Riese

Ein Freund des Baums

Ein Freund des Baums

Ein Freund des Baums

Geilau/Geilå
Zuletzt aktualisiert um:
Baumexperte Steffen Gerlspeck und Landwirt Hans David bewundern die 200 Jahre alte Eiche. Foto: Karin Riggelsen

Fachagrarwirt und Baumexperte Steffen Gerlspeck aus Klein-Jündewatt hat nach einem Sieben-Tonnen-Astbruch die Baum-Veteranen der Famile David in Geilau unter die Lupe genommen.

Als von Hans Davids Eiche vor Kurzem ein sieben Tonnen schwerer Ast abbrach, wurde ihm aus mehreren Gründen mulmig: Wann fällt der nächste Ast ab? Hat die Familie dann vielleicht nicht das gleiche Glück wie vor einigen Wochen, als niemand im Garten war? Und kann der über 200 Jahre alte Baum überhaupt im Garten stehen bleiben?

Am Mittwoch erhielten er und seine Frau Anja Antworten auf ihre Fragen, denn der Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung, Steffen Gerlspeck aus Klein-Jündewatt/Lille Jyndevad, reagierte auf den Artikel über die Geilauer Baumpracht und stattete dem Landwirt einen Besuch ab.

„Das sind prächtige Bäume und eine Seltenheit“, sagte Gerlspeck bei der Besichtigung der Eiche und einer Buche, die daneben steht. Die Bäume sind sicherlich zur selben Zeit um das Jahr 1800 herum gleichzeitig gepflanzt worden.

Fachagrarwirt Steffen Gerlspeck untersucht die alte Eiche. Foto: Karin Riggelsen

Traumberuf: Baumveteranen bewahren

Der Fachagrarwirt hat seinen Beruf gewählt, weil er solche Baumveteranen wie die in Geilau möglichst lange erhalten möchte.

„Beginnt man bei diesen alten Bäumen mit massiven Schnittmaßnahmen in der Krone, werden Schäden an den Bäumen entstehen, die nicht zu reparieren sind“, sagt er.

Viele Gartenbesitzer würden selbst zur Motorsäge greifen, oder sie kennen jemanden.

„Jeder kann sägen", sagt Gerlspeck, „aber man sollte nicht wahllos an einem Baum herumschnipseln, sondern einen Fachmann zurate ziehen.“

 

Experten wissen, was sie tun

Viele wüssten nicht, dass es Baumexperten wie ihn gebe.

„Sie fragen vielleicht beim Gärtner nach, doch auch dieser ist nicht spezialisiert genug. Was in so einem Baum vorgeht, ist kompliziert und oft auch von der Art abhängig“, erzählt er.

Das Beste, was man machen könne, sei, den Baum einfach in Ruhe und wachsen zu lassen. „Auf der Weide ist das kein Problem, doch im Garten oder im öffentlichen Raum kann die Verkehrssicherheit durch einen solchen Baum schon gefährdet werden“, so der Fachmann.

Der Schwefelporling war der Täter. Foto: Karin Riggelsen

Auch als Amateur könne man erkennen, wann es einem Baum nicht mehr gut gehe: Kleine Blätter, keine Austriebe und Löcher seien Zeichen, dass dem Baum etwas fehlt. Fachagrarwirte wie er könnten dagegen eine Diagnose stellen.

Schwefelporling war der Täter

Bei Hans und Anja Davids Baum in Geilau war der Schwefelporling der Täter – eine Pilzart, die sich manchmal im Baum versteckt und aussieht wie gelber Bauschaum – wenn er sich denn nicht gänzlich im Baum versteckt.

„Diese Pilzart darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, so Gerlspeck, doch bekämpfen könne man sie auch nicht.

 

Eiche bleibt erhalten

Die Riesen-Eiche wird aber dennoch für Jahrzehnte im Garten der Davids stehen bleiben, denn man kann den Baum sichern. „Das ist weder aufwendig noch kostenintensiv", sagt Gerlspeck, muss aber von einem Fachmann durchgeführt werden.

„Einige Gartenbesitzer versuchen dies selbst mit Seilen, aber es muss schon ein Kronsicherungssystem, bestehend aus Stahlseilen, sein“, erklärt er.

„Runter muss der Baum definitiv nicht“, so der Baumexperte schließlich über die kranke Eiche – und darüber freut sich Hans David, denn die Eiche stand schon im Garten, als er vor fast vier Jahrzehnten den Hof übernahm. Übrigens gemeinsam mit einer Buche, die genauso alt ist.

„Solche Bäume sieht man wirklich selten", freut sich Steffen Gerlspeck, ein Freund des Baums.

 

Auch eine alte Buche steht auf dem Anwesen von Hans David. Foto: Karin Riggelsen
Mehr lesen

Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
„Vertrauenskrise in den Medien“