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Kommission: Mehr ungelerntes Personal im Gesundheitssystem der Zukunft

Kommission: Mehr ungelerntes Personal im Gesundheitssystem der Zukunft

Vorschlag: Mehr ungelerntes Personal im Gesundheitssystem

Ritzau/wt
Kopenhagen
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Søren Brostrøm stellte am Montag die Ergebnisse der „Robusthedskommissionen“ vor. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

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Eine Kommission mit dem ehemaligen Chef der Gesundheitsbehörde Søren Brostrøm an der Spitze hat am Montag 20 Vorschläge zu einem robusteren Gesundheitssystem unterbreitet. Es sei dringend notwendig zu handeln, sagt er.

Ein „Weiter-so“ sei keine Option, soll das Gesundheitswesen auch in Zukunft imstande sein, seine Kernaufgaben zu lösen. Das sagte der Vorsitzende zu einer Kommission zur Robustheit des Gesundheitsystems (Robusthedskommissionen), Søren Brostrøm, als er am Montag die Vorschläge der Arbeitsgruppe bei einer Pressekonferenz vorstellte.

„Wir müssen etwas tun, denn wir stehen auf einer brennenden Plattform“, so der ehemalige Direktor der Gesundheitsbehörde, der während der Corona-Pandemie der Bevölkerung ein vertrautes Gesicht wurde.

Längere Arbeitszeit und bessere Verteilung der Nachtschichten

Die Aufgabe der „Robusthedskommissionen“ ist gewesen zu untersuchen, wie genug Personal und Zeit zur Verfügung stehen können, damit das Gesundheitssystem die zentralen Aufgaben lösen kann. Zu den Vorschlägen zählt, dass Krankenschwestern und -pfleger ärztliche Aufgaben übernehmen sollen, mehr ungelerntes Personal soll angestellt werden, die Nacht- und Wochenenddienste sollen auf mehr Schultern verteilt werden, und mehr Personal soll länger arbeiten.

„Die Umsetzung unserer Empfehlungen kann nicht warten. Wir möchten, dass sie schnell Wirkung zeigen können“, sagte Brostrøm.

„Unpopuläre Entscheidzuungen“

In einem Interview mit „Jyllands-Posten“ hatte er im Vorfeld der Präsentation gesagt, dass einige Bürgerinnen und Bürger einen verringerten Service empfinden würden, sollten sämtliche Vorschläge umgesetzt werden. So sollen nach Vorstellung der Kommission zukünftig nicht alle kranken oder älteren Menschen dasselbe Angebot bekommen. Als Beispiel nennt er Krebspatientinnen und -patienten, von denen sich einige anstatt eines Kontrollbesuches im Krankenhaus mit digitalen Lösungen von zu Hause aus werden begnügen müssen.

„Ein Teil unserer Vorschläge wird den Politikerinnen und Politikern sowie den Arbeitsmarktparteien unpopuläre Entscheidungen abverlangen“, betont der Kommissionsvorsitzende.

Gesundheitsministerin Sophie Løhde (Venstre) will nicht unmittelbar versprechen, dass die Regierung sämtliche Vorschläge übernehmen wird.

„Auf dem Papier sind es möglicherweise kleine und altbekannte Maßnahmen, aber im wirklichen Leben sind es große Dinge, die umgesetzt werden müssen“, sagte sie.

Parallel zu der „Robusthedskommissionen“ arbeitet auch eine Gesundheitsstrukturreform, die im Frühjahr 2024 ihre Empfehlungen unterbreiten soll. Sie befasst sich damit, wie das Gesundheitssystem auf die demografische Entwicklung vorbereitet werden kann.

20 Empfehlungen der „Robusthedskommissionen“

1. Ein Priorisierungsrat wird eingeführt, um Ressourcen zu sparen. Der Rat soll sektorübergreifende Aufgaben beurteilen und die bestmögliche Nutzung der Ressourcen gewährleisten.

