Archäologie

Bereits Egtved-Mädchen trug den Bauchnabel frei

Bereits Egtved-Mädchen trug den Bauchnabel frei

Bereits Egtved-Mädchen trug den Bauchnabel frei

Egtved/Kopenhagen
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Die Kleidung des Egtved-Mädchens Foto: Nf/Ritzau Scanpix

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Das Verbot der sogenannten Croptops an einer Schule bei Vejle hat zu einer lebhaften Debatte geführt. Doch diese Mode gab es bereits vor 3.500 Jahren.

Am Montag teilte die Firehøjeskolen in der Kommune Vejle den Schülerinnen und Schülern mit, dass Mädchen nicht in kurzen Blusen, die den Bauch frei lassen, in der Schule erscheinen durften.

Am Freitag hat sie das Verbot der Croptops wieder rückgängig gemacht. Doch zuvor hatte es eine rege Diskussion ausgelöst. Man mische sich in die Privatsphäre eine, sexualisiere junge Mädchen, so die Stimmung.

Auch das Nationalmuseum hat sich zu Wort gemeldet. Auf Facebook schreibt es, dass diese Mode in keinster Weise neu ist: Bereits das Egtved-Mädchen (Egtvedpigen) hat solch eine kurze Oberbekleidung getragen

„Das Egtved-Mädchen lässt grüßen und sagt, es trage auch eine Bauchbluse. Sie liegt hier bei uns im Nationalmuseum mit einem der ältesten Croptops Europas in einer Eichenkiste, und verhält sich ansonsten ganz ruhig“, heißt es in dem Post.

Diskussion über Kleidung des Mädchens

Ähnlich wie der Beschluss in Vejle, hat auch der Fund des Egtved-Mädchens vor hundert Jahren einige Diskussionen ausgelöst. Denn nicht nur erdreistete sich das zwischen 16 und 18 Jahre alte Mädchen in kurzer Bluse aufzutreten. Auch ihr Rock ist kurz und relativ durchsichtig.  So könne sie vor 3.500 Jahren nicht herumgelaufen sein, meinten einige Archäologen damals.

Als man dann in den 20er Jahren eine Rekonstruktion ihrer Kleidung für ein Mannequin anfertigte, passierte erstaunliches: Die Bluse und der Rock waren länger geworden, der Bauchnabel verschwunden.

Zu gewagt? Einige Archäologen waren dieser Ansicht. Foto: Nf/Ritzau Scanpix

Höchste Mode in der Bronzezeit

Später hat man ihr auf einigen Zeichnungen sogar einen Unterrock verpasst. Es wurde diskutiert, ob sie eine erotische Bauchtänzerin gewesen sei. Heute sieht man das anders.

„Bauchblusen sind also in keiner Weise eine neue Erfindung, sondern waren eher in der Bronzezeit die am weitesten verbreitete Kleidung unter den Wohlhabendsten“, schreibt das Nationalmuseum.

Die Theorie der Forscherinnen und Forscher ist, dass die Mode mit kurzer Oberbekleidung noch weiter zurückgeht. Sie nehmen an, dass sie aus der Zeit stammt, als die Menschen sich in Tierhäute kleideten, und diese waren nun einmal häufig nicht länger.

In einem weiteren Facebook-Post stellt das Nationalmuseum klar, dass es keine Meinung dazu hat, ob Mädchen heutzutage kurze Blusen anziehen sollen oder nicht.

„Wir nutzen nur jede Gelegenheit, ein wenig historisches Wissen in die Unterhaltung hineinzuschmuggeln.“

Der Grabhügel in Egtved, in dem das zwischen 16 und 18 Jahren alte Mädchen gefunden wurde. Foto: Torben Christensen/Ritzau Scanpix

„Der Nordschleswiger“ kann noch ein wenig Wissen hinzufügen: Der Grabhügel des Egtvedmädchen liegt 13 Kilometer von der Firehøjeskolen entfernt. 

 

 

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