Ex-US-Präsident in Kolding

Warten auf Obama

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Kolding
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Gespanntes Warten am Morgen in der SDU in Kolding. Foto: Cornelius von Tiedemann

Der Besuch des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama sorgt für ungewohnten Wirbel in Kolding. Schon in den frühen Morgenstunden, lange vor Obamas Ankunft, war die Uni voller elegant gekleideter Menschen.

Bereits seit Donnerstagabend ist er im Lande: Ex-US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama landete um 19.04 Uhr auf dem Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup in Nordschleswig. Ein erhebliches Polizeiaufgebot und zahlreiche private Sicherheitskräfte sorgten dafür, dass Obama sicher eskortiert wurde.

Barack Obama ist derzeit auf Nordeuropa-Tour. Nach Besuchen in Oslo und Helsinki betritt er am Freitagvormittag die Bühne im Atrium des Campusgebäudes der Süddänischen Universität (SDU) in Kolding.

Für die kleine Stadt im Süden Jütlands ein Coup – der nicht ganz billig, und deshalb auch nicht unumstritten ist. 750.000 Steuerkronen (rund 100.000 Euro) hat die Kommune Kolding in das von Universität und Koldinger Wirtschaftsverband organisierte Ereignis gesteckt. Und das in Zeiten, wo der kommunale Gürtel enger geschnallt, Einsparungen im Pflege- und Kinderbetreuungswesen gemacht werden.

680 Zuhörer zahlten teilweise teures Geld

Die Veranstalter argumentieren, der Besuch Obamas sei wichtig für die Stadt – und ein einmaliges Erlebnis für ihre Schüler und Studierenden. Denn neben einigen Ehrengästen und Interessierten, die mehr als 2.000 Euro (12.500 bis 17.500 Kronen plus Mehrwertsteuer) für eine Eintrittskarte zahlen, sind es auch junge Leute, die Obama am Freitag gratis zu sehen bekommen. Von den 680 Plätzen gehen 200 an Studierende und 40 an Schüler und Auszubildende. Warum Obama eingeladen wurde? Eben weil „yes, we can!“, sagte Uni-Rektor Henrik Dam bei der Begrüßung am Morgen und zitierte damit den berühmten Wahlslogan Obamas.

Unter dem Motto „A conversation with President Barack Obama“ soll es von 11.45 Uhr an eine Stunde lang vor allem um Wirtschaftsfragen gehen. Der Ex-Präsident soll den Anwesenden die Geheimnisse guter Führung verraten. Fragen sind dabei allerdings nicht gestattet – auch nicht den anwesenden Politikern, darunter Gleichstellungsministerin Eva Kjer Hansen, Regionsratschefin Stephanie Lose (beide Venstre) und die Chefin der Sozialistischen Volkspartei, Pia Olsen Dyhr.

Bereits am frühen Morgen wimmelte das Universitätsgebäude nur so vor ungewohnt vielen Männern in Anzügen und Frauen in Kostümen. Polizeibeamte und private Sicherheitskräfte schirmten das markante Dreiecks-Gebäude mitten in der Stadt ab – ohne dabei jedoch eine angespannte Atmosphäre in der gemütlichen Stadt am Koldingfjord entstehen zu lassen.

Historiker: Obama nicht nur ein Mann der großen Worte

Der SDU-Geschichtsdozent Niels Bjerre-Poulsen brachte einen Großteil der Anwesenden am Vormittag mit einem Vortrag über Obama und seine Rolle in der Weltgeschichte. Obama, so Poulsen, sei als erster schwarzer US-Präsident kein Vertreter der Bürgerrechtsbewegung – sondern ein Sprecher der Einwanderer, der Geschichte Amerikas als Land der unbegrenzten Möglichkeiten gewesen.

Das Bild Obamas als Präsident der großen Worte und schönen Reden, der politisch aber nicht viel erreicht hat, sei falsch, so Bjerre-Poulsen. Schließlich stehe Obama hinter dem effektivsten Rettungspaket für die amerikanische Wirtschaft der Geschichte, das die USA und damit weite Teile der Welt aus der Finanzkrise geführt habe. Dazu habe zentral auch die Rettung der Automobilindustrie durch Kredite und Garantien gehört.

Zu Obamas Verdiensten zählt Bjerre-Poulsen zudem unter anderem den Einsatz für den Natur- und Klimaschutz und für die Rechte Homosexueller.

Anm. d. Red.: Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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