Region Süddänemark

Wer schnell hören will, muss nach Sonderburg

Wer schnell hören will, muss nach Sonderburg

Wer schnell hören will, muss nach Sonderburg

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Vejle
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: dpa

Bis zu zwei Jahre Wartezeit, wenn man nicht an den Alsensund fahren will.

Privat  geht auch

Hörgeräte kann man auch mit einem Zuschuss  der Region von autorisierten privaten Kliniken bekommen. Der Vorteil an einer der vier  festen regionalen Kliniken in Es-bjerg, Vejle, Odense oder Sonderburg ist aber, dass man hier das Gerät kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt. Das Gerät aus der privaten Klinik wird nur bezuschusst und ist Besitz des Patienten. Hier bekommt man für das erste Ohr aktuell 2.000 Kr. Zuschuss fürs Gerät und  2.108 Kr. für Kontrolle, Wartung etc.
In beiden Fällen muss ein Facharzt  den Patienten an die Hörklinik überweisen. Im November warteten insgesamt mehr als 7.100 Patienten auf eine Voruntersuchung, um ein Hörgerät zu bekommen.

Mehr auf: www.regionsyddanmark.dk

Obwohl Süddänemark die Region ist, wo am meisten Hörgeräte ausgeliefert werden, ist die Warteliste hier auch am größten. Insbesondere auf Fünen müssen Patienten lange warten auf einen Termin in der Odenseer Hörklinik – aktuell mehr als zwei Jahre.

Dabei gibt es in der vor einem Jahr eigens in Sonderburg zusätzlich geschaffenen   „Regionalen Hörklinik“ Luft, um den Druck etwas zu nehmen, wenn man sehr lange gewartet hat, um in einer der vier festen regionalen Kliniken in Odense, Vejle, Esbjerg oder Sonderburg ranzukommen. Aber wie das von Fünen kommende Regionsratsmitglied Vibeke Syppli Enrum feststellt, ist der Weg von Odense nach Sonderburg offenbar länger als umgekehrt. Damit weist sie darauf hin, dass es für Patienten aus Nordschleswig an der Tagesordnung ist, nach Odense  fahren zu müssen, um behandelt zu werden. Umgekehrt scheint das schwerer zu sein, wofür die Entlastungs-Hörklinik in Sonderburg ein Beispiel ist.

Auf jeden Fall sind sich alle im Regionsrat einig, dass akut etwas getan werden muss, um die Wartezeiten zu verringern. Der  aktuell zum vierten Mal wiedergewählte Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Chefgenosse Poul-Erik Svendsen, kündigt an, dass sein Ausschuss das Problem schon auf seinen Sitzungen im März und Mai angehen wird. Es steht außer Frage, dass so oder so  mehr Geld bewilligt werden muss, um die Wartelisten abzubauen. Man hofft dabei noch, dass Sonderburg bald besser ankommt bei den wartenden Patienten. Der Tenor ist, dass drei Monate Wartezeit als langfristiges Ziel wohl akzeptabel wären. Da gibt es wahrlich viel zu tun, denn im November betrug die Wartezeit in Odense 124 Wochen, in Vejle 119, in Esbjerg 60 und in der festen Klinik in Sonderburg 48 Wochen.

Entlastungs-Klinik

Um Entlastung zu schaffen, wurde vor rund einem Jahr neben der festen die vorrübergehende Regionale Hørklinik in Sonderburg eingerichtet, um Patienten aus der ganzen Region zu versorgen, die länger als ein Jahr gewartet hatten. Nur 32 Patienten aus einer Gruppe von 1.450 nahmen dieses Angebot an. Im zweiten Versuch wurde das Angebot Patienten gemacht, die bald die Jahresfrist erreichen. Nur 58 nahmen dies an. Die Warteliste in den anderen Kliniken wurde nicht reduziert – bis auf Sonderburg, wo die Entlastungsklinik zudem eine Wartezeit von „nur“ fünf Wochen aufweist.

Dass nicht mehr Menschen das Angebot der Regionalen Hörklinik annehmen, liegt nach Vermutung der Region daran, dass Patienten sich bisher für vier Jahre binden mussten. Das heißt, dass  man bei jeder Kontrolle oder Justierung innerhalb dieser Periode nach Sonderburg fahren musste.  Nun will die Region  diese Bindung auf ein halbes Jahr verkürzen. Danach kann man zwecks Kontrolle und Justierung die Klinik nahe am Wohnort aufsuchen. Das heißt, dass man mit zwei, drei Besuchen im „fernen“ Sonderburg auskommen würde. Sollte dies trotzdem nicht dazu führen, dass der Stau an den anderen Kliniken abnimmt, will die Region andere Maßnahmen ergreifen. Welche, das ist noch offen, aber u. a. DF-Fraktionschef Thies Mathiasen regt an, mobile Kliniken einzusetzen.

Pro Jahr werden in Süddänemark rund 20.000 Hörgeräte ausgeliefert – mit steigender Tendenz. Laut Gesundheitsboss Poul-Erik Svendsen gibt es Prognosen, dass landesweit rund eine halbe Million Bürger Anspruch auf ein Hörgerät hätten–  falls sie zum Ohrenarzt gehen würden. Das wären rund 100.000 zusätzliche Patienten in Süddänemark.

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