstehen Abfälle, für deren Entsorgung Aufgabe die kommunale Ent- und Versorgungsgesellschaft Arwos am Egelund sowie ihre Subunternehmer verantwortlich sind. Die zu einer brennbaren Biomasse zerkleinerten Bäume und Büsche werden landesweit an Heizkraftwerke verkauft, während die kompostierbaren Abfälle wie Gras und Blätter als Komposterde an Kunden in der näheren Umgebung zu Geld gemacht werden.

An diesem Zyklus ist die Firma „BHC A/S“ aus Sonderburg (Sønderborg) für Arwos beteiligt und betreibt am Hallandsvej in Rothenkrug einen weitläufigen Wertstoffhof, auf dem neben den genannten Rückständen der Gartenpflege auch Baubetonschutt und Abfallholz verschiedenster Art in wiederverwertbares Material zerkleinert werden.

Seit 35 Jahren im Wiederverwertungsgeschäft: Bent Hellesøe Clausen Foto: Paul Sehstedt

„Äste, Zweige, Hecken und Bäume werden saisontypisch im Frühjahr angeliefert“, erklärt Bent Hellesøe Clausen, Gründer und Inhaber von „BHC A/S“ gegenüber dem „Nordschleswiger“.

Er ist seit 35 Jahren im Geschäft und achtet penibel darauf, dass sein Wertstoffhof die geltenden Umweltauflagen sowie die Reinheitsanforderungen an die hergestellte Biomasse einhält. „Wir stellen rund 1.200 Tonnen brennbare Biomasse jährlich her, die wir über den Verteiler ,Biosupply’ weiterverkaufen. Er wiederum sorgt für den Transport zur Müllverbrennungsanlage ,Arken’ bei Kopenhagen. Ein wenig weit weg, meiner Meinung nach, denn logischer wäre, die Biomasse gleich vor Ort im Fernwärmewerk in Egelund zu verheizen.“

Nicht geeignet

„Daraus kann leider nichts werden“, erläutert Michael Kerdil vom Unternehmen „Biosupply“ die lange Reise der Biomasse aus Rothenkrug. „Nicht jedes Werk kann alle Sorten von Biomasse verbrennen und daher organisieren wir eine umfassende Transportkette, die das unterschiedliche Brennmaterial zu den geeigneten Anlagen bringt. Unsere Lastzüge rollen selten leer über die Straßen.“

„Biosupply“ mit Hauptsitz in Nyborg und einer eigenen Verwertungsanlage in Hadersleben (Haderslev) ist auf die Herstellung von kundenspezifischer Biomasse spezialisiert. Gleichzeitig werden Kommunen und Wertstoffbetriebe als Zulieferer bedient.

„25 Prozent unseres Garten- und Parkabfalls gehen in die Energiegewinnung, während 72 Prozent zu Kompost verarbeitet werden“, erklärt Carsten Jürgensen von der kommunalen Ver- und Entsorgungsgesellschaft Arwos, für die „BHC A/S“ Abfälle verwertet. Foto: Paul Sehstedt

Nur 0,5 Prozent andere Abfälle

Bei Arwos richtet Abteilungsleiter Carsten Jürgensen seinen scharfen Blick auf die Garten- und Parkabfälle. „Unseren Erfahrungen nach werden 25 Prozent dieser Abfälle zur Energieproduktion verwendet und 72 Prozent werden kompostiert“, sagt Jürgensen. „Schliesslich fallen 2,5 Prozent Steine an und die restlichen 0,5 Prozent sind andere Abfälle.“ Gerade diese geringe Menge bedeutet, dass die dänische Umwelt- und Steuerbehörde die brennbare Biomasse nicht mehr als solche einstuft, sondern als gewöhnlichen Müll, und daher wird dieser abgabenpflichtig, wenn er im Inland verwertet wird. Um die Abgabe zu entgehen, exportiert zum Beispiel die Kommune Hjørring ihre brennbare Biomasse nach Deutschland, wo sie im Gegenzug Holzhäcksel kauft, um sie in einem lokalen Heizkraftwerk zu verbrennen.

100 Prozent Reinheit kostet

„So etwas ist nicht besonders klug“, meint Bent Hellesøe Clausen und zeigt auf einen Berg mit Zweigen und Kleinholz. „Wir beschäftigen einen Mitarbeiter, der aus allen Müllhaufen Plastik sowie Kunststoffe heraussucht und sie zentral sammelt. In diesem Haufen liegt nur ganz wenig Plastik. Sollten unsere Kunden völlig reine Biomasse verlangen, können wir das auch liefern. Das verteuert natürlich das Produkt um etwa 30 Kronen pro Kubikmeter zu einem Endpreis von 130 Kronen.“

Aus Alt mach Neu

Auch ausgediente Transportpaletten gehen in den Wiederverwertungskreislauf ein. Bei „BHC A/S“ werden sie gehäckselt, und das Endprodukt wird an „Kronospan“ in Ryomgård auf Djursland verkauft. Dort werden aus dem Abfallholz Span- und Holzfaserplatten hergestellt.

Was für den Laien wie eine homogene brennbare Biomasse aussieht, ist für die Umwelt- und Steuerbehörde lediglich gemischter Abfall, wenn sich nur ein Stückchen Kunststoff zwischen den Ästen verbirgt. In Deutschland zum Beispiel werden kleine Fremdkörper toleriert, und daher wird viel dänischer Garten- und Parkabfall über die Grenze exportiert. Foto: Paul Sehstedt

Ab nach Kassö

Bauschutt und Betonabfall werden zu Material für den Straßenbau zerkleinert. Augenblicklich verschwindet das Karree vom Apenrader Nordertor (Nørreport) in der Rothenkruger „BHC“-Anlage und wird anschließend als Unterbau für die Wege in der großen Solaranlage bei Kassö (Kassø) dienen.

„Kurze Transportwege sind wichtig, weil dadurch die Umwelt weniger belastet wird“, erklärt Clausen, bevor der Unternehmensdirektor sich persönlich auf einen riesenhaften Schaufelbagger schwingt, um einen Lastzug zu beladen. Er beschäftigt derzeit drei Mitarbeiter in Rothenkrug.

Hellesøe will nach eigenem Bekunden in vier Jahren das Ruder aus der Hand geben. Die Chancen für einen Generationswechsel stehen gut. In dem Familienunternehmen sind eine Tochter und drei Söhne beschäftigt.

 

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