Ein Vorschlag des Arbeitgeberverbandes Dansk Industri (DI), der auf die komplette Öffnung des öffentlichen Lebens abzielt, sobald alle Personen über 50 Jahre, die sich impfen lassen wollen, geimpft worden sind, findet Unterstützung bei Venstre. Die liberale Partei möchte diesen Wunsch an den Gesundheitsminister weitergeben.

In einem Interview mit Politiken erzählt der Direktor von Dansk Industri, Lars Sandahl Sørensen, dass er hoffe, dass die Behörden sich darauf vorbereiten würden, die Gesellschaft so auszurichten, dass wir eine zeitlang mit Corona leben können, ohne dabei das öffentliche Leben heruntergefahren zu lassen.

Eine solche Periode solle nach Auffassung des Direktors des Arbeitgeberverbandes Dansk Industri, der große Teile der dänischen Wirtschaft repräsentiert, solange dauern, bis sich alle Personen über 50 Jahre und Personen, die zu einer Risikogruppe zählen, haben impfen lassen, sofern sie eine Impfung wünschen.

„Mit dieser Maßnahme würde die Wiederöffnung auch einen Schlusszeitpunkt bekommen. Wir hoffen alle, dass dies früher möglich sein wird, aber wenn dies nicht der Fall ist, sollte es möglich sein, den restlichen Teil der Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt zu öffnen“, sagt Lars Sandahl Sørensen in einer schriftlichen Stellungnahme.

Aufhebung aller Restriktionen gefordert

Mit einer kompletten Wiederöffnung meint der DI-Direktor eine Aufhebung aller Restriktionen, die es zum gegebenen Zeitpunkt noch gäbe.

Dies gelte auch für eventuelle Schließungen oder begrenzte Öffnungszeiten für Bars, Frisörsalons und ähnliche liberale Wirtschaftszweige. Dies gelte auch für ein eventuelles Versammlungsverbot.

Der DI-Direktor akzeptiert jedoch, dass es auch weiterhin eine Forderung nach einem Test bei der Einreise aus anderen Ländern geben könne.

Venstre unterstützt Öffnungswünsche

Von diesem Plan hat Lars Sandahl Sørensen auch Martin Geertsen, gesundheitspolitischer Sprecher bei Venstre, überzeugen können.

„Wir benötigen eine Reihe an Zielsetzungen dafür, wie wir Dänemark wieder geöffnet bekommen. Dieser Plan stellt eine gute Basis dafür dar“, sagt Martin Geertsen.

Er räumt ein, dass es noch Monate dauern könne, bis alle über 50 Jahre geimpft sind, und dass bis dahin noch viel passieren könne. Aber er findet, dass bereits die Zielsetzung für ein Licht am Ende des Tunnels attraktiv sei.

„Dies ist eine sehr viel bessere Alternative als das, was die Regierung mitgeteilt hat, nämlich dass wir einfach nur noch ein bisschen aushalten müssten – ohne eine feste Zielsetzung dafür, wann etwas geschehe“, sagt Geertsen.

Einheitsliste: Wie wollen wir in Zukunft mit Corona leben?

Der Corona-Sprecher der Einheitsliste, Peder Hvelplund, vertritt die Auffassung, dass es wichtiger sei, andere Dinge zu diskutieren, bevor man sich eine Ziellinie dafür setze, wann eine komplette Wiederöffnung stattfinden könne.

„Ich stimme darin überein, dass wir diskutieren sollten, wie wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der Corona Teil der Zukunft ist. Ich glaube, dass es wesentlich ist darüber zu sprechen, wie wir die Durchführung von Tests, die Infektionsnachverfolgung und das Impfen von Teilen der Bevölkerung sicherstellen können. Aber von einer kompletten Wiederöffnung im Laufe des Aprils zu reden, finde ich ein wenig verfrüht, da wir noch nicht wissen, wie die weitere Entwicklung aussehen wird“, so Hvelplund.

Radikale Venstre: Leben wird wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren

Demgegenüber sieht der gesundheitspolitische Sprecher der Radikalen Venstre, Stinus Lindgreen, etwas Wertvolles darin, allen in Dänemark erzählen zu können, dass ein Tag komme, an dem das Leben wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehre.

„Sie haben absolut Recht darin, dass wir etwas benötigen, auf das wir uns freuen können. Wir müssen zum Ausdruck bringen, dass die Schließung vorübergehend ist, und dass es auf der anderen Seite so werden wird, wie wir es kennen, mit Besuchen im Restaurant, in der Bar oder gemeinsam mit unseren Freunden auf Konzerten“, meint Lindgreen.

Ob das so geschehen solle, wie Dansk Industri es vorschlägt, möchte er gerne mit Epidemieexperten näher erörtern.

Er hebt jedoch hervor, dass die Coronasituation zu dem Zeitpunkt, zu dem alle, die zu einer Risikogruppe zählen und Personen über 50 geimpft sind, durchaus ganz anders und einfacher zu handhaben sein könne.