Todesfälle in der Familie
Trauernde Kinder erhalten nicht die nötige Hilfe
Trauernde Kinder erhalten nicht die nötige Hilfe
Trauernde Kinder erhalten nicht die nötige Hilfe
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Täglich verlieren fünf Kinder in Dänemark ein Elternteil. „Kræftens Bekæmpelse“ fordert, dass Hilfe für Kinder als Angehörige gesetzlich verankert wird. Doch die Arbeit im Folketing verzögert sich.
Wenn Mama oder Papa stirbt, löst das bei den Kindern nicht nur Trauer aus. Längerfristig kann es auch zu schweren psychischen Problemen führen, wenn nicht geholfen wird.
„Wir brauchen eine verpflichtende Bereitschaft, die beim Tod oder bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung eines Elternteils den Kindern helfen kann“, sagt Per Bøge, Kinder- und Jugendchef bei der dänischen Krebshilfe, „Kræftens Bekæmpelse“.
Richtlinien werden nicht befolgt
Täglich verlieren fünf Kinder in Dänemark die Mutter oder den Vater. 125.000 erleben jährlich, dass ein Elternteil ernsthaft erkrankt. 300.000 Kinder leben in einer Familie mit psychischer Erkrankung. Bereits 2012 hat die Gesundheitsbehörde, Sundhedsstyrelsen, Richtlinien erarbeitet, wie das Gesundheitspersonal diesen Kindern helfen kann. Das Problem ist nur: In den meisten Fällen passiert es nicht.
„Wir brauchen eine gesetzliche Regelung, die den Kommunen und Regionen vorschreibt, dass sie helfen müssen“, so Bøge.
Gesetz verzögert sich
Eine breite Mehrheit des Folketings hat im Januar vergangenen Jahres einen entsprechenden Antrag der Sozialistischen Volkspartei in der ersten Beratung unterstützt. Ein schnell arbeitender Ausschuss, in dem auch „Kræftens Bekæmpelse“ vertreten ist, sollte bis zum Sommer Vorschläge zu einer konkreten Gesetzesinitiative erarbeiten. Dies schaffte er nicht, und danach kam die Folketingswahl dazwischen.
„Wir werden jetzt nachhaken, wann die Arbeit weitergeht. Mit dem Gesetz in der Hand könnten wir den Kommunen und Regionen Ratschläge geben, wie sie Trauerhilfen für Kinder umsetzen können“, so Bøge.
„Kræftens Bekæmpelse“ betreibt freiwillige Trauergruppen für Kinder. Auch einige Kommunen haben solche Angebote. Doch häufig erfahren die betroffenen Familien nichts davon. Das erlebte Anna-Sofie Bülow Wahlgreen aus Gentofte, als ihr Mann 2020 plötzlich starb. Im Krankenhaus wurde lediglich die dreijährige Tochter physisch untersucht. Krisenhilfe gab es keine.
Bürgervorschlag zu akuter Hilfe
Wahlgreen hat daher einen Bürgervorschlag eingebracht, über den das Folketing Anfang Februar beraten hat, nachdem er die notwendigen 50.000 Unterschriften erreicht hatte. Sie schlägt vor, dass ein Trauerberatender innerhalb von 24 Stunden die Familie besucht, um Hilfe anzubieten.
„Es kann schwierig sein, Beratung zu finden und es ist sehr zufällig, welche Hilfe Eltern mit Kindern, die unerwartet ein Elternteil verloren haben, angeboten bekommen“, schreibt die Mutter in der Begründung für ihren Vorschlag.
Kinder stehen alleine da
Kinder bräuchten eine erwachsene Person, mit der sie sprechen können, die mit ihrer Trauer umgehen kann.
„Die Elternfähigkeiten sind nicht intakt, wenn man sich in einem Zustand von akuter Trauer und Schock befindet. Man kann sagen, dass Kinder, die plötzlich die Mutter oder den Vater verlieren, für einen Zeitraum emotional verwaisen. Der eine Elternteil ist tot und der andere ist ganz anders, als sie oder er normalerweise ist“, so Wahlgreens schmerzliche Erfahrung.
Auch bei Erkrankung ist Hilfe wichtig
Der Gesundheitsausschuss wird ihren Bürgervorschlag in die Arbeit für eine bessere Trauerbereitschaft einbeziehen. Gesundheitsministerin Sophie Løhde (Venstre) sagte während der Beratung, dass sie meint, er sei in der derzeitigen Form zu eng gefasst. „Kræftens Bekæmpelse“ betont, dass Kinder, auch wenn der Tod nicht unerwartet kommt, Hilfe benötigen.
„Wenn ein Elternteil lebensbedrohlich erkrankt, ist bereits zu diesem Zeitpunkt sehr häufig Hilfe nötig. Denn der andere Elternteil steckt dann viel seiner Energie und Fürsorge in den Erkrankten“, sagt Per Bøge.