Stadtgeschichte
Den gamle Smedie: Wo geschmiedet wird wie vor 50 Jahren
Den gamle Smedie: Wo geschmiedet wird wie vor 50 Jahren
Den gamle Smedie: Wo geschmiedet wird wie vor 50 Jahren
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Versteckt, mitten in der Apenrader Altstadt, liegt die alte Schmiede. Doch immer noch wird dort ab und zu das Schmiedefeuer unter der Esse angezündet und dann legen sich erfahrene Metallarbeiter ins Zeug.
Es ist der Eintritt in die Vergangenheit: Von zwei Häusern links und rechts eingerahmt, führt eine schmale Einfahrt in einen kleinen, mit Kopfsteinpflaster belegten Hinterhof. Nur ein kleines Auto passt, wenn überhaupt, dort durch.
Dann steht man vor einem großen, grün gestrichenen Metalltor mit hohen Fenstern, die einen unklaren Blick in das Innere der dahinter liegenden Werkstatt preisgeben. Es sind Werkzeuge zu erkennen, die an der Wand hängen und auf hölzernen Regalen liegen. Stimmen dringen heraus. Dunkle Männerstimmen.
Rechts von dem Eingangstor ist Fachwerk in der Mauer zu sehen. Über dem Tor prangt ein metallenes Emblem. Ein erster Hinweis, auf das, was sich hinter dem Tor versteckt.
Wer durch die Tür tritt, ist überrascht von der Betriebsamkeit. Zwei Männer in blauer Arbeitstracht und schweren Sicherheitsschuhen diskutieren miteinander. Ein dritter trägt ein langes Stück Metall zu einer Werkbank, ein weiterer arbeitet an einer Maschine.
Es ist die „Alte Schmiede“ (Gamle Smedie), die sich in der Skibbrogade 13 im Hinterhof versteckt. Seit 1845 ist sie in dem Gebäude. Frühere, heute pensionierte, Metallarbeiter und Schmiede arbeiten dort. Sie verbringen ihre Zeit dort, frönen ihrer früheren Arbeit, die sie nicht so einfach an den Nagel hängen konnten, wie ein abgelegtes Stück Kleidung. Deshalb nutzen sie die Möglichkeit, dort jeweils dienstags und donnerstags von 8.30 bis 11.30 Uhr in ihrem alten Metier tätig zu sein.
Paul Christensen ist „erst seit 17 Jahren dabei“, wie er erzählt.
Die Schmiede ist jedoch nicht nur eine Arbeitsstätte für die Senioren, sondern auch ein Museum, das dort seit bald 25 Jahren besteht. Der Verband „Dansk Metall Sønderjylland“ hat die Schmiede, die im Besitz der Reederei M. Jebsen ist, gegen ein kleines Entgelt gemietet, um den Seniorenklub dort aktiv Arbeiten durchführen zu lassen.
Und so können sich Gäste dort heute über die Schmiede- und Metallbearbeitungskunst informieren lassen. Doch die Männer arbeiten auch Aufträge ab. So haben sie unter anderem das Absperrgitter für die historische Mühle am Schloss Brundlund in Apenrade geschmiedet und zusammengeschweißt. In der Kirche zu Tingleff (Tinglev) stehen seit 2014 zwei Kerzenhalter für jeweils 63 Kerzen, die ebenfalls in der Alten Schmiede gefertigt worden sind.
Aktuell steht dort ein großes geschmiedetes Tor und wartet auf den Abtransport. Auch Metallarbeiten für die „Weihnachtsstadt der Herzen“ (Julehjerteby) sind die noch verbliebenen vier aktiven Senioren zuständig. Kleine Hufeisen, unter anderem für Hochzeiten oder andere Feiern, stehen ebenfalls auf der Liste der Dinge, die sie noch herstellen.
„Wir waren mal mehr, aber es sind schon einige verstorben oder können nicht mehr mit anfassen“, berichtet Nis Petersen, der seit den Anfängen im Jahr 1997 mit dabei ist, mit Wehmut in der Stimme.
Die rüstigen Herren können einiges über die Schmiedearbeit berichten. Sogar das Feuer unter der alten Esse wird wie vor 100 Jahren ab und zu angezündet, wenn ein Stück Metall zu einem neuen Leben erweckt werden soll. „So wurde früher Gas hergestellt“, erklärt Paul Christensen, als er die Kohle auf der Feuerstelle zum Brennen bringt. Dabei tritt Gas aus. „In der Kohle ist Gas gespeichert, und durch den Verbrennungsprozess tritt das Gas aus. Früher wurde es dann in das städtische Gasnetz gespeist. Dort, wo heute das Veranstaltungszentrum ,Gazzværket‘ steht, war früher das Gaswerk. Dort wurde genau das im großen Stil gemacht“, berichtet der frühere Metallbauer.
Bis 1920 war die Schmiede in der Hand eines Deutschen. Nach der Volksabstimmung wollte er jedoch nicht bleiben „und Däne werden“, wie Peter Hansen, ein weiterer Seniorhandwerker der Alten Schmiede zu erzählen weiß. „Der ist dann nach Deutschland gegangen und hat sich dort niedergelassen. Die Nachfahren hatten wir einiger Zeit mal zu Besuch. Sie wollten sehen, wo der Ur- und Ururopa mal gelebt hat“, erinnert er sich.
Um die Alte Schmiede vor knapp einem viertel Jahrhundert zu dem zu machen, was sie heute ist, gab es einige Unterstützungen. So wurde das Projekt damals von der Kommune Apenrade, dem Stadthistorischen Verein (Aabenraa Byhistorisk Forening) und der Industrie- und Handwerkskammer in Apenrade finanziell unterstützt.
Die Besuche sind jedoch rar geworden. „Wir haben nicht mehr so viele Gäste, die wir hier begrüßen dürfen“, berichtet Christensen.
Wer nun Interesse bekommen hat, sich das alte Schmiedehandwerk zeigen zu lassen, kann entweder in den Öffnungszeiten, jeweils dienstags und donnerstags von 8.30 bis 11.30 Uhr vorbeikommen oder telefonisch auch andere Zeiten vereinbaren (Telefon 74 62 28 85).