Arbeitsbedingungen

Fast jeder fünfte Bauarbeiter ist aus dem Ausland – und wird dringend benötigt

Fast jeder fünfte Bauarbeiter ist aus dem Ausland – und wird dringend benötigt

Fast jeder fünfte Bauarbeiter ist aus dem Ausland – und wird dringend benötigt

jrp
Apenrade/Kopenhagen
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Auf dänischen Baustellen sind viele ausländische Mitarbeiter zu finden. Ihre Arbeitsbedingungen unterscheiden sich zum Teil jedoch von denen ihrer dänischen Kollegen. Foto: dpa

384.000 Ausländer waren 2018 in Dänemark beschäftigt – eine historisch hohe Zahl. Das stellt das dänische System jedoch vor Herausforderungen.

1.500 Euro, umgerechnet etwa 11.250 Kronen, bekommt ein Bauarbeiter aus Litauen, wenn er in Dänemark arbeitet. Für ihn das Doppelte von dem, was er in der Heimat verdient. Doch kaum ein Däne würde dafür die Arbeit machen. Erst kürzlich forderte Staatsminister Lars Løkke Rasmussen deshalb einen Mindestlohn. 

Allerdings ist der Lohnunterschied – dänische Bauarbeiter verdienen mehr – nicht der einzige Unterschied, der sich unter anderem auf den Baustellen im Land bemerkbar macht. So müssen die ausländischen Angestellten zum Teil unter schlechteren Bedingungen arbeiten, berichtet TV2. 

Pausenwagen ohne Licht und Wasser

TV2 berichtet von Pausenwagen für die Bauarbeiter, die sich unterscheiden. Dänische und schwedische Mitarbeiter haben einen modern eingerichteten Wagen mit Licht, fließendem Wasser und Bad. Derjenige der ausländischen Angestellten sei alt, dreckig und verfüge nicht über die Ausstattung. 

„Doch weil sie hier mehr verdienen als in der Heimat, finden sich die Angestellten aus dem Ausland mit solchen Bedingungen ab“, begründet Jens Arnholz, Arbeitsmarktforscher der Kopenhagener Universität, die Situation. „Wir haben noch nie zuvor ein B-Team von solcher Größe gehabt“, sagt der Forscher mit Blick auf die insgesamt 384.000 Arbeitnehmer aus dem Ausland. 

Bedingungen sind die Ausnahme

Laut der Branchenorganisation Dansk Erhverv kommt jeder zehnte Arbeitnehmer aus dem Ausland. Besonders in den Branchen Landwirtschaft, Gastronomie und Reinigung ist der Anteil besonders hoch. Jeder dritte Arbeitnehmer ist hier Ausländer. 

Experten sehen den Wirtschaftsaufschwung als Grund für den hohen Bedarf an Mitarbeitern, der durch dänische Bürger nicht gedeckt werden kann.

Peter Halkjær, Arbeitsmarktchef bei Dansk Erhverv, sieht die ausländischen Mitarbeiter als wertvoll an und erklärt, dass „der Unterschied, wie die Firmen mit ihnen umgehen, sehr groß ist“. Dass ausländische Angestellte unter solchen Bedingungen arbeiten müssten, sei nicht die Regel, meinte er gegenüber TV2 und ergänzte, dass sich die meisten Unternehmen an die Gesetze halten. 

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Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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