Proteste gegen Windräder

Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung für erfolgreiche Energiewende erforderlich

Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung für erfolgreiche Energiewende erforderlich

Bürgerbeteiligung für erfolgreiche Energiewende erforderlich

Ritzau/nb
Aalborg/Kopenhagen
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Die Regierung möchte die Zahl der Windräder in großem Stil erhöhen. Wenn man die Bevölkerung in die Projekte einbezieht, könnte es gelingen, meint Professor Kristian Borch (Archivfoto). Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Wenn die ehrgeizigen Pläne der Regierung, die Energieproduktion aus Solarzellenparks und landbasierten Windrädern bis zum Jahr 2030 zu vervierfachen, Realität werden soll, müssen die Bürgerinnen und Bürger in die Vorhaben eingebunden werden, meint der Professor für Energieplanung Kristian Borch.

Dänemark soll bis zum Jahr 2030 viermal so viel Strom aus Solarzellen und landbasierten Windrädern produzieren wie heute. So lautet die Initiative der Regierung, die diese am Dienstag im Rahmen ihres Reformpakets „Danmark kan mere II“ vorgestellt hat.

Einbinden der Bevölkerung verspricht Erfolg

Diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen sei durchaus möglich, allerdings müssten dafür die Bürgerinnen und Bürger in die Vorhaben einbezogen werden. Ansonsten sei das Risiko groß, auf erheblichen Widerstand zu stoßen. Diese Ansicht vertritt der Professor für Energieplanung, Kristian Borch, von der Universität Aalborg.

„Wenn die Regierung glaubt, dass sie einfach ein Gesetz für nachhaltige Energie erlassen kann, und dieses Gesetz verschiedene Instrumente enthält, die Entwicklern und Kommunen einen direkten Zugang zur Errichtung von Windrädern, Solar- und Biogasanlagen ebnet, dann wird man auf richtig viel Widerstand stoßen“, sagt er.

Anteil an finanziellem Gewinn

Stattdessen müsse den Bürgerinnen und Bürgern eine Mitbestimmung und auch ein Anteil an einem eventuellen finanziellen Gewinn eingeräumt werden.

Der richtige Weg wäre, einen Teil der Wertschöpfung vor Ort zu belassen. Und der lokalen Bevölkerung eine Mitbestimmung im Ausgestalten der Energieanlagen einzuräumen.

Kristian Borch, Professor für Energieplanung an der Universität Aalborg

„Der richtige Weg wäre, einen Teil der Wertschöpfung vor Ort zu belassen. Und der lokalen Bevölkerung eine Mitbestimmung im Ausgestalten der Energieanlagen einzuräumen. In diesen Fällen können wir nämlich nachweisen, dass der harte Widerstand verschwindet“, sagt Kristian Borch.

Professionelle Beratung als Entscheidungsgrundlage

Die Bürgerinnen und Bürger können auf Grundlage einer professionellen Beratung entscheiden, ob sie eine Energiegemeinschaft gründen wollen, bei der sie selbst für das Aufstellen der Windräder verantwortlich sind, oder ob ein großer Energieproduzent diese Aufgabe übernehmen soll.

Beide Varianten können nach Überzeugung von Kristian Borch sinnvoll sein. Dies hänge von den Ressourcen vor Ort ab und davon, was die dortige Bevölkerung möchte.

Seiner Auffassung nach sei es sinnvoll, einen eventuellen Überschuss aus dem Betrieb der Windräder und Solaranlagen gemeinnützigen Fonds zugutekommen zu lassen.

Dadurch würde es für die Bürgerinnen und Bürger deutlicher werden, wie das Geld verwendet wird, anstatt es zum Stopfen finanzieller Löcher in den kommunalen Haushalten zu verwenden.

Konkrete Vorgaben als Argumentationshilfe

Kristian Borch ist überzeugt, dass die Regierung den Kommunen konkret vorgeben kann, wie viel grünen Strom sie produzieren sollen. Diese können die Forderungen dann nämlich ihren Bürgerinnen und Bürgern gegenüber darlegen und somit zeigen, dass es notwendig sei, eine gute Lösung dafür zu finden.

Ein anderer Vorteil, die lokale Bevölkerung aktiv zu beteiligen, bestehe darin, dass auf diese Weise das Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch wesentlich gesteigert würde, meint Kristian Borch.

„Man kann dann sehen, dass, wenn wir genau jetzt Strom sparen, wir diesen Strom, den wir erzeugen, verkaufen können, weil im Netz ein entsprechender Bedarf vorhanden ist, und dafür bekommen wir dann einen guten Preis. Oder aber dass gerade ein Überschuss an Strom besteht, sodass wir ihn zurückhalten und stattdessen in unser Wärmelager überführen oder ihn für unsere Elektroautos verwenden“, erläutert er.

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