Falschparker

Remondis lässt den Müll liegen

Remondis lässt den Müll liegen

Remondis lässt den Müll liegen

Antje Walther/shz.de
Harrislee
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Am Wendekreis hielt das Müllfahrzeug und fuhr wieder am ohne die gelben Säcke. Foto: Antje Walther

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Müll-Ärger in Harrislee: Anwohner der Hermine-Knuth-Straße werfen dem Abfuhr-Unternehmen vor, sie „erziehen zu wollen“.

Eine Arbeitswoche lang häuften sich die gelben Säcke der halben Hermine-Knuth-Straße in Harrislee im Wenderondell. Nicht zum ersten Mal binnen weniger Monate drohten die Leichtverpackungen bis zur nächsten Runde von Remondis in 14 Tagen liegen zu bleiben. Der Grund auch an diesem Montag: Parkende Fahrzeuge blockierten die Wendeanlage, begründet Kai Hauschild, Betriebsstättenleiter in Schleswig von der Firma Remondis. 

„Remondis will uns erziehen“, glauben hingegen die Anwohner. Sie haben nichts falsch gemacht, sind dennoch „Leidtragende“ und verstehen auch nicht, warum der Remondis-Hecklader nicht wie andere Müllfahrzeuge in den hinteren Straßenabschnitt hineinfährt und dort wendet. Und warum Säcke, die wenige Schritte vom Fahrzeug entfernt lagen, nicht eingesammelt werden. 

 

Remondis will uns erziehen.

Anwohner der Hermine-Knuth-Straße in Harrislee

 

 

 

Schließlich gab es am Freitag nach hartnäckiger Korrespondenz der betroffenen Anwohner dann doch noch einen Ortstermin, freundliche Worte und eine außerreguläre Abfuhr. 

Die Firma ist sogenannte Drittbeauftragte des Kreises. Hans-Jürgen Hansen von der Abfallwirtschaft Schleswig-Flensburg skizziert grundsätzlich das duale als paralleles System zum öffentlich-rechtlichen. Als eine der Aufgaben der Abfallwirtschaft nennt Hansen zwar Abfallberatung. Für das Einsammeln der leichten Verpackungen in gelben Säcken in Harrislee ist aber die Firma Remondis beauftragt.

Wenn direkt an der Wendeanlage (Mitte) ein Fahrzeug steht, sammelt Remondis keine gelben Säcke aus dem hinteren Straßenabschnitt (nach rechts) ein. Foto: Antje Walther

Kai Hauschild von Remondis führt aus, dass die Aufgabe der dualen Systeme sei, „die bundesweite Sammlung, Sortierung und Verwertung der lizensierten Verkaufsverpackungen zu organisieren.“ Für diese Dienstleistung bezahlten Handel und Industrie an die dualen Systeme sogenannte Lizenzentgelte. „Wenn andere Abfälle in den gelben Säcken bereit gestellt werden, können diese nicht mitgenommen werden, da keine Lizenzentgelte bezahlt werden und es zu Problemen in den Sortieranlagen führen kann.“ Was hinein gehört, steht auf den Säcken selbst. Der Schleswiger Betriebsstättenleiter empfiehlt die Website muelltrennung-wirkt.de

„Die gesammelten gelben Säcke werden in der Niederlassung in Schleswig in den Umschlagbereich gekippt und anschließend zu größeren Transporteinheiten zusammengefasst. Über Spediteure werden die gelben Säcke dann bei den Sortieranlagen angeliefert“, beschreibt Hauschild den Weg der Leichtverpackungen. 

Parkplatzprobleme in der Pandemie 

Im konkreten Fall in Harrislee war nicht die falsche Füllung der gelben Säcke der Grund fürs Liegenlassen, sondern ein blockierter Wendekreis. Gerade in der Pandemie und angesichts vieler Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, so beobachtet Kai Hauschild von Remondis, „sind die Parkmöglichkeiten vielerorts nicht ausreichend, so dass dann in Kreuzungsbereichen geparkt wird, und unsere Fahrer Probleme beim Abbiegen haben.“ Auch Baustellen aufgrund des Breitbandausbaus nennt er als häufige Herausforderung für die Fahrer der Hecklader. 

Die Hermine-Knuth-Straße ist so breit, dass zwei Autos einander passieren können. Zur Linken stehen Reihenhäuser, zur Rechten Einfamilienhäuser. Links vorbei an der Wendeanlage, die reguläre Parkplätze an der Seite hat, macht die Straße einen Bogen in den hinteren Teil mit weiteren Wohnhäusern. Die Menschen eben dieses Teils der Straße und auch die Reihenhausbewohner blieben an jenem Montag auf ihren gelben Säcken sitzen, die sich zehn Meter hinter dem Wenderondell türmten. 

Ein Falschparker, viel liegengelassener Müll 

Der Falschparker, der sein Fahrzeug am Rondell abgestellt hatte, bekam von seinen Nachbarn (immerhin für eine Ordnungswidrigkeit) einen freundlichen Zettel unter den Scheibenwischer geklemmt, dies doch zumindest an Tagen der Müllabfuhr sein zu lassen. Auch am Bäumchen im Wendekreis heftet ein freundlich formuliertes Blatt mit Skizze, um künftigen Müllärger zu vermeiden. 

Einer der Anwohner, ein Berufskraftfahrer, sei dennoch der Ansicht, dass bei einem abgestellten Auto dort immer noch ausreichend Platz zum Rangieren wäre, sagen die Nachbarn. Der Einladung zum Ortstermin ist Remondis inzwischen gefolgt und hat die Säcke eingesammelt. 

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