Nerztötung

Analytiker sieht Mogens Jensen als „Dead Man Walking“

Analytiker sieht Mogens Jensen als „Dead Man Walking“

Analytiker sieht Mogens Jensen als „Dead Man Walking“

Kopenhagen
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Der Rücktritt von Mogens Jensen ist nur noch eine Frage der Zeit, lautet die Einschätzung von mehreren Seiten. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Der Druck auf den Nahrungsmittelminister steigt. Auch in den eigenen Reihen werden die Rufe nach einem Rücktritt lauter.

Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wann Nahrungsmittelminister Morten Jensen (Soz.) zurücktritt. So lautet übereinstimmend die Einschätzung mehrerer politischer Kommentatoren am Mittwochvormittag.

Analytiker Lars Trier Mogensen von „Altinget“ bezeichnet Jensen ein wenig drastisch als „Dead Man Walking“, also als Todeskandidaten.

Der Nahrungsmittelminister ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, nachdem sich herausgestellt hat, dass die Order, sämtliche Nerze zu töten, illegal, möglicherweise sogar grundgesetzwidrig, war.

Bereits am Dienstag forderte eine einige Opposition Jensens Rücktritt. Mittlerweile macht sich nun auch an der sozialdemokratischen Basis Unmut breit. Aus allen Teilen des Landes kommt die Aufforderung, er solle zurücktreten.

„Mogens Jensen soll entlassen werden, und zwar sofort“, sagt zum Beispiel der Vorsitzende der Sozialdemokraten auf Læsø, Erling Mortensen, zu „DR“.

Auch die Unterstützterparteien sehen den Gesetzesübertritt kritisch. Vor allem die Einheitsliste überlegt laut, ob Jensen noch tragbar ist. Der linken Partei geht es auch um die Frage, ob Jensen bei der Frage der Tötung der Nerze rechtzeitig auf Warnungen des Serum Instituts reagiert hat.

Analytiker: Frederiksen will sich selbst retten

Lars Trier Mogensen meint, dass Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) nun in der Situation ist, dass sie persönlich in steigendem Maß Ziel der Kritik werden könnte.

„Die Alternative dazu, dass Mette Frederiksen Mogens Jensen entlässt, ist, dass ihr selbst die ganze Verantwortung zugeschoben wird“, so Trier Mogensen zu „Deadline“. Beim Umgang mit der Corona-Krise habe Frederiksen die Macht an sich gezogen, gerne das Lob entgegengenommen, nun trage sie auch die Verantwortung für Fehler.

„Wenn sie nicht Mogens Jensen opfert, wird der Fall eindeutig auf ihrem Schreibtisch landen, und das, denke ich, will sie verhindern“, so die Analyse.

Bei einem Pressegespräch im Anschluss an eine Fragestunde am Dienstag war Frederiksens Unterstützung alles andere als eindeutig. Auf die Frage, ob Mogens Jensen noch ihr Vertrauen genieße, sagte sie: „Ich habe grundsätzlich Vertrauen in alle meine Minister, aber nun wird es ja auch eine Untersuchung geben“.

Auf die Frage, warum sie nicht der illegalen Praxis ein Ende gemacht habe, als sie davon erfuhr, lautete die Antwort: „Ich habe vorausgesetzt, dass der Nahrungsmittelminister dies selbst macht.“

Mittwoch um 13 Uhr ist Mogens Jensen in eine Anhörung geladen. Auf Christiansborg wird spekuliert, ob er zu dem Zeitpunkt noch Minister ist.

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