Kalter Krieg in der Arktis

Sorge vor Atommüll: Dänemark untersucht verlassene US-Basis

Sorge vor Atommüll: Dänemark untersucht verlassene US-Basis

Sorge vor Atommüll: Dänemark untersucht verlassene US-Basis

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Camp Century
Auf dieser Aufnahme des US-Militärs wird deutlich, weshalb die US Army das Projekt aufgab: Die Röhren hieltem dem Eis nicht stand. Foto: US Army

Die dänischen Behörden haben nach langem Druck aus Grönland zugesagt, Experten zu einer verlassenen US-Basis unter dem grönländischen Indlandeis zu schicken. Dort sollen sie den hinterlassenen Abfall untersuchen.

Die dänischen Behörden haben nach langem Druck aus Grönland zugesagt, Experten zu einer verlassenen US-Basis unter dem grönländischen Indlandeis zu schicken. Dort sollen sie den hinterlassenen Abfall untersuchen.

Wie das grönländische Parlament Naalakkersuisut mitteilt, wird die dänische Regierung zum Sommer Klima- und Umweltexperten in das verlassene Camp Century im Nordwesten Grönlands entsenden.

Grönländer fordern lückenlose Aufklärung

Der Streit um die Basis habe die Beziehungen innerhalb der Reichsgemeinschaft zwischen Dänemark und Grönland lange genug belastet, sagt die grönländische Umweltministerin Suka K. Frederiksen von der sozialdemokratischen Partei Simiut.

Jetzt fordere das Parlament "eine lückenlose Aufklärung der umwelt- und gesundheitsmäßigen Verunreinigungen und Risiken, darunter Radioaktivität", so Frederiksen.

Basis unter dem "ewigen" Eis hatte eigenen Atomreaktor

Der Hintergrund: Die Amerikaner haben das Camp bis zur Schließung vor 50 Jahren mit einem eigenen Atomreaktor mit Energie versorgt. Den Reaktor nahmen die Amerikaner 1967 mit zurück, doch Kühlwasser und anderer umweltschädlicher Abfall wurde zurückgelassen. Und dies, ohne das Wissen der Öffentlichkeit, die erst im vergangenen Sommer durch einen aktuellen Forschungsbericht davon erfuhr.

Dieser Bericht sagt vorher, dass das Eis um die Basis herum durch die Klimaerwärmung innerhalb der kommenden 75 Jahre verschwinden werde – wodurch die dort vermuteten schädlichen Substanzen in die Natur entlassen werden würden.

Betraut mit der Aufgabe, die Verhältnisse in dem verlassenen Camp unter dem Eis zu untersuchen, werden die Geologen vom Geus-Institut in Kopenhagen. Vize-Direktor Flemming Getreuer Christiansen sagt, dass bis zum Sommer mit den Untersuchungen begonnen werden sollte, weil es danach schwierig werden würde, das betreffende Gebiet überhaupt zu erreichen.

"Wir sollen dort Klimastationen errichten, um das Schmelzen des Eises zu messen und die Modelle zu erneuern, die vorhersagen, wie es sich weiterentwickeln wird", sagt Christiansen.

Amerikaner reagieren nicht auf Aufforderungen

Die Naturschutzorganisation Greenpeace begrüßt die Entwicklung. Der Arktis-Verantwortliche bei Greenpeace Dänemark, Jon Burgwald, mahnt aber dazu, dass jetzt Absprachen mit Grönland und den USA getroffen werden müssten, "was wir tun, wie wir es tun und wer es tut", damit nicht alles "30 Jahre lang in einer Schublade landet". 

Eines der großen Hindernisse in der Angelegenheit sind die Amerikaner. Washington hat bisher nicht auf Aufforderungen reagiert, hinter sich aufzuräumen und die verlassene Basis zu säubern.

So gesehen, sagt Burgwald, könne Dänemark immer wieder auf die Verantwortung der USA verweisen – doch weil die Genehmigung des  Stützpunktes keine Entscheidung der Grönländer, sondern der für die Außenpolitik Grönlands zuständigen Kopenhagener Regierung war, "muss es Dänemark und nicht Grönland sein, dass den Schwarzen Peter hält".

Camp Century Plan
Eine Skizze des Camp Century aus einem Bericht der US Army. Foto: US Army

Beim "Projekt Eiswurm" sollten Atomraketen gegen Russland stationiert werden

  • Von 1959 bis 1967 existierte die Basis Cmp Century unter dem Inlandeis.
  • Sie war das erste Glied im geplanten Projekt "Iceworm", bei dem hunderte Atomraketen unter dem arktischen Eis stationiert werden sollten.
  • 1966 wurde das Projekt endgültig aufgegeben, weil das Inlandeis sich als weniger stabil erwies als angenommen.Die Amerikaner nahmen den Atomreaktor wieder mit, hinterließen aber rund 9.200 Tonnen anderes Material mit dem Hinweis, dieses sei schließlich im Inlandeis eingeschlossen.
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