Bandenkonflikte

Ministerin will mit „Eisenfaust“ gegen Jugendliche vorgehen

Ministerin will mit „Eisenfaust“ gegen Jugendliche vorgehen

Ministerin will mit „Eisenfaust“ gegen Jugendliche vorgehen

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Inger Støjberg
Inger Støjberg Foto: Scanpix

Integrationsministerin Støjberg will Eltern von Jugendlichen, die Banden angehören, Sozialmittel streichen. Experten weisen Støjbergs Aussagen zurück. Zwang wirke nur da, wo Familien noch intakt seien – und der Vorwurf, die Sozialarbeiter würden ethnischen Konflikten aus dem Weg gehen, sei schlicht falsch.

Dänemarks Integrationsministerin Inger Støjberg (Venstre) will dafür sorgen, dass Eltern von Kindern, die in Bandenkriminalität verwickelt sind, finanziell bestraft werden. 73 Millionen Kronen will sie laut Berlingske dazu nutzen, eine Taskforce zu bilden, die den Sozialämtern dabei helfen soll, Bandenkriminalität vorzubeugen.

Eines der Mittel werde es sein, soziale Zuschüsse einzubehalten. „Das hier sollte keine kommunale Aufgabe sein, es sollte Aufgabe der Eltern sein. Aber wir sehen, dass einige ihrer elterlichen Verantwortung nicht nachkommen“, sagt Støjberg, die davon spricht, mit der „Eisenfaust“ vorgehen zu wollen.

Die Landesvorsitzende des Verbandes der Sozialamtsleiter, Helle Linnet, mahnt zur Differenzierung: „Man muss darauf achten, ob ein Jugendlicher inkludiert ist und Freunde zum Zusammensein hat und ob diese Freunde gute Interessen haben. Das wirkt am besten“, sagt sie. „Zwang wirkt in manchen Zusammenhängen, aber in den Fällen, wo die Eltern im Verhältnis zu den Kindern keine Rolle spielen können, ist zu befürchten, dass die Auflagen nicht wirkt“, sagt Linnet.

Støjberg hatte den Ämtern indirekt vorgeworfen, dass „viele Menschen, darunter Fachpersonal, Konfrontationen ausweichen, bei denen es um Ethnizität, Kultur oder Religion geht oder die damit zu tun haben“. Die Regionsvorsitzende für Süddänemark  im dänischen Sozialberaterverband, Anne Jørgensen, kann das nicht bestätigen: „Das ist falsch. So sieht die Wirklichkeit nicht aus. Wir kennen die Probleme, aber uns fehlen manchmal einfach die Mittel für ganzheitlich orientierte Maßnahmen“, sagt sie.

Die rechtspolitische Sprecherin der Sozialdemokraten, Trine Bramsen, legt noch einen drauf: Sie will Kinder und Jugendliche aus Familien zwangsentfernen lassen, in denen der Große Bruder oder der Vater Bandenmitglieder sind, sagt sie. „Für mich geht es nicht darum, es eine Eisenfaust zu nennen oder es so hart wie möglich klingen zu lassen, sondern die Werkzeuge zu nutzen, die funktionieren, um die Eltern begreifen zu lassen, dass sie auch eine Verantwortung haben“, sagt sie.

 

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