Afrikanische Schweinepest

Tausende Tonnen Fleisch an Häfen und Flughäfen beschlagnahmt

Tausende Tonnen Fleisch an Häfen und Flughäfen beschlagnahmt

Fleisch an Häfen und Flughäfen beschlagnahmt

shz.de/Dirk Fisser
Osnabrück
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Sollte in Deutschland die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen werden, könnte das dramatische Folgen für die Fleischpreise haben. Foto: Amber Kipp/Unsplash

Die Afrikanische Schweinepest kommt näher und die Landwirte sind in Sorge. Mögliches Einfallstor: Häfen und Flughäfen.

Angesichts der drohenden Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach Deutschland fordert die FDP im Bundestag, die Kontrollen von Einreisenden an Häfen und Flughäfen zu verstärken. Hier wurden in den vergangenen drei Jahren jährlich 10.000 bis 15.000 Kilogramm Fleisch beschlagnahmt, das illegal nach Deutschland eingeführt werden sollte. Das geht aus einer Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf Anfrage der FDP hervor.
 
Deren Parlamentarier Karlheinz Busen sagte, die Dunkelziffer dürfte ein Vielfaches höher liegen. „Die Gefahr ist groß, dass auch virulentes Fleisch eingeführt wird. Ich halte daher eine Verstärkung der Einfuhrkontrollen für angebracht.“ Laut Bundesministerium wurde das Fleisch in Paketsendungen oder im Reisegepäck entdeckt.

Weltweit ist die Afrikanische Schweinepest auf dem Vormarsch. Deutsche Schweinehalter profitieren derzeit sogar davon, dass in China massenhaft Schweine gekeult werden müssen. Die Nachfrage wird nun mit Importware abgedeckt.

Nachweis in Belgien und in Polen

FDP-Politiker Busen warnte, dass diese Hochpreisphase nur von kurzer Dauer sein könnte, wenn die ASP in Deutschland ausbricht. „Der Export mit zahlreichen Handelspartnern wie zum Beispiel China würde eingestellt und die Preise für Schweinefleisch würden ins Bodenlose abrutschen.“ Das gilt bereits bei einem Nachweis bei Wildschweinen.

In Europa wurde die ASP unter anderem in Belgien und zuletzt in Westpolen in unmittelbarer Grenznähe zu Brandenburg nachgewiesen. Diese Karte zeigt die aktuellen Ausbrüche in Europa:

Die Karte des Friedrich-Loeffler-Instituts zeigt die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Europa unter Wildschweinen (blau) und Hausschweinen (rot). (Stand: 3. Dezember 2019) Foto: Freidrich-Loeffler-Institut
An den Binnengrenzen der EU finden keine Kontrollen statt. Hier setzt die Bundesregierung auf Aufklärungsmaßnahmen in Form von Warntafeln oder Infozetteln. Dafür seien 2018 und 2019 bislang 306.000 Euro ausgegeben worden, so das Ministerium.
Infozettel zur Afrikanischen Schweinepest Foto: dpa/Sebastian Willnow

Einen Impfstoff gegen die hoch ansteckende Krankheit gibt es bislang nicht. Es tötet Schweine binnen kurzer Zeit. Für Menschen ist die Krankheit nicht gefährlich. Ein Krankheitsausbruch unter Wildschweinen hätte für die deutschen Landwirte und die Fleischwirtschaft gravierende Folgen, weil der Export in Länder außerhalb der EU abrupt zum Erliegen kommen würde.

Innerhalb der Europäischen Union wäre dagegen weiterhin Handel möglich, weil die Länder in Zonen aufgeteilt sind. Nur für direkt betroffene Regionen würden die Behörden Transportverbote verhängen. Aber ein an der Schweinepest verendetes Wildschwein in Brandenburg hätte keine Handelsverbote für Landwirte in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen zur Folge, wenn es um Exporte in EU-Länder geht.

Export nach Osten bedroht

Ganz anders sähe es bei Ausfuhren in Nicht-EU-Länder aus. Wichtigster Abnehmer ist China, das selbst unter einer ASP-Epidemie leidet. Wegen des Handelskonflikts mit den USA greift China nach Schweinefleisch aus Europa.

Wie hoch der Schaden für die hiesige Fleischwirtschaft wäre, lasse sich derzeit nicht beziffern, sagte Torsten Staack von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN). Er halte es für möglich, dass die Chinesen dennoch deutsches Schweinefleisch kaufen würden, wenn die Krankheit nur bei Wildschweinen auftrete. Das erfordere aber Verhandlungen und teure Tests: Landwirte müssten nachweisen, dass ihre Tiere gesund seien.

Dass Zäune, wie sie an der Grenze Dänemarks aufgestellt wurden, die Einschleppung verhindern, bezweifeln Experten. Der Zaun sei eher ein Signal Dänemarks an seine Handelspartner, sagte die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts, Elke Reinking: „Wenn Schweine dadurch wollen, dann kommen sie auch da drüber oder drunter.“

Der umstrittene Wildschweinzaun Foto: Karin Riggelsen
Sinnvoll seien Zäune im Falle der Eindämmung der Krankheit. „Das hat man in Tschechien und auch in Belgien gemacht, und das gilt im Moment als Blaupause, wie man die Krankheit unter Wildschweinbeständen in den Griff kriegen kann“, sagte Reinking. Duftstoffe hielten die kranken Tiere zudem davon ab, den Zaun zu überwinden. Auch Niedersachsen hatte spezielle Zäune beschafft.
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