Übergriffe

Sofie Carsten Nielsen entschuldigt sich für Sexismus bei den Radikalen

Carsten Nielsen entschuldigt sich für Sexismus bei den Radikalen

Carsten Nielsen entschuldigt sich für Sexismus

Kopenhagen
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Sofie Carsten Nielsen bereut ihr eigenes Agieren im Fall Østergaard. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

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Eine Studie deckt auf, dass es bei Radikale Venstre erhebliche Probleme mit Sexismus und sexueller Belästigung gibt. Nun will die Partei aufräumen.

Radikale Venstre sieht sich normalerweise als eine Partei, die sich für Gleichberechtigung stark macht. Doch dies Selbstverständnis bekam im Herbst erhebliche Kratzer, als der damalige Vorsitzende wegen mehrerer Fälle von sexueller Belästigung zurücktreten musste.

Nun belegt eine Studie, die die Partei in Auftrag gegeben hat, dass Morten Østergaard kein Einzelfall ist. 

30 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer geben an, sie hätten in mindestens einem Fall sexuelle Belästigung erlebt. Das Informationszentrum für Geschlecht und Gleichstellung, Kvinfo, hat die Studie erarbeitet.

Bis zu sexuellem Zwang

Radikalen-Chefin Sofie Carsten Nielsen gesteht ein, dass die Partei erhebliche Probleme mit Belästigungen und Sexismus hat. 

„Es schmerzt den Bericht zu lesen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass viel zu viele über die Jahre sexuelle Belästigungen und sexistische Verhalten bei Radikale Venstre erlebt haben. Und einige der Fälle sind sehr schwerwiegend“, schreibt sie auf Facebook.

Mit dieser Untersuchung wird kristallklar, dass wir gegenüber dem Ernst und Umfang blind gewesen sind.

Sofie Carsten Nielsen, politische Chefin von Radikale Venstre

In den schwerwiegendsten Fällen spricht der Bericht von sexuellem Zwang. Sieben Prozent der Frauen geben an, sie seien gegen ihren Willen begrapscht oder festgehalten worden. Ein kleinerer Anteil gibt an, sie seien gezwungen worden oder man habe versucht sie zu zwingen, sexuelle Handlungen auszuführen. Einzelne sprechen sogar von Vergewaltigung oder versuchter Vergewaltigung. Der größte Anteil der Fälle von sexuellem Zwang hat sich innerhalb der vergangenen zwei bis fünf Jahre ereignet. 

„Mit dieser Untersuchung wird kristallklar, dass wir gegenüber dem Ernst und Umfang blind gewesen sind“, so Carsten Nielsen. 

Mangelhafter Umgang mit Sexismus

Der Bericht bemängelt den Umgang der Partei mit Fällen von Belästigung und Sexismus. Ungefähr ein Drittel hat die Fälle der Parteiführung gemeldet. Von ihnen ist nur die Hälfte mit dem Umgang zufrieden. Von denen, die die Fälle nicht gemeldet haben, geben ein Teil als Begründung an, der Übergriff sei von Personen in führenden Positionen begangen worden.

„Wir könne folgern, dass der Umgang mit sexuellen Belästigungen mangelhaft war. Er hat Konflikte verstärkt und das Gefühl der Sicherheit untergraben“, heißt es in der Studie, 

Carsten Nielsen räumt ein, die Partei habe die Fälle nicht ordentlich gehandhabt. Auch sagt sie, sie bereue ihr eigenes Verhalten im Fall Østergaard. Sie hätte ihn früher zum Rücktritt drängen sollen. 

„Ich möchte mich daher im eigenen Namen und im Namen von Radikale Venstre entschuldigen“, schreibt sie an jene, die den Übergriffen ausgesetzt waren. 

Unabhängige Instanz

Nun soll aufgeräumt werden. Bereits im November hat die Partei eine unabhängige Kontaktinstanz eingerichtet, der man Fälle melden kann. 

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Slået op af Sofie Carsten NielsenOnsdag den 3. marts 2021

Ein Team zum Miteinander (samværsteam) soll Belästigungen, Sexismus und Mobbing vorbeugen.

„Ich habe keine Illusion, dass es leicht wird, oder dass uns nicht erneut Fehler unterlaufen können“, meint die Radikalen-Chefin, die gleichzeitig zu einer breiten gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Problem auffordert. 

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Umfang an sexuellen Belästigungen bei den Radikalen ungefähr dem entspricht, den man auch in anderen Teilen der Gesellschaft findet.

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