Soziales

„Ghettoliste“ basiert auf alten Daten

„Ghettoliste“ basiert auf alten Daten

„Ghettoliste“ basiert auf alten Daten

Kopenhagen
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Foto: dpa

Die Einordnung angeblich sozial belasteter Wohnviertel ist fehlerhaft: Elf könnten sofort gestrichen werden.

Bei der jüngsten Auflistung von angeblich sozial belasteten Wohnvierteln in Dänemark in einer „Ghettoliste“ gab es aus mehreren der 22 betroffenen Bereiche Protest, man werde unberechtigt diskriminiert, Verbesserungen seien nicht registriert worden, hieß es beispielsweise im „Ghetto“ Nørager/Søstjernevej in Sonderburg. 

Nun berichtet  die Zeitung Politiken, dass das zuständige Ministerium für Transport, Bau und Wohnungen  nicht einmal die neuesten Zahlen von Danmarks Statistik ausgewertet hat, um die belasteten Wohnbereiche auszuspüren. Nach Angaben der Zeitung könnten bei Berücksichtigung aktueller Zahlen gleich 11 der 22 „Ghettos“ aus der Liste gestrichen werden, die nach Daten über Anteil der Bewohner ohne Verbindung zum Arbeitsmarkt, Herkunft aus nicht westlichen Ländern, Anteil gerichtlich verurteilter Personen, Bildungsniveau  und Durchschnittseinkommen aufgestellt wird.

Das Thema „Ghettos“ war erneut auf die Tagesordnung gekommen, nachdem Staatsminister Lars Løkke Rasmussen (Venstre) in seiner Neujahrsansprache einen härteren Kurs gegenüber den belasteten Wohngebieten angekündigt hatte. Anschließend war herausgekommen, dass bei vielen Bewohnern der angeblich belasteten Bereiche die Bildungsabschlüsse der Menschen ausländischer Herkunft  gar nicht erfasst worden sind – und automatisch eine Registrierung als ohne Bildungsabschluss erfolgte.

Gegenüber Politiken erklärte der Spezialist für problembeladene Wohngebiete, Professor Hans Skifter Andersen, dass die Debatte über „Ghettos“ auf fehlerhafter Grundlage die Wohnviertel noch mehr in einen Teufelskreis trieben, aus dem sozial stabile Familien verstärkt abwandern. Überprüfungen hatten gezeigt, dass im Wohngebiet Bispeparken in Aarhus nur 33,7 Prozent der Bewohner nur eine kurze Schulbildung mitbrachten und nicht 51,1 Prozent wie in der offiziellen Ghettoliste von Ende 2017 nachzulesen war.

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