Politik

Von der Landkarte getilgt

Von der Landkarte getilgt

Von der Landkarte getilgt

Kopenhagen
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Der Panda im Kopenhagener Zoo beschäftigt sich mit Bambus, die Öffentlichkeit in Dänemark mit einer veränderten Landkarte im Zoo. Foto: Gonzales Photo Kim Matthäi Leland/Gonzales Photo/Ritzau Scanpix

20 Dinge monierte eine chinesische Delegation vor der Eröffnung der Panda-Anlage im Kopenhagener Zoo. Darunter befand sich die abweichende farbliche Kennzeichnung Taiwans. Nun hat der Zoo eine andere Lösung gefunden.

Kurz vor der Eröffnung der Panda-Anlage im Zoo von Kopenhagen wurde Taiwan auf Betreiben einer chinesischen Delegation von einer Landkarte getilgt. Dies geht aus Dokumenten hervor, die der Radiosender Radio24syv einsehen konnte. Der Zoo bestätigte den Sachverhalt.

Wie der Sender berichtet, hatte der Kopenhagener Zoo ursprünglich eine Karte für die Besucher vorbereitet, die das Verbreitungsgebiet des Bären illustriert und in der China in grüner Farbe dargestellt wurde, Taiwan erschien in Weiß. Eine chinesische Delegation, die Ende März dieses Jahres die Panda-Anlage inspizierte, forderte 20 Änderungen, unter anderem betrachtete sie die Karte als „mangelhaft“.

Die Delegation machte den Zoo darauf aufmerksam, dass Taiwan ein Teil des Landes sei. Das Verhältnis zwischen Taiwan und China ist seit Jahren angespannt, Taiwan sieht sich als unabhängiger Staat, was China ablehnt. Der Zoo wendete sich an das Außenministerium; dieses erklärte, dass Dänemark Taiwan nicht als selbstständige Nation betrachte.

Zoo umschifft Gefahrengebiet

Mittlerweile hat der Zoo eine andere Lösung gewählt, um das geopolitische Gefahrengebiet zu umschiffen. Er hat einfach einen anderen Ausschnitt gewählt, sodass nur noch das chinesische Festland zu sehen ist. Bengt Holst, wissenschaftlicher Direktor des Zoos, sagte dem Sender: „Wir waren uns darüber im Klaren: Ganz egal, welche Karte wir zeigen, wir würden jemanden politisch kränken, und daran sind wir nicht interessiert. Deshalb haben wir nun eine andere Karte produziert, damit wir die Debatte umgehen.“

Laut Mette Thunø, Chinaexpertin an der Universität Aarhus, spiegeln die Geschehnisse am Kopenhagener Zoo den schärfen Kurs wider, den China seit einigen Jahren verfolgt. Auch Andreas Bøje Forsby, Wissenschaftler am Nordisk Institut for Asienstudier, ist der Meinung, dass China seit einiger Zeit mehr Einfluss nimmt und diese aus Chinas Sicht „geografischen Missverständnisse“ zu beseitigen versucht – auch in Dänemark. Das Außenministerium wollte die Angelegenheit dem Sender nach nicht kommentieren.

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