Campingtourismus

Autocamping in Dänemark immer weniger beliebt

Autocamping in Dänemark immer weniger beliebt

Autocamping in Dänemark immer weniger beliebt

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Immer mehr Menschen kehren dem Campingurlaub den Rücken zu. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Weniger Menschen in Dänemark besitzen einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil. Auch die Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Dafür erfreut sich Glamping, eine besonders komfortable Form des Campinglebens, seit der Corona-Pandemie wachsender Beliebtheit.

Ungeduldig hinter einem Wohnwagengespann herfahren und darauf lauern, es überholen zu können – wer in diesem Sommer auf dänischen Straßen unterwegs ist, kennt dieses Gefühl wahrscheinlich nur allzu gut aus vergangenen Jahren. Allerdings dürfte es inzwischen weniger häufig zu einer solchen Situation kommen, denn die Zahl an Autocampern mit dänischem Nummernschild ist rückläufig.

Anfang der 2010er-Jahre erlebten die Campingwagen ihre Hochzeit. Seitdem ist der Bestand in Dänemark jedoch konstant zurückgegangen. In einem vierjährigen Zeitraum von 2010 bis 2013 lag die Anzahl stabil bei etwa 158.000. Inzwischen ist sie auf 127.400 Wohnwagen und Wohnmobile gefallen.

Anzahl der Wohnwagen und Wohnmobile in Dänemark, 2004-2023 (private und gewerbliche Besitzerinnen und Besitzer). Quelle: Danmarks Statistik/BIL707 Foto: Danmarks Statistik

Anzahl der Campingplätze trotzdem relativ stabil

Zwar ist die Zahl der Wohnmobile in Dänemark seit 2020 wieder gestiegen, allerdings machen sie nur 10 Prozent des gesamten Bestands an Wohnwagen und Wohnmobilen aus. Gegenwärtig sind 12.754 Wohnmobile mit einem dänischen Nummernschild registriert.

Dennoch zeigt die Zahl der Campingplätze während der vergangenen zehn Jahre insgesamt nur eine leicht fallende Tendenz. So gab es im Juli 2012 landesweit 416 Campingplätze, 2022 waren es 403. Nicht überraschend dominiert Jütland mit 302 Campingplätzen. Auch die Zahl der Stellplätze für Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte sowie für Übernachtungen in Hütten liegt fast unverändert bei knapp 91.000. Und wirtschaftlich geht es den Campingplätzen in Dänemark trotz sinkender Zahlen bei Wohnmobilen und Wohnwagen gut.

Corona hat viele Menschen in Dänemark, die sonst nicht mehr Urlaub auf einem Campingplatz machen, genau dorthin gebracht. Dadurch konnten diese Menschen unser noch relativ neues Glamping-Angebot entdecken.

Steen Pedersen, Landesvorsitzender DK-Camp

Und das hat seinen Grund.

Nach Angaben des Landesvorsitzenden von DK-Camp, einem Zusammenschluss von rund 200 Campingplätzen in Dänemark, Steen Pedersen, ist die positive Entwicklung der Campingplätze dem Trend „Glamping“ geschuldet. Dabei handelt es sich um eine luxuriöse Form des Aufenthalts auf Campingplätzen.

Glamping

Glamping ist eine Wortschöpfung aus dem Englischen und steht für glamouröses Camping. Gemütlichkeit und Naturverbundenheit werden mit dem Luxus und Komfort verbunden, der sich oftmals nur in gehobeneren Hotels findet. Instabile Zelte, feuchte Schlafsäcke und Essen aus Konserven gehören hier der Vergangenheit an. Inzwischen bieten zahlreiche Campingplätze, aber auch Nationalparks und Naturresorts, solche Luxusunterkünfte an. Entsprechend höher fallen auch die Preise für eine Übernachtung aus.

Quelle: glamping.info

Glamping als Alternative

„Wir haben vor 10 bis 15 Jahren damit angefangen, in Luxushütten auf unseren Campingplätzen zu investieren. Und dann hat Corona viele Menschen in Dänemark, die sonst nicht mehr Urlaub auf einem Campingplatz machen, genau dorthin gebracht. Dadurch konnten diese Menschen unser noch relativ neues Glamping-Angebot entdecken, das sie so nicht kannten“, sagt Steen Pedersen. 

Und im Glamping liegt ein höherer Verdienst als in der Vermietung eines gewöhnlichen Stellplatzes. 

„Während eine Familie 300 Kronen für eine Übernachtung im Wohnwagen bezahlt, kann ich eine Nacht im Glamping-Zelt für mehr als das Dreifache verkaufen. Dafür bekommen die Gäste dann auch wesentlich mehr Luxus geboten“, so Steen Pedersen. 

Mehr Wahlmöglichkeiten

Den Rückgang bei klassischen Übernachtungen im Wohnwagen oder Wohnmobil sieht er auch den erheblich gestiegenen Auswahlmöglichkeiten geschuldet, denen junge Menschen heutzutage gegenüberstehen, wenn sie Ferien machen wollen. War es vor 20 Jahren noch eher üblich, Urlaub auf dem Campingplatz zu machen, seien heute oftmals Charterreisen die Norm. Deshalb sei das junge Kundensegment für die traditionellen Campingplatzbetreiber weggebrochen, doch Glamping habe den Abwärtstrend zumindest finanziell aufgefangen.

Während eine Familie 300 Kronen für eine Übernachtung im Wohnwagen bezahlt, kann ich eine Nacht im Glamping-Zelt für mehr als das Dreifache verkaufen.

Steen Pedersen, Landesvorsitzender DK-Camp

Eine Entwicklung, die sich auch in leicht steigenden Übernachtungszahlen auf Campingplätzen widerspiegelt. Lag das Niveau im Juli und August 2017 mit circa 5,57 Millionen Übernachtungen auf dem tiefsten Punkt der vergangenen 30 Jahre, war es fünf Jahre später auf circa 6,73 Millionen in den beiden Sommermonaten gestiegen.

Anzahl der Übernachtungen auf Campingplätzen im Juli und August, 1992-2022. Quelle: Danmarks Statistik/CAMP1 Foto: Danmarks Statistik

Deutsche an zweiter Stelle

Übernachtende Gäste aus Dänemark machten dabei den Hauptanteil aus. Im Juli und August 2022 kamen 63 Prozent der Personen, die auf einem Campingplatz übernachtet haben, aus Dänemark. Deutsche Gäste machten 22 Prozent aus, gefolgt von Camperinnen und Campern aus den Niederlanden, die für 6 Prozent der Übernachtungen standen.

Einen weiteren Indikator dafür, dass der Urlaub auf vier Rädern an Popularität verloren hat, lässt sich auch an dem zurückgehenden Anteil an Touristinnen und Touristen sehen, die auf einem Campingplatz übernachten, wenn diese mit der Anzahl an Übernachtungen insgesamt verglichen wird: 1992 fanden 31 Prozent aller touristischen Übernachtungen auf einem Campingplatz statt, 2022 waren es nur noch 20 Prozent.

Übernachtungen auf Campingplätzen, Anteil der gesamten Übernachtungen von Touristinnen und Touristen im Zeitraum 1992-2022 (ganzjährig). Quelle. Danmarks Statistik/TURIST Foto: Danmarks Statistik
Mehr lesen