2. Die Anzahl von unzweckmäßigen Behandlungen soll reduziert werden. Mehr Behandlungen sollen in der allgemeinen Praxis stattfinden, um Krankenhäuser und Spezialangebote zu entlasten.

3. Priorisierung durch gemeinsame Beschlussprozesse. Die Patientinnen und Patienten sollen einbezogen werden, um zu gewährleisten, dass sie die gewünschte Behandlung erhalten, und um Überbehandlung zu vermeiden.

4. Weniger unnötige Dokumentation. Dokumentation ohne Mehrwert wird abgeschafft. Die Aufsicht soll vereinfacht und reduziert werden.

5. Kompetenzen sollen sektorübergreifend eingesetzt werden. Attraktive Kombinationsjobs werden geschaffen, bei denen das Personal mehrere Arbeitsstätten hat und die diagnostische Zusammenarbeit über Probenergebnisse und Bilddeutung gestärkt wird.

6. Die digitale und technologische Umstellung soll beschleunigt werden. Dies soll Zeit für die Kernaufgaben freigeben.

7. Die Rahmen für arbeitskraftsparende Technologie sollen gestärkt werden.

8. Digitale Kompetenzen und Verstehen von Technologie: Diese Elemente sollen bei den Ausbildungen gestärkt werden.

9. Leitung soll priorisiert und die Qualität der Leitung verbessert werden. Die Leitung soll präsent sein und die Mitarbeitenden sollen in kleineren Teams organisiert werden.

10. Mehr Mitarbeitende sollen länger arbeiten. Die finanziellen Vorteile, wenn man Teilzeit arbeitet und dann extra Dienste annimmt, sollen entfernt werden. Das Personal soll größeren Einfluss auf die Dienstpläne erhalten.

11. Die Dienste solle auf mehr Personen aufgeteilt werden. Alle, die können, sollen sich an Diensten (in der Nacht und an Wochenenden, Red.) beteiligen. Mehr Aufgaben sollen tagsüber gelöst werden.

12. Die Karrieremöglichkeiten sollen an die Arbeit mit Patientinnen und Patienten sowie an die bürgernahen Aufgaben angebunden werden. Zum Beispiel soll sich Forschungspersonal an den bürgernahen Aufgaben beteiligen.

13. Späterer Ruhestand. Viele Hebammen, Krankenschwestern und -pfleger sowie andere Gruppe gehen in den Vorruhestand (efterløn). Die Möglichkeiten, sich schrittweise zurückzuziehen, sollen verbessert werden.

14. Mehr Kompetenzen aus dem Ausland. Dänemark hinkt bei der Rekrutierung aus dem Ausland hinterher. Ausländisches Personal soll verstärkt zum Verbleiben animiert werden.

15. Mehr und bessere Einführungssabläufe. Die Abläufe sollen durch Supervision, Mentorenregelungen und laufende Gesprächen gestärkt werden

16. Zusammenhang und Flexibilität zwischen den Ausbildungen. Es muss möglich sein, den Ausbildungsweg zu wechseln und sich fortzubilden.

17. Die Fortbildung wird reformiert. Die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten sowie das Bürgernahe soll bei der Fortbildung gestärkt werden. Mehr ungelerntes Personal im Gesundheitswesen als Arbeitskraft und Brückenbauende zwischen Ausbildung und Gesundheitssystem.

18. Starre Grenzen zwischen Fachbereichen werden eingerissen. Verwaltungspersonal soll das Gesundheitspersonal entlasten.

19. Ausbildung und Job sollen enger verknüpft werden, um einen „Praxis-Schock“ zu vermeiden.

20. Die strategische und langfristige Steuerung der Ausbildungen wird gewährleistet, indem ein Überblick über Angebot und Studienplätze geschaffen wird. Die Ausbildungen werden nach dem derzeitigen und kommenden Bedarf dimensioniert.

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