Naturschutz

Zu unnatürlich: dänischen Wäldern geht es schlecht

Zu unnatürlich: dänischen Wäldern geht es schlecht

Zu unnatürlich: dänischen Wäldern geht es schlecht

Ritzau/jrp
Kopenhagen
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Der Wald in Dänemark wird viel zu sehr forstwirtschaftlich genutzt. Das schadet der Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Foto: Jeppe Bjørn Vejlo/Ritzau-Scanpix

Ein neuer Bericht zeigt, dass die Vielfalt an Pflanzen und Tieren in den dänischen Wäldern kleiner geworden ist. Schuld daran sei die wirtschaftliche Nutzung der Wälder. Es gebe jedoch eine einfache Lösung, heißt es von Forschern aus Aarhus.

Im sogenannten Novana-Bericht, in dem jährlich der Zustand der Natur in Dänemark erfasst wird, heißt es unter anderem, dass die Biodiversität – das heißt die Vielfalt von Tieren und Pflanzen – in den dänischen Wäldern geringer geworden ist. 

Einfache Ursache

Die Ursache dafür sei einfach zu erklären, sagen Forscher der Universität in Aarhus. 

„Wir haben diesen Zustand, weil die dänischen Wälder forstwirtschaftlich genutzt werden. Den Wäldern fehlen alte Bäume und totes Holz, das  vielen Tieren, Insekten und Pflanzen als Lebensraum dient. Nahrungsketten sind deshalb unterbrochen, die Vielfalt schwindet“, erklärt Seniorforscher Rasmus Ejrnæs.

Die intensive Forstwirtschaft schaffe außerdem hohen Bäume mit fast lichtundurchlässigen Kronen eine dunkle Atmosphäre, die lichtabhängigen Arten das Gedeihen erschwere, heißt es von dem Experten weiter. 

Einfache Lösung

Um das zu ändern, gebe es eine einfache Lösung, meint Ejrnæs. „Wir müssen dem Wald Platz verschaffen, um auf natürliche Weise wachsen zu können und nicht in den natürlichen Prozess eingreifen“, so der Seniorforscher.

Die Regierung hat auf frühere Vorschläge von Forschern reagiert, denn das Problem ist nicht neu. So sieht das sogenannte Naturpaket vor, dass in den kommenden zehn Jahren 28.000 Hektar Wald sich selbst überlassen werden sollen – also ohne Eingriff des Menschen bestehen sollen.

 

Dänemark hat eine Fläche von 2.221.000.000 Hektar. 534.000 Hektar davon sind Wälder. Staatliche Waldgebiete machen etwa 100.000 Hektar aus. Der Rest ist in privater Hand. In den kommenden zehn Jahren sollen 28.000 Hektar des staatlichen Waldes unberührt wachsen dürfen. Das entspricht einer Fläche von cirka 50.000 Fußballfeldern.

Oppositionsparteien wollen mehr Wälder ungenutzt lassen

Das, so heißt es von der Sozialistischen Volkspartei und den Sozialdemokraten, sei jedoch nicht ausreichend. Sie schlagen vor, die Fläche auf 75.000 Hektar auszuweiten.

Naturschutzbund fordert zu Handeln

Auch vom dänischen Naturschutzverband Danmarks Naturfredningsforening kommt Kritik. Präsidentin Maria Reumert Gjerding sagt: „Der neue Novana-Bericht zeigt erneut, dass die Natur in Dänemark im Rückwärtsgang ist. Wir haben deshalb viel Arbeit vor uns, um der Vielfalt der Natur die Möglichkeit zu geben, zurückzukehren.“

Sie fordert die Politiker deshalb auf zu handeln: „Das Problem wurde politisch auf die lange Bank geschoben. Uns fehlen heute politische Handlung und Initiativen, die den Rückgang der Vielfalt zurückbringen.“ 

Jedes Jahr gibt das nationale Überwachungsprogramm für Wasser und Natur (Det Nationale Overvågningsprogramm for Vandmiljø og Natur, Novana) einen Bericht heraus, der die Entwicklung der Natur im Land unter die Lupe nimmt. Der neueste Bericht wurde kürzlich vorgestellt. Darin heißt es unter anderem, dass die Biodiversität in den dänischen Wäldern weiterhin rückgängig ist. 

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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