Ärztemangel

Ärztehäuser sollen medizinische Versorgung auf dem Land sichern

Ärztehäuser sollen medizinische Versorgung auf dem Land sichern

Ärztehäuser sollen medizinische Versorgung auf dem Land sichern

RK/SWA/Ritzau
Kopenhagen
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Auch wer länger krankgeschrieben ist, bekommt Lohn weitergezahlt. Die sozialdemokratische Regierung will die Regeln ändern, und dies hat Konsequenzen, meinen die Regionen als Arbeitgeber. Foto: Scanpix

Der Ärztemangel auf dem Land spitzt sich zu. Nun hat die Regierung erklärt, wie sie ihm entgegenwirken will. Experten sprechen von einer „Notlösung".

Die Regierung hat mit Unterstützung aller Parteien einen Beschluss zur Bekämpfung des Ärztemangels auf dem Land verabschiedet. Demnach dürfen die Regionen in den kommenden sechs Jahren sogenannte Ärztehäuser (lægeklinikker) betreiben. Bislang waren es vier Jahre gewesen.

Außerdem will die Regierung, dass Ärzte mehr Geld für die Behandlung schwerer Erkrankungen bekommen. Davon würden besonders die Mediziner auf dem Land profitieren, da die Rate schwerer Erkrankungen hier am höchsten ist. Bevor dieser Beschluss in Kraft treten kann, müssen die Regionen mit der Organisation der praktizierenden Ärzte (PLO) allerdings ein Bezahlungsmodell erarbeiten.

Im Januar hatte ein Regierungsausschuss 18 Vorschläge vorgelegt, um den Ärztemangel auf dem Land zu bekämpfen. Einige davon sind nun umgesetzt worden. Gesundheitsministerin Ellen Trane Nørby von der Partei Venstre ist mit der bisherigen Arbeit zufrieden: „Durch die Initiativen steigen die Chancen, Ärzte in ländliche Gebiete zu locken.“ In Zukunft wolle sie noch weitere der 18 Vorschläge diskutieren, heißt es von der Regierung.

Ärztemangel spitzt sich zu

Auch in Nordschleswig wird der Ärztemangel zu einem immer größeren Problem. Vor allem an der Westküste, wo über ein Dutzend Hausärzte kurz vor der Pensionierung stehen und keine Nachfolger für die Praxen in Aussicht sind. So arbeiten etwa in einer Scherrebeker Praxis drei Hausärzte zwischen 65 und 70 Jahren. Bereits im vergangenen Jahr haben die Regionen Äro und Esbjerg das Unternehmen Falck mit dem Betrieb von Ärztehäusern beauftragt, da es vor Ort nicht mehr genug Hausärzte gab.

Doch was sind die Gründe für den Ärztemange auf dem Land? Der 65-jährige Hausarzt Jürgen Jepsen aus Bredebro erklärte in einem Interview mit dem Nordschleswiger vor einigen Wochen: „Als wir das Krankenhaus in Tondern noch hatten, blieben die Ärzte nach ihrer Ausbildung oft im Landesteil.“ Nun sei das Krankenhaus nicht mehr da – und Nachfolger fehlten.

Deutlich höhere Kosten in Ärztehäusern

Gerade junge Ärzte entschieden sich Jepsen zufolge oft bewusst gegen eine eigene Praxis: „All dieser Verwaltungsaufwand, die schriftliche Nachweispflicht für sämtliche Arbeitsabläufe, die Planungsunsicherheit, das finanzielle Risiko, all das führt den Nachwuchs in sichere Stellen mit einer geregelten Arbeitswoche.“ Vor allem Ärztinnen entschieden sich laut Jepsen zunehmend für eine sichere 37-Stunden-Woche in Festanstellungen.

Sind Ärztehäuser also die Zukunft? Nein, sagt der Vorsitzende der Organisation der praktizierenden Ärzte, Jørgen Skadborg. Er hat in der Vergangenheit bereits mehrfach betont, dass regional betriebene Ärztehäuser „nur eine Notlösung“ seien. „Die Behandlungskosten liegen bedeutend höher“, sagt er. In Nordjütland gäbe es schon mehrere dieser regionalen Ärztehäuser und die Kosten pro Patient lägen dort zwischen 50 und 100 Prozent höher. 

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