Fußball-Randale

Sozialdemokraten schlagen Augenscanner am Stadioneingang vor

Sozialdemokraten schlagen Augenscanner am Stadioneingang vor

Sozialdemokraten schlagen Augenscanner am Stadioneingang vor

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Brøndby
Fans von Brøndby IF – hier beim Auswärtsspiel in Odense. Foto: Scanpix

Dänemarks Justizminister will Kollektivstrafen für Fußballrandalierer einführen. Die Sozialdemokraten wollen noch weiter gehen und die Vereine mit in die Verantwortung nehmen – und sie schlagen Augenscanner am Stadioneingang vor.

Dänemarks Justizminister Søren Pape Poulsen (Kons.) will, dass Randalierer bei Fußballspielen kollektiv für Schadenersatz verantwortlich gemacht werden können. Das wurde bei einer öffentlichen Sitzung des Rechtsausschusses des Folketings am Donnerstag deutlich.

Anlass der Sitzung war das Superliga-Spiel zwischen den rivalisierenden Vereinen Brøndby und FC København im August, bei dem maskierte FCK-Anhänger Polizisten angriffen und im Stadion der Gastgeber aus Brøndby randalierten.

Pape teilte mit, dass die Polizei derzeit prüft, ob ein im vergangenen Jahr verabschiedetes Maßnahmenpaket angewendet werden kann. Das sogenannte „Respektpaket“ hat zum Ziel, Personen im öffentlichen Dienst zu schützen. Eine der Maßnahmen ist die kollektive Schadenersatzverantwortung.

„Wir müssen auf sie draufhauen“

„Wenn die Bedingungen erfüllt sind, werden wir das knallhart durchziehen. Die Polizei prüft, ab man das Respektpaket anwenden kann, und wenn das so ist, dann wird es selbstverständlich genutzt“, sagt Pape. Doch sollte dies nicht der Fall sein, will der Justizminister sich die Gesetzgebung vornehmen. „Wir müssen auf sie draufhauen“, sagt er.

Die rechtspolitische Sprecherin der Sozialdemokraten, Trine Bramsen, sieht das ähnlich. „Das Spiel zwischen Brøndby und dem FCK ist ein guter Testfall dafür, ob man diese Gesetzgebung anwenden kann. Kann man das nicht in diesem Fall, der so grotesk ist, schreit das nach neuen Gesetzen“, sagt sie.

Sie meint, dass gewalttätige Fans und auch die Vereine die Rechnungen für zunehmenden Bedarf an Polizeiressourcen bei Fußballspielen begleichen sollten. So weit will der Justizminister denn aber nicht gehen: „Das ist meiner Meinung nach eine Rutschpartie. Was kommt denn dann als nächstes? Auch im Nachtleben gibt es Ärger, dann müssten wir Rechnungen an alle Kneipenbesitzer schicken oder an Danmark Rundt (Fahrradrennen, Red.), wenn sie die Polizei brauchen. Wir müssen aufpassen, dass wir keine halbprivatisierte Polizei bekommen“, sagt er.

Trine Bramsen will Augenscanner oder Fingerabdrücke

Derzeit können die Behörden lediglich maximal zweijährige Sperren für Fußball-Randalierer ausstellen. Die Vereine können hingegen sogar lebenslange Hausverbote für ihre Stadien aussprechen. Allerdings dürfen die Vereine solche  Informationen nicht untereinander austauschen. Das will Pape ändern. Und er will „diskutieren“, ob nicht längere Sperren durch die Behörden möglich sein sollten.

Mehrere Politiker im Ausschuss merkten zudem an, dass es fraglich sei, ob die Vereine die gesperrten Randalierer überhaupt sorgfältig genug identifizieren. Bramsen schlägt neue Technologien wie Augenscanner oder Fingerabdrücke vor. Damit könnten auch Polizeiressourcen eingespart werden, meint sie und erwartet eine Stellungnahme der Polizei.

Laut Justizministerium sind 29 Personen wegen der Vorfälle in Brøndby in 59 Fällen angezeigt worden. Weitere Anzeigen würden vorbereitet. 25 Polizisten sind bei den Auseinandersetzungen verletzt worden.

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