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Fehmarnbeltquerung: Arbeitskräfte fehlen, aber Bewerbungen werden abgewiesen

Fehmarnbeltquerung: Arbeitskräfte fehlen, aber Bewerbungen werden abgewiesen

Fehmarn: Dänische Arbeitskräfte angeblich nicht erwünscht

dodo/Ritzau
Kopenhagen
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Es mangelt an qualifizierten Arbeitskräften für den Fehmarnbelttunnel, trotzdem wurden bisher fast alle Bewerbungen abgelehnt. Foto: Femern A/S

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Die Gewerkschaft 3F wirft den Bauherren des Großprojektes vor, lieber ausländische Arbeitskräfte einstellen zu wollen, weil diese bereit sind, unter schlechteren Bedingungen zu arbeiten. Von 53 vermittelten dänischen Bewerberinnen und Bewerbern ist nur einer genommen worden.

Die großen Bauunternehmen der Fehmarnbeltquerung auf Lolland haben überhaupt kein Interesse an erfahrenen dänischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern wollen lieber ausländische Arbeitskräfte, die bereit sind, unter schlechteren Bedingungen zu arbeiten.

So lautet der Vorwurf der Gewerkschaft 3F, die viel Arbeit investiert hat, um Personal für das Projekt bereitzustellen.

„Bei einem Treffen Anfang Februar teilten uns die Unternehmen mit, dass ihnen 22 erfahrene Fahrerinnen oder Fahrer für Bagger und Planierraupen fehlen. Wir haben 53 Personen mit bis zu 36 Jahren Erfahrung gefunden, die wir an die Unternehmen weitervermittelt haben, aber ihnen wurde gesagt, dass sie nicht gebraucht werden, und jetzt wurden wir gebeten, keine weiteren Bewerberinnen und Bewerber zu schicken“, sagt Rasmus Pedersen, der Teamleiter bei 3F Lolland.

Das niederländische Konsortium Fehmarn Belt Contractors (FBC) hat den Zuschlag für die erste Stufe der Fehmarn-Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland, dem größten Bauprojekt in der dänischen Geschichte, bekommen.

Nur ein Bewerber genommen

FBC bestätigte gegenüber dem Gewerkschaftsblatt „3F“, dass nur einem der 53 Bewerberinnen und Bewerbern eine Stelle bei einem der dänischen Subunternehmer von FBC angeboten wurde.

„Nur ein Kandidat wurde dahingehend bewertet, dass er über die Qualifikationen und Erfahrungen verfügt, die wir für die Arbeit an unserem Projekt benötigen“, heißt es in einer schriftlichen Antwort.

Laut Rasmus Pedersen ist es in der Realität so, dass FBC ausländische Mitarbeiter einstellen möchte, die bereit sind, unter Bedingungen zu arbeiten, die weit von denen entfernt sind, was dänische Arbeitnehmer akzeptieren würden.

„FBC behauptet, dass sie nicht genug qualifizierte Arbeitskräfte bekommen können, aber ich denke, es geht um etwas ganz anderes. Dass sie nämlich versuchen, die dänischen Arbeitszeitregelungen so zu beugen, dass sie ihre ausländischen Mitarbeiter hier viel länger arbeiten lassen können“, so Pedersen.

Im Herbst 2020 gab es lautstarke Proteste gegen die Arbeitsbedingungen auf der Tunnelbaustelle, weil der FBC seine ausländischen Maschinisten an 28 aufeinanderfolgenden Tagen in 12-Stunden-Schichten arbeiten ließ.

Das sagt das Gesetz

Die Arbeitszeiten waren in Dänemark beispiellos, würden jedoch von der dänischen Arbeitsschutzbehörde abgesegnet, die die Genehmigung jedoch später wieder zurücknahm.

Nach dem Arbeitsschutzgesetz müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer innerhalb von sieben Tagen jeweils einen freien Tag haben. Als FBC nach starkem Druck im September 2020 eine Vereinbarung mit der Gewerkschaft schloss, wurde gleichzeitig eine Arbeitszeitvereinbarung getroffen, die vier freie Tage in der Zeitspanne von 28 Tagen vorsah. Zudem folgen auf die 28 Arbeitstage 28 freie Tage.

Laut „3F“ hat sich FBC zu der Kritik, lieber ausländische Arbeitskräfte einstellen zu wollen, bisher nicht geäußert.

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