Parteiaustritt

„Schmerzhafter“ Entschluss: Kristian Thulesen Dahl wirft hin

„Schmerzhafter“ Entschluss: Kristian Thulesen Dahl wirft hin

„Schmerzhafter“ Entschluss: Kristian Thulesen Dahl wirft hin

Ritzau/nb
Kopenhagen
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Es hat „einen Druck gegeben, dass ich jetzt einen Entschluss über meine Zukunft treffen soll“, führt Kristian Thulesen Dahl als eine Begründung für seinen Parteiaustritt an (Archivfoto). Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

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Der Mitbegründer und ehemalige Vorsitzende der Dänischen Volkspartei, Kristian Thulesen Dahl, tritt aus seiner Partei aus. Damit reiht er sich in die zahlreichen Austritte der vergangenen Wochen ein. Inger Støjberg, die am vergangenen Donnerstag mit den Dänemarkdemokraten eine neue Partei gegründet hatte, buhlt bereits um seine Mitgliedschaft.

Kristian Thulesen Dahl hat sich dazu entschlossen, aus der von ihm mitgegründeten Dänischen Volkspartei auszutreten. Das schreibt er selbst auf seinem Facebook-Profil.

Er bezeichnet seinen Entschluss als „schmerzhaft“ und führt weiter an, dass es „einen Druck gegeben hat, dass ich jetzt einen Entschluss über meine Zukunft treffen solle“.

Es wird kolportiert, dass die Partei erst dann den nächsten Schritt machen kann, wenn ich ausgetreten bin. Und wenn die Einschätzung des jetzigen Vorsitzenden lautet, dass ich austreten soll, dann ist dies der richtige Entschluss für mich.

Kristian Thulesen Dahl, Mitbegründer und ehemaliger Vorsitzender der Dänischen Volkspartei

Der jetzige Parteivorsitzende Morten Messerschmidt hatte am vergangenen Wochenende gesagt, dass die Zukunft des ehemaligen Parteivorsitzenden in der Partei geklärt werden müsse.

„Es wird kolportiert, dass die Partei erst dann den nächsten Schritt machen kann, wenn ich ausgetreten bin. Und wenn die Einschätzung des jetzigen Vorsitzenden lautet, dass ich austreten soll, dann ist dies der richtige Entschluss für mich“, schreibt Thulesen Dahl weiter auf Facebook.

Reihe an Parteiaustritten

Er ist die elfte Person in der Fraktionsgruppe, der die Dänische Volkspartei innerhalb des vergangenen halben Jahres verlässt.

Nach mehreren Wahlniederlagen überließ Thulesen Dahl Morten Messerschmidt den Parteivorsitz. Die aus der Partei ausgetretenen Personen haben diese für ein schlechtes Arbeitsklima kritisiert.

Bei der Folketingswahl 2019 wurde die Dänische Volkspartei auf 16 Mandate halbiert. Seit dem Wechsel des Parteivorsitzenden besteht die Fraktion nunmehr aus noch fünf Abgeordneten.

Neun Jahre lang Parteivorsitzender

Thulesen Dahl war neun Jahre lang Parteivorsitzender. Als Mitbegründer war er von Beginn an in der Partei vertreten, als diese im Jahr 1995 das Licht der Welt erblickte.

Zuvor hatten bereits der ehemalige stellvertretende Vorsitzende, Søren Espersen, und der langjährige Fraktionsvorsitzende, Peter Skaarup, die ebenfalls von Beginn an in der Partei dabei waren, ihren Austritt erklärt.

Dies geschah kurz nachdem Inger Støjberg am vergangenen Donnerstag eine neue Partei, die Dänemarkdemokraten, gegründet hatte.

Støjberg würde Thulesen Dahl willkommen heißen

Als Reaktion auf Thulesen Dahls Ankündigung, aus der Dänischen Volkspartei auszutreten, sagte Støjberg gegenüber „Ritzau“, dass dieser herzlich willkommen sei, sofern er sich in den Dänemarkdemokraten widerspiegeln könne.

Wenn er sich mit den Dänemarkdemokraten identifizieren kann und Lust dazu hat, ein Teil des Projektes zu sein, dann ist er natürlich willkommen. 

Inger Støjberg, Parteivorsitzende der Dänemarkdemokraten

„Wenn er sich mit den Dänemarkdemokraten identifizieren kann und Lust dazu hat, ein Teil des Projektes zu sein, dann ist er natürlich willkommen. Aber ich habe den Eindruck, dass er zunächst ein wenig Zeit benötigt, um zu sehen, ob das etwas für ihn ist“, so Støjberg.

Ihren Angaben zufolge haben die beiden noch nicht miteinander über eine mögliche Parteimitgliedschaft Thulesen Dahls bei den Dänemarkdemokraten gesprochen.

Mehrere ehemalige Mitglieder der Dänischen Volkspartei haben bereits angekündigt, in Støjbergs neuer Partei dabei sein zu wollen.

Kein Masterplan

In einem Interview mit „TV2“ sagt Thulesen Dahl, dass er nun überlegen wolle, wie es für ihn weitergehen soll.

„Es gibt keinen Masterplan von mir“, sagt er.

Allerdings begrüßte er die ausgestreckte Hand Støjbergs. Ob er jedoch ein Teil ihres Projektes sein solle, müsse er nun zunächst überlegen, so Thulesen Dahl gegenüber „Ritzau“ am Mittwochabend.

„Ich bin froh, dass ich in Ingers Partei willkommen bin. Aber ob ich ein Teil des Projektes sein soll, muss ich jetzt überdenken. Ich bewundere sie dafür, wie gut sie mit ihrem Projekt durchgestartet ist“, sagt Thulesen Dahl.

Und fügt mit Hinweis an seinen Parteiaustritt bei der Dänischen Volkspartei hinzu: „Wenn man einen solch schwerwiegenden Entschluss trifft, muss man sich Zeit geben, um über die Zukunft nachzudenken. Vielleicht ist das in Wirklichkeit auch der Anlass dafür, dass ich nach anderen Wegen jenseits der Politik Ausschau halten sollte? Dafür benötige ich Zeit, um darüber nachzudenken“, so der ehemalige Parteivorsitzende.

Thulesen Dahl hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt mitgeteilt, dass er bei der nächsten Folketingswahl nicht erneut für die Dänische Volkspartei kandidieren werde.

Der Artikel wurde um 19.23 Uhr um die Stellungnahme Thulesen Dahls gegenüber „Ritzau“ bezüglich einer möglichen Parteimitgliedschaft bei den Dänemarkdemokraten ergänzt.

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