Verkehrssteuerung

Dänische Maut soll „Roadpricing“ heißen

Dänische Maut soll „Roadpricing“ heißen

Dänische Maut soll „Roadpricing“ heißen

Dirk Thöming
Kopenhagen/Aalborg
Zuletzt aktualisiert um:
"Roadpricing" soll es teurer machen, zu Stoßzeiten mit dem Auto in die Innenstädte zu fahren. Foto: Sofie Mathiassen / Ritzau Scanpix

In den Regierungsverhandlungen mit den Sozialdemokraten wird unter anderem über die Einführung einer intelligenten Straßen-Benutzungsgebühr innerhalb Dänemarks gesprochen, die Fahrten in Ballungsgebieten verteuern soll.

„Roadpricing“ (wörtlich übersetzt etwa: „Straßen-Preisgestaltung“) ist eine differenzierte Gebühr für die Benutzung von verschiedenen Straßen zu verschiedenen Zeiten. Diese wird zurzeit in Dänemark diskutiert.

Die regionale Tageszeitung JydskeVestkysten berichtet aktuell zu dem Thema, das am Wochenende vom Kopenhagener Blatt „Politiken“ aufgegriffen wurde.

Dem Bericht in Politiken zufolge fordern sowohl die Volkssozialisten (SF) und die linke Einheitsliste, die beide mit den Sozialdemokraten in Regierungsverhandlungen stehen, dass das Thema in die Koalitionsvereinbarung mit aufgenommen wird.

Bereits im Februar war von der bisherigen liberalen Regierung eine Kommission eingesetzt worden, die sich mit der Zukunft der Besteuerung des Individualverkehrs in Dänemark beschäftigen soll. 

SF und Einheitsliste fordern, bereits jetzt, bevor die Kommission zu Ergebnissen kommt, Entscheidungen zu treffen und Weichen für eine Verkehrswende zu stellen.

Aus Sicht der beiden Linksparteien geht es darum, Einnahmen für den Staat zu sichern, dabei aber gleichzeitig umweltfreundlichen Verkehr zu fördern.

JydskeVestkysten sprach dazu mit dem Verkehrsforscher Harry Lahrmann von der Universität in Aalborg.

Lahrmann unterstützt ausdrücklich die neuen Gedanken, eine Besteuerung an die Wege zu knüpfen, die individuell zurückgelegt werden. 

„Heute haben wir Abgaben auf den Kauf und Besitz eines Autos sowie auf den Kauf von Treibstoff. In einem System mit Wegegebühren, ,Roadpricing´, kann man diese Abgaben abschaffen und stattdessen verschiedene Preisstufen aufbauen. Diese berücksichtigen teils die CO2-Emission eines Fahrzeuges per Kilometer und bedeuten teils eine Zahlung abhängig davon, wieviel Verkehr es jeweils zu der Zeit an dem Ort gibt, an dem man das Auto benutzt“, so der Forscher.

„Wenn man zum Beispiel zur Hauptverkehrszeit in der Großstadt unterwegs ist, ist es am teuersten, während es auf dem Land günstiger ist. Außerdem gibt es die Möglichkeit, eine ´Kaltstartabgabe“ für kurze Stadtfahrten zu erheben. Dies könnte mehr Menschen dazu bewegen, auf das Fahrrad umzusteigen“, sagt Harry Lahrmann.

„Wenn ein Auto in der Garage steht, richtet es keinen Schaden an. Erst wenn es auf die Straße kommt, gibt es ein Problem mit Verkehrsflüssen und CO2-Belastungen“, ergänzt er.

Technisch gesehen geht es

Die Lkw-Maut in Deutschland habe seit der Einführung 2005 bewiesen, dass die Strecken per GPS überwacht und abgerechnet werden könnten. Der Forscher hat keine Datenschutz-Bedenken, wenn Firmen als „Dritte“ die Abrechung der Kilometer vornehmen. „Es ist nicht anders als heute, wenn die Bewegung von Telefonen aufgezeichnet wird und Behörden darum beten können, Einsicht zu nehmen“, sagt der Forscher.

Rein praktisch soll die Überwachung der Straßennutzung durch Nummernschilder-Scannen erfolgen.

Automobilclub stimmt zu

Der dänische Automobilclub FDM äußert sich im gleichen Artikel in JydskeVestkysten postiv dem Vorschlag gegenüber, sofern andere Steuern und Abgaben, die die Autofahrer belasten, im Gegenzug abgeschafft werden. „,Roadpricing´ ist nahezu das perfekte System, weil man zielgerichtet besteuern kann, wo und wann gefahren wird. Man hat dann ein Werkzeug, das dabei hilft, die Kapazitäten auf den Straßen bestmöglich auszunutzen“, sagt Abteilungsleiter Torben Lund Kudsk. 

FDM meint dagegen nicht, dass ,Roadpricing´ mehr umweltfreundliche Autos und Elektroautos auf die Straßen bringen kann – sondern lediglich den Verkehr besser steuern.

 

 

 

 

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