Bildung

Junge Ukrainerinnen genießen ihre Auszeit in Lügumkloster

Junge Ukrainerinnen genießen ihre Auszeit in Lügumkloster

Junge Ukrainerinnen genießen ihre Auszeit in Lügumkloster

Monika Thomsen
Lügumkloster/Løgumkloster
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Sofiia Duornikova, Oleksandra Blyzniukova und Mariia Tkachenko (v. l.) fühlen sich in Lügumkloster wohl. Mariia ist durch ein herkömmliches Stipendium an die Heimvolkshochschule gekommen, während zwei Geschäftsleute den Aufenthalt von Sofiia und Oleksandra ermöglichen. Foto: Privat

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Zwei Geschäftsleute ermöglichten den Aufenthalt an der Heimvolksschule in Lügumkloster. Zwei der drei Osteuropäerinnen gewähren Einblick in ihre Erlebnisse im friedlichen Umfeld.

Die beiden jungen Ukrainerinnen Sofiia Duornikova und Oleksandra Blyzniukova gehören zu den 50 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern, die einen längeren Lehrgang an der Heimvolkshochschule in Lügumkloster belegen.

Eine finanzielle Spende von örtlichen Geschäftsleuten ermöglicht es, dass sie für fünf Monate ihren Lebensmittelpunkt an der Bildungseinrichtung in der Klosterstadt haben. 

Seit August lassen sie im ruhigen und beschaulichen Umfeld für einige Zeit die Schrecken des Krieges in ihrem Heimatland hinter sich. Gedanklich ist der Krieg jedoch nicht weit entfernt, und der Kontrast zum Frieden sowie die Ruhe in ihrem neuen Umfeld ist groß, wie aus einer Pressemitteilung der Heimvolkshochschule hervorgeht.

Das Gefühl von Freiheit

Die beiden jungen Frauen aus Kiew haben seit der Invasion 2022 Freunde verloren. Als Kriegsbeginn bezeichnen sie stets das Jahr 2014, als Russland die Krim besetzte und annektierte. 

 „In Lügumkloster liegt Freiheit in der Luft. Das habe ich sofort gespürt, ohne es näher definieren zu können. In dieser Auffassung bin ich im Laufe der vergangenen Zeit nur bestärkt worden“, sagt Oleksandra Blyzniukova. 

Die ausgebildete Ökonomin streift gerne durch die Secondhandläden der Gegend. Zudem ist die 24-Jährige begeistert von der Philosophiegruppe an der Bildungsstätte. Sie hat seit 2022 Asyl in Norwegen. 

Die Art der Kommunikation

„Es ist die Körpersprache und die Art, wie die Leute miteinander reden. Die Lehrkräfte stellen uns viel zur Verfügung. Ihre Menschenkenntnis, das fachliche Wissen und die Werkstätten. Sie beraten uns und leiten uns auf respektvolle Art an. Dann treffen wir unsere eigene Wahl“, sagt Sofiia Duornikova. 

„Es ist so schön und friedlich hier. Ich habe mich gleich in die Wiese zwischen der Kirche und der Heimvolkshochschule verliebt. Der Ort ist voll von tollen alten Häusern. Ich bin Architektin und musste mich bei meinem ersten Spaziergang durch die Stadt zunächst in den Arm kneifen. Für mich ähnelte es einer Filmkulisse“, so die 23-Jährige. Sie ist im August direkt aus der Ukraine an die Heimvolkshochschule gekommen.

„Der Klang von Sirenen und Granaten“

„Ich studierte an der Universität in Kiew – meistens online. Erst war alles wegen Corona geschlossen, dann kam der Krieg. Du lebst darin – mit dem Klang von Sirenen und Granaten in deinen Ohren. Wäre mein Gehirn gescannt worden, als ich in Kiew war, hätten die Ärzte nur die drei Buchstaben ‚war‘ (Krieg) sehen können“, sagt Sofiia. 

Negative Eindrücke hatten sie bisher nicht. „Wir sehen nichts Schlechtes. Es gibt aber Unterschiede. Die Toleranz geht hier manchmal sehr weit. Klingelt etwa ein Mobiltelefon zu einem ungünstigen Zeitpunkt, wird es von der Lehrerschaft akzeptiert, und man geht ran, um niemanden zu enttäuschen“, ist ihnen aufgefallen.

Obgleich Oleksandra kein Fan von der Gemüseart Kohl ist, schwärmt sie davon, wie das Küchenpersonal den Kohl zubereitet. Sofiia hingegen vermisst in der vegetarischen Küche der Heimvolkshochschule Hühnerfleisch.

Die Leiterin der Bildungsstätte, Ursula Dieterich-Petersen, handelte spontan, als sie bei zwei Geschäftsleuten wegen finanzieller Schützenhilfe vorstellig wurde (Archivfoto). Foto: Sven Geißler/Flensborg Avis

So entstanden die Kontakte

Der Kontakt zu den zwei jungen Frauen entstand auf Umwegen, wie Ursula Dieterich-Petersen, Leiterin der Løgumkloster Højskole, erläutert. 

Die Textillehrerin der Einrichtung kam bei einem internationalen Treffen in Portugal mit einer ukrainischen Künstlerin ins Gespräch, die meinte, dass sie eine junge Ukrainerin kannte, für die der Aufenthalt in Lügumkloster genau das Richtige sein würde. In einem anderen Kontext begegnete Ursula Dieterich-Petersen einer Ukrainerin, die nach Norwegen geflüchtet war. Diese kannte ebenfalls eine junge Landsmännin, für die die Auszeit in Lügumkloster optimal sein würde. 

Aus dem Bauchgefühl heraus gehandelt

„Anhand einer ganz persönlichen Entscheidung aus dem Bauch heraus habe ich während der Sommerferien Autohändler Henning Christiansen und dem Kerzenproduzenten Lars Andersen eine Mail geschickt, inwieweit sie vielleicht finanziell helfen würden, um den Aufenthalt zu finanzieren. Sie haben prompt geantwortet und sich zusammen mit 32.000 Kronen eingebracht“, sagt Ursula Dieterich-Petersen. 

„Ich bin froh über die Rückendeckung und wir fühlen uns hier sehr gut in die örtliche Gemeinschaft eingebunden. Die Bedeutung des lokalen Engagements versuchen wir auch den jungen Menschen hier im Hause zu vermitteln“, so die Chefin. 

An dem Kurs bis zum 21. Dezember nehmen insgesamt 15 junge Menschen aus dem Ausland teil. Neben drei Ukrainerinnen, einer Niederländerin und einer Belgierin kommen die übrigen aus Japan.

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