Jubiläum
Öresundregion: Zwei Schritte voran und einen zurück
Öresundregion: Zwei Schritte voran und einen zurück
Öresundregion: Zwei Schritte voran und einen zurück
Vor 20 Jahren hat die Eröffnung der Brücke über den Öresund den Grundstein für eine neue Region gelegt. Doch sie wächst nur langsam zusammen.
Am 1. Juli 2000 wurden zwei Züge auf der Brücke über den Öresund zusammengekoppelt. An Bord waren die dänische Königin Margrethe und der schwedische König Carl Gustav.
Mit der Eröffnung der Brücke war der Grundstein dafür gelegt, dass die dänische Hauptstadt und die Region um Malmö zu einer Region zusammenwachsen konnten.
Schwedische Jugendliche in Kopenhagen
Doch so etwas braucht Zeit, und auch nach 20 Jahren ist man bei Weitem noch nicht am Ziel angekommen, erläutert Johan Wessmann, Direktor des Öresundinstitutes. Das Institut sammelt Daten und Informationen zur Entwicklung in der Region.
„Wir sind weit gekommen, aber nicht so weit, wie wir gehofft hatten“, erklärt er dem „Nordschleswiger“.
„Wir sehen mehr Arbeitnehmer, die die Grenze queren. Betriebe siedeln sich auf beiden Seiten des Sundes an, und auch der Tourismus über die Grenze hinweg hat deutlich zugenommen.“
Wer in Kopenhagen eine Kneipe oder ein Restaurant besucht, wird sehr schnell auf ein Zeichen des Zusammenwachsens der Region stoßen: Die Bedienung spricht immer häufiger schwedisch.
„Eine Entwicklung, die uns überrascht hat, ist, dass schwedische Jugendliche verstärkt in der Kopenhagener Gastronomie arbeiten“, so Wessmann.
Grenzüberschreitende Forschung
Wer von Kopenhagen aus über die Brücke fährt, sieht gleich auf der anderen Seite links der Bahnstrecke oder Autobahn ein deutliches Zeichen für das Zusammenwachsen der Region. Hier ist ein völlig neues Stadtviertel von Malmö entstanden. Die Stadt hat sich Richtung Brücke gestreckt.
Fährt man 20 Kilometer weiter nordwärts zur Universitätsstadt Lund, kann man ein weiteres Zeichen der grenzüberschreitenden Entwicklung entdecken. Hier entsteht die Europäische Materialienforschungsanlage. Die dazugehörige Datenzentrale wird in Kopenhagen gebaut.
„Die Region entwickelt sich zunehmend zu einem Wachstumszentrum.“
Insgesamt wohnen 20.000 Personen, die aus Dänemark stammen, mittlerweile auf der anderen Seite in Schonen (Skåne). 10.000 Schweden wohnen auf Seeland. Hinzu kommt die steigende Anzahl der Touristen sowie die 40.000 Bewohner auf Bornholm, die weitgehend den Weg über Schweden nach Kopenhagen nehmen.
„Nimmt man alles zusammen, so ist dies ein nicht ganz geringer Austausch“, meint Wessmann.
Grenzkontrollen hemmen die Entwicklung
Doch gibt es auch Rückschläge. Das Öresundinstitut hat eine Analyse zum 20-jährigen Bestehen der Brücke erarbeitet. Hier werden vor allem die Einführung der Grenzkontrollen im Zuge der Migrationskrise 2016 und die teilweise Schließung der Grenze durch Corona als schwerwiegende Rückschritte gewertet.
„Man kann sagen, es geht immer zwei Schritte voran und einen zurück.“
Denn nicht nur die Grenzkontrollen hemmen das Zusammenwachsen der Region. So hat der Pendlerverkehr über die Brücke seit 2007/2008 stetig abgenommen. Ein Teil der Dänen ist wieder aus Schweden weggezogen.
„Eine genaue Erklärung hierfür haben wir nicht.“
Kastrup als Flughafen für Schweden
Die Brücke hat selbst für jene Kopenhagener Bedeutung, die nicht nach Schweden fahren. Ein Beispiel ist der Flughafen Kastrup, der nun nicht mehr nur der Kopenhagener Flughafen ist, sondern auch der für einen großen Teil von Südschweden.
„Das bedeutet mehr Flugziele, hat aber auch die Anbindung mit der Eisenbahn ermöglicht“, sagt Wessmann.
„Auch wenn die Region bei weitem noch nicht zusammengewachsen ist, so kann sich heute wohl keiner im Raum Kopenhagen und Malmö einen Alltag ohne die Brücke vorstellen.